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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Roger, denn sonst könnte ich nicht im selben Raum mit dir bleiben. So, wie die Dinge liegen, bist du schon verschwitzt genug. Sieh dir dein Hemd an. Es klebt an deinen Brusthaaren." Die strahlend blauen Augen wurden wieder geschlossen, doch pflichtbewusst hob Roger die Arme, um ihr behilflich zu sein, ihn von dem Hemd befreien zu können. Er war nun nackt bis zur Taille. Fasziniert starrte sie ihn an. Er hatte jetzt mehr Muskeln als damals, da er fünfzehn gewesen war, sehr viel mehr. Die gezackte Narbe einer kaum verheilten Wunde verlief zwischen seinem Schulterblatt und der Wirbelsäule. Eleanor zeichnete sie sacht mit den Fingerspitzen nach, ehe sie sich vorneigte und sie leicht mit den Lippen berührte. Unwillkürlich empfand er einen Schauer.
    „Wie bist du daran geraten?" fragte sie.
    „Belesme. Bei dem einen Mal, als ich Gilbert zu Hilfe kommen musste, begegnete ich Belesme auf dem Schlachtfeld."
    „Aber die Narbe ist auf deinem Rücken, Roger."
    „Ja", stimmte er grimmig zu. „Robert ist es gleich, von welcher Seite er mich angreift, vorausgesetzt, seine Hiebe treffen mich."
    Belesme. Der Eleanor und Roger verhasste Name hing zwischen ihnen in der Luft.
    Jedem von ihnen widerstrebte es, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Schließlich nickte sie.
    „Er war letzte Woche hier."
    „Prinz Henry hat es mir erzählt."
    Sie senkte die Stimme und murmelte beinahe: „Er will sich mit mir verheiraten, Roger. Ich . . . ich kann das nicht tun! Ich kann nicht jemanden wie ihn heiraten."
    Beruhigend drückte Roger ihr die Hand und wollte sie neben sich ziehen, doch er schaute in ihre feuchten dunklen Augen und musste den Blick abwenden. Noch war die Zeit nicht gekommen, ihr sein Geheimnis zu verraten. „Lea, Henry und ich werden dafür sorgen, dass du das nicht tun musst. Aber jetzt möchte ich mein Bad haben", wechselte er das Thema.
    „Nein." Sie schüttelte den Kopf, als sie sich hinkniete, um Roger die Strumpfbänder zu lösen. „Ich habe viel darüber nachgedacht und beschlossen, dass ich es vorziehe, die Braut Christi zu werden statt die des Teufels."

    „Nein! Lea, dazu wird es nicht kommen. Lass mich nur ein Weilchen ruhen, und dann werde ich dir sagen, was wir tun müssen." Ihr gesenkter Kopf war dicht vor ihm, so dass er auf ihr schimmerndes dunkles Haars sehen konnte. Bei allen Heiligen, sie war wirklich schön. Mühsam riss er den Blick von ihr los und versuchte, den Wandbehang zu betrachten, auf dem Satan dargestellt war, wie er Christus in Versuchung führte. Ihre Hände waren kühl und sanft, als sie ihn anfasste, schienen ihn jedoch überall dort, wo sie seine bloße Haut berührte, zu verbrennen. Er hatte viele Frauen besessen, und keine Beziehung hatte mehr als zwei, drei Tage gedauert, doch keine Frau hatte ihn je so berührt wie Lea. Wie kam es, dass das, was man am wenigsten bekommen konnte, das war, was man am meisten ersehnte? Alles, was er wusste, war, dass er sich seit dem Tag, an dem sie ihn dem Eroberer zur Kenntnis gebracht hatte, demselben Tag, an dem er herausgefunden hatte, dass nicht das gleiche Blut in ihren Adern floss, nach ihr gesehnt hatte, und zwar auf eine Weise, die reines Verlangen weit übertraf. Im Sattel, im Bett, sogar auf dem Schlachtfeld, war sie ihm nie restlos aus den Gedanken gegangen. Doch nun, da Courteheuse gestattet hatte, dass sie Belesme zur Frau gegeben wurde, war es an der Zeit zu handeln. Und später, irgendwann, wenn sie in Sicherheit war, würde er ihr sagen, was er für sie empfand, ihr erzählen, was er sich auf dieser Welt am meisten wünschte, und dann die Hoffnung nicht aufgeben, dass es das sein würde, was auch sie sich wünschte. Im Moment jedoch wagte er nicht, das Risiko einzugehen, ihr zu sagen, er sei nicht ihr Bruder.
    „Roger?" Sie hatte die Strumpfbänder gelöst und schaute ihn ängstlich an. „Bist du in Ordnung?"
    „Ja."
    „Nun, du wirst aufstehen müssen, wenn ich weitermachen soll. Ich kann dir deine Beinlinge nicht ausziehen, wenn du sitzt."
    Verlegen stand er auf. Sie machte das Gurtband auf und ließ die Beinlinge zu Boden fallen. Und nun stand Roger nackt vor ihr.
    „Du bist wirklich schön, Roger. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann so schön sein kann."
    Er errötete unbehaglich, zwar erfreut darüber, dass sie seinen Anblick erbaulich fand, jedoch peinlich berührt durch
    seine wachsende Erregung. Er musste ins Wasser kommen. Schnell wandte er sich ab, damit Eleanor ihn nicht mehr von vorn sah, und stieg in den Badezuber.

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