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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Schönheit, sogar Prinz Henry. Es heißt, der Eroberer hat sie zur königlichen Braut bestimmt, doch ihre edle Mutter hat sie der Kirche zugeführt."
    „Trotzdem! Roger redet über sie eher wie ein liebeskranker Verehrer denn ein Bruder." Hugh de Searcy räusperte sich und spuckte aus. „Bei den Minnemalen Christi! Sieh ihn dir an. Es ist nur Minuten her, seit wir Rast gemacht haben, und er ist schon wieder zum Weiterreiten bereit."
    Falls Roger FitzGilbert das Murren seines Knappen und seines Soldaten gehört hatte, ließ er sich das jedoch nicht anmerken. Stattdessen überprüfte er ungeduldig den Sattelgurt und zog ihn straffer. Ohne jedes Wort schwang er sich in den Sattel und riss so heftig an den Zügeln, dass das Pferd sich aufbäumte. De Searcy, de Valence und die anderen Männer, die ausgewählt worden waren, um ihn zu begleiten, hasteten zu ihren Pferden, doch ihr Anführer war ihnen bereits ein Stück voraus.
    „Ich bin gewillt, ihn unbeaufsichtigt den ganzen Weg nach Fontainebleau reiten zu lassen, mit nichts anderem als seinem
    verdammten Temperament als Begleitung", sagte Hugh zu allen, die ihn hören konnten, während er die ihn schmerzenden Knochen in den Sattel beförderte.
    „Nein, Hugh, es ist ziemlich wenig, was er von uns verlangt. Er selbst treibt sich am härtesten voran." Jean Merville strich sich das volle rostfarbene Haar zurück und stülpte den Helm auf den Kopf. „Und wenn Roger uns antreibt, dann muss er seine Gründe dafür haben. Ich für meine Person folge ihm, wohin er geht. Das habe ich geschworen." Schwerfällig saß er auf. „Denn er ist der beste Herr, den ein Mann haben kann."
    Roger ritt weiter, sich offenbar nicht der Tatsache bewusst, dass sein gesamtes Gefolge weiter hinter ihm zurückblieb. In den zwei Tagen, seit Henry mit der Nachricht eingetroffen war, dass Robert de Belesme Eleanor de Nantes zur Gattin verlangt und das diesbezügliche Versprechen bekommen hatte, war Roger nicht imstande gewesen, an etwas anderes zu denken, und unverzüglich losgeritten. Und im Verlauf dieser zwei Tage hatten der Schock und das Entsetzen nicht nachgelassen. Roger konnte noch immer nicht daran denken, dass Eleanor und Belesme zusammen waren, ohne sich körperlich krank zu fühlen. Lea, die schöne Lea, so klein, so zart, so zierlich gewachsen . . . Seine freie Hand umklammerte den Knauf des Sattels, während er gegen eine neue Welle der Übelkeit ankämpfte. Nein, Eleanor konnte nicht zu dem Teufel gehen, da sie Roger gehörte. Er schloss die Augen, weil sogar die Welt rund um ihn vor Ekel zu schwanken schien.
    Er hatte keinen Schlaf gefunden. In der ersten Nacht hatten er und Henry zusammengesessen, bis die Binsenlichter erloschen waren. Sie hatten gestritten und Pläne gemacht, bis sie sich gegenseitig überzeugt hatten, dass es noch möglich war, Eleanor zu retten. Und nun war es an ihm, sie zu überzeugen, dass noch nicht alles verloren war. Er hielt sein Pferd zu noch schnellerem Schritt an. Trotz der Schmerzen und der Erschöpfung konnte er sich nur auf die Tatsache konzentrieren, dass er an diesem Abend Lea wiedersehen und sein ihr gegebenes Versprechen erneuern würde. Ihr Gesicht schien ihm vor den Augen zu schweben. „Nein, Lea", sagte er.
    „Ich bin noch immer dein Streiter, sogar bis ans Ende meines Lebens.,"
    „Sieur! Sieur!" Aubery trieb sein Pferd an, während er versuchte, seinen Herrn einzuholen. „Sieur! Wenn dir nichts an uns liegt, dann achte zumindest auf das Pferd, das du reitest!" Der Knappe war von all dem Schreien atemlos, als er Roger einholte. „Bei allen Heiligen, Sieur, aber der Hengst wird dich nicht viel weiter tragen." Aubery schnappte nach Luft, als Roger sich seiner bewusst wurde.
    „Ich möchte Fontainebleau noch vor Sonnenuntergang erreichen."
    „An welchem Tag?" Der junge Aubery streckte die Hand aus und griff in die Zügel.
    „Wenn wir gezwungen sind, zu zweit auf einem Pferd zu reiten, bezweifele ich, dass wir es vor morgen schaffen."
    Roger schaute nach unten und bemerkte die nassen Flecke, die durch die Schabracke des Pferdes drangen. Starker Schweiß glänzte auf den kraftvollen Flanken und Schultern seines stattlichen Rosses, und Schaumfetzen befleckten seinen Waffenrock. Er nickte. „Ja. Wir werden langsamer und im Schritt reiten, aber wir halten nicht an."
    „Sieur ..." Aubery hatte das mit der Vertraulichkeit eines Menschen gesagt, dessen Beziehung zu seinem Herrn sicher war. „Gibt es nichts, das du mich wissen lassen
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