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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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konnten. Nun, sollte das Mädchen den Trost des Bruders haben. Früh genug würde es als Belesmes Braut auf Erden keinen Trost mehr für Eleanor de Nantes geben.
    Roger schaffte es aus eigener Kraft zu der ihm bestimmten Gästekammer. Er lehnte jede Hilfe von seinen Männern ab und zog es stattdessen vor, sich allein auf Eleanor zu stützen. Sie führte ihn zu einer niedrigen Bank und befahl den anderen Anwesenden, einen Waschzuber aus der Küche zu holen.
    „Sag . . . nein, bitte Schwester Margo um heißes Wasser, Aubery. Und Hugh, hol Leinen von Schwester Alice. Du, Jean, hilfst mir, Roger die Rüstung auszuziehen. Es ist kein Wunder, dass er müde ist." Eleanor drehte sich zu Merville um und bemerkte zum ersten Mal den erschöpften Ausdruck seines Gesichts. „Jean, du siehst fast wie der Tod aus. Nun, wenn du nur Rogers Stiefel ausziehen kannst, werde ich den Rest erledigen."

    „Nein!" Rogers Augen öffneten sich. „Du bist keine Dienerin. Außerdem wäre das unziemlich."
    „Ich bin deine Schwester", stellte sie entschieden fest. „Kannst du nicht sehen, dass diese Männer ebenso müde sind wie du? Ich hingegen habe hier kaum etwas anderes zu tun, als zu ruhen und zu beten." Um ihre Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, ergriff sie den Rand seines Helms und zog daran. Er war indes gut angepasst und wollte nicht vom Kopf kommen, doch schließlich schaffte sie es nach mehrmaligem Zerren und Rucken.
    „Bei allen Heiligen, Lea, bist du grob! Im Vergleich zu dir hat Aubery die Hände eines Kindes!"
    „Und ich wette, dass er in solchen Dingen mehr Erfahrung hat", stimmte sie fröhlich zu. „Ich hatte keine Ahnung, dass der Helm so fest sitzt."
    „Es würde nicht viel nützen, wenn er das nicht täte. Dann könnte ein Hieb ihn mühelos herunterwerfen."
    „Oh!"
    Eleanor schnürte die Seiten von Rogers Waffenrock auf und furchte dabei die Stirn.
    „Du hast dein Wappen noch nicht darauf angebracht."
    „Nein. Ich steige so schnell in der Welt auf, dass ich nicht weiß, welches ich benutzen soll. Ich habe einmal daran gedacht, den weißen Hasen zu benutzen, aber Henry sagt, ich würde ihn mehr an einen Falken denn an einen Hasen erinnern."
    „Das will ich hoffen. Ein Hase lässt eher an Feigheit denken." Eleanor zog den Waffenrock über Rogers Kopf und warf ihn auf den Fußboden.
    „Ein Wappentier ist ein Sinnbild, und es kommt darauf an, was man daraus macht.
    Eigentlich mag ich den Hasen. Er ist schnell und schützend gefärbt."
    „In dieser Sache bin ich Henrys Ansicht. Vom Bastard von Nantes bis hin zum Herrn der Condes - das klingt, als seist du so hoch wie der Falke gestiegen, Bruder."
    „Vielleicht nur, um wie der Hase zu rennen, Lea." Er schloss die Augen, um ihrem fragenden Blick zu entgehen.
    Sein Kettenhemd war im neuesten Stil gemacht, mit angeschnittener Haube, die Kopf und Hals bedeckte. Eleanor löste die Befestigung an der Schulter und versuchte, es ihm auszuziehen. Gehorsam hob er die Hände, um ihr behilflich zu sein.
    „Vorsicht! Ich habe so sehr geschwitzt, dass Aubery es polieren muss, damit es nicht rostet."
    „Ich weiß." Angewidert rümpfte sie die Nase. „In der Tat, du stinkst."
    Hugh und Jean und ein Diener, den sie nicht kannte, schleppten einen schweren, riesigen Kessel aus der Waschküche herein. Er war schon zum Teil mit dampfendem Wasser gefüllt. Die Männer beäugten Eleanor mit einer Mischung aus Belustigung und Verlegenheit. Sie hatten kaum einen Zweifel daran, dass sie noch nie zuvor einen nackten Mann gesehen hatte, und warteten auf ihre Reaktion. Als Hugh und Jean beziehungsvolle Blicke tauschten, bemerkte Roger das und furchte die Stirn.
    „Verlasst uns."

    „Aber, Sieur..."
    „Verschwindet zu euren Schlafdecken. Lea behauptet, dass ich euch heute fast in den Tod geritten habe."
    „Aber. . ."
    „Und ich hege nicht den mindesten Zweifel, dass ihre Hände sanfter sind als deine, Hugh. Fort mit euch, doch lost aus, wer vor der Tür schläft."
    Aubery zögerte, nicht sicher, ob er auf die Unziemlichkeit der Situation hinweisen solle oder nicht. Roger ahnte dessen Gedanken. „Nein, Lea ist meine Schwester, wie sie euch oft genug sagen wird. Außerdem habe ich viel mit ihr zu besprechen."
    Genau in dem Moment, als die Männer Lose für die Wache zogen, machte Eleanor sich wieder daran, Roger von seiner Rüstung und seinen Kleidern zu befreien.
    Während Eleanor ein Kleidungsstück beiseite legte, schüttelte sie den Kopf. „Ich danke Gott, dass wir nicht im Juli sind,
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