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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Clare, unter ihren Röcken sind die Weiber alle gleich." Mit dem Messer spießte Robert eine Zwiebel auf, ehe er Walter mit diesen eigenartig grünen Augen fixierte. „Und die Zeit wird kommen, wenn deine schöne Cousine trotz all ihres affektierten Getues unter mir liegt, stöhnend und nach mir gierend."
    Walter griff nach dem Dolch, der im Ärmel steckte. „Du vergisst, dass du über meine Verwandte redest", sagte er warnend.
    „Nein, ich vergesse niemals etwas." Roberts Hand schnellte vor, ergriff Walters Handgelenk und drückte es auf den Tisch. „Du solltest keine Klinge gegen mich führen, de Clare, falls du nicht willst, dass dir die Gucker ausgestochen werden."
    Seine Finger waren wie ein Schraubstock, als sie Walters Hand zwangen, sich zu öffnen. Der kleine Dolch fiel auf den Fußboden, als Belesme abrupt den Griff lockerte.
    „Roger wird gegen dich sein."

    „Der Bastard?" Roberts Lippen verzogen sich abfällig, während er über Eleanors Halbbruder nachdachte. „Nein. Du und die Demoiselle setzt zu viel Vertrauen in ihn.
    Sein Ehrgefühl wird zu groß sein, um ihn das tun zu lassen, was getan werden muss.
    Ich hingegen lasse mir nichts in den Weg kommen."
    Plötzlich gab es am Tisch auf dem Podest eine Bewegung, als Gräfin Mary aufstand, sich die Hände auf den Bauch presste und ihren Gatten anschrie: „Du Unhold! Du hast mich vergiftet!" Beim Sprechen war ihr Gesicht weiß geworden. „Ich verfluche dich und alle deines Geschlechts."
    Gilbert stieß fast den Tisch um, als er versuchte, sie zu erreichen. „Es sind deine eigenen Nachkommen, die du verdammst."
    Sie kippte nach vorn, stieß gegen den ohnehin schon in Unordnung geratenen Tisch und fiel darunter. Stöhnen und Schreie vermischten sich, während sie sich wie besessen auf den Binsen wand. Gilbert stand mit geballten Händen über ihr. „Ich habe dich gewarnt, Mary. Ich habe gesagt, ich würde dich verstoßen, und bei Gott, das werde ich tun!"
    Entsetzenslaute liefen durch die Menschenmenge. Robert schlug den Weg zum vorderen Teil der Halle ein, genau in dem
    Moment, da Prinz Henry sich zwischen Gilbert und dessen gestürzte Gemahlin stellte. Viele der sie umgebenden Leute bekreuzigten sich und reckten die Hälse, um besser sehen zu können. William gebot seinem Gastgeber Einhalt, indem er ihm fest die Hand auf die Schulter legte.
    „Tritt zurück, damit man deine Frau versorgen kann. Henry, kümmere dich um Gräfin Mary." William erblickte Roger und winkte ihn zu sich. „Kannst du sie aufheben?"
    „Ja."
    Henry kniete sich vor der stöhnenden Frau hin, zwang ihr den Mund auf und flößte ihr etwas Wein ein. Sie würgte und übergab sich dann. Er nickte Roger zu. „Lass sie uns auf eine Bank heben, so dass wir besser sehen können. Und jemand soll den Medicus holen."
    Gilbert bezwang seinen Zorn, nachdem er zu der Erkenntnis gelangt war, dass seine Frau tatsächlich äußerst krank war. „Mary . . . Mary . . . was ist denn mit dir los?"
    Roger stieß ihn zurück. „Lass andere Leute sich mit ihr befassen. So, wie die Dinge liegen, haben alle Anwesenden gesehen, dass du von demselben Essen gegessen und aus demselben Becher getrunken hast. Miss ihren Anschuldigungen keine Bedeutung bei."
    „Aber . . . Mary ..." Gilberts Gesicht schien einzufallen. „Oh, Gott! . . . Mary!"
    Roger und Henry hoben die Kranke auf und legten sie auf eine Bank. Sie atmete schwer, und der Schweiß troff ihr von der Stirn. Derweil der Prinz ihr ein Tuch auf das feuchte Gesicht drückte, rief er: „Wo ist der Beichtvater der Dame?"
    Diener bahnten sich einen Weg und trugen die Burgherrin an den verblüfften und entsetzten Gästen vorbei hinaus. William nickte Gilbert zu. „Ich komme als Zeuge mit dir."

    Ängstlich ging Eleanor auf und ab. Nacheinander waren ihre Schwestern, die Verwandten der Mutter, sogar deren Kammerzofe herbeigerufen worden, um Abschied zu nehmen. Niemand hatte jedoch sie geholt. Sie wartete immer noch, als die Morgenröte rosig in das schwach erhellte Zimmer drang. Die alte Herleva döste neben der großen flachen Kohlenpfanne und ließ sie mit ihren Gedanken allein. Das Gefühl der Schuld, überhaupt zu existieren, lastete schwer auf Eleanor.
    Auch wenn die Mutter ihr keine Liebe entgegenbrachte, so bedeutete dies nicht, dass sie ihr gleichgültig war.
    „Lea." Roger betrat die Kammer.
    „Ist sie . . .?"
    Er schüttelte den Kopf. „Ich denke, bald. Möchtest du mit mir in die Kapelle gehen?"
    „Du denkst nicht, dass Papa mich
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