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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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wissen kann, wohin ich dich bringen will."
    „England ist ihm nicht unbekannt, Bruder. Du scheinst zu vergessen, dass auch er dort Ländereien hat." Gedankenverloren beschrieb sie mit der Spitze ihres Schuhs Kreise im weichen Sand. „Was ich sagen will, ist, dass Belesme hinter uns herkommen wird. In England sind wir nicht vor Entdeckung gefeit."
    „Das weiß ich. Aber ich hoffe, mich eines mächtigen Verbündeten versichert zu haben, bis Robert uns gefunden hat." Nachdenklich schaute Roger ins Sonnenlicht und furchte die Stirn. „Und falls mir das nicht gelingt, fliehen wir nach Byzanz, so wie ich dir das gesagt habe."
    „Und dann würdest du für immer jede Hoffnung aufgeben müssen, deine Ländereien zurückzubekommen! Nein, ich kann nicht zulassen, dass du das tust!"
    „Lea . . ." Über ihren Kopf hinweg konnte Roger die interessierten Blicke seiner Soldaten sehen. Er legte ihr den Arm um die Schultern, wandte sie von den Männern ab und sagte dabei mit gesenkter Stimme: „Lea, meiner Ländereien wegen muss ich mir keine Sorgen machen. Ich baue darauf, dass Henry sie für mich hält. Komm, lass uns heute abend nicht mehr über Robert de Belesme reden", fuhr er einschmeichelnd fort.
    „Aber ich ängstige mich um uns!" Eleanor wollte sich in seine Arme schmiegen, doch er rückte von ihr ab.
    „Zweifelst du an meiner Fähigkeit, dich beschützen zu können?"
    „Nein . . . ja . . . ach, ich weiß nicht... es ist keine einfache Sache, sich der Kirche, dem Lehnsherrn und der Familie zu widersetzen, Roger. Es wird nicht nur Belesme sein.
    Die Welt wird gegen uns sein."
    „Und das erschreckt dich." „Ja."
    Roger legte Eleanor die Hände auf die Schultern und betrachtete ihr Gesicht. „Sag mir, und sag mir die Wahrheit, Lea - hast du Angst um mich oder um dich?"
    Sie wandte den Blick ab. „Um uns beide."

    „Nein, Lea, so ist es nicht. Sieh mich an und antworte mir."
    „Na schön", sagte sie leise. „Ich habe Angst um dich."
    „Du denkst, ich sei Belesme nicht gewachsen." Rogers blaue Augen waren eindringlich und ernst auf Eleanor gerichtet. „Und du hast nicht Recht. Außerdem gibt es jetzt keinen anderen Weg."
    „Nein, ich könnte Belesme heiraten", flüsterte sie.
    „Habe ich richtig gehört, Lea? Das hast du nicht gesagt."
    „Doch." Sie nickte. „Nun, da wir hier sind, sehe ich keinen anderen Weg. Es ist Torheit zu denken, dass wir Belesme entrinnen können."
    „Lea." Mit einer Fingerspitze berührte Roger leicht ihre fast verheilten Verletzungen.
    „Erinnerst du dich an die Schläge, die du von Fuld bekommen hast? Nun, Robert kann zehnmal schlimmer sein. Du weißt, er hat Fuld die Zunge herausschneiden lassen, und außerdem wollte er ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen lassen, bevor er stirbt. Ich habe mit Robert in Williams Gefolge gedient und kenne ihn.
    Wenn er das erste Mal mit dem Abendessen oder mit deinem Kleid unzufrieden ist, wird er dich zu Tode prügeln lassen."
    „Wenn ich ihm Söhne gebäre ..." Unsicher hielt Eleanor inne.
    „Und was ist, wenn du das nicht tust? Deine Mutter hat keine Söhne geboren", erinnerte Roger sie behutsam. „Robert ist nicht wie Gilbert. Er könnte dich töten, um eine andere zu heiraten."
    „So gibt es kein Glück für mich!" rief sie aus. „Ich kann mein Nonnengelübde ablegen und in Fontainebleau verrotten, oder ich kann Robert heiraten und in Belesme verrotten."
    „Nein. Ich kann dir ein besseres Leben in England versprechen, wenn du bloß Vertrauen zu mir hättest. Lea, du vertraust mir doch, oder nicht?"
    „Ja."
    „Dann lass mich nichts mehr über diese dummen Ängste hören. Wir reisen aus Rouen ab, sobald meine Reiter mir berichtet haben, dass alles vorbereitet ist." Roger wandte sich ab und schrie seinen sich raufenden Männern zu: „Stellt die Zelte auf!
    Wir kampieren hier, bis meine Schwester unter dem Schutz von Courteheuses Eskorte in Rouen Einzug hält!"
    Der Herzog der Normandie, prächtig in karmesinfarbenes und goldenes Tuch gehüllt, ritt persönlich aus der Stadt, um Eleanor zu begrüßen. Derweil er absaß und herbeikam, damit sie ihm vorgestellt wurde, fand sie es leicht zu begreifen, warum man ihn Courteheuse nannte. Er hatte nicht das gute Aussehen Prinz Henrys und war gewiss auch nicht so groß wie dieser. Sie entsann sich, dass der Eroberer ihr erzählt hatte, wie klein seine Gemahlin Mathilde gewesen war, und nahm an, dass deren ältester Sohn nach der Mutter geschlagen war. Mehr noch, seine Beine waren

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