Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
Vom Netzwerk:
unproportioniert kurz. Aber sein Benehmen war gutmütigderb und übertrieben freundlich.
    „Demoiselle", rief er, ehe er sie erreichte. „Bist sogar hübscher, als Henry gesagt hat, falls das überhaupt möglich ist."
    Ehrerbietig sank sie vor ihm auf die Knie und murmelte: „Hoheit, du bist sehr freundlich."
    „Ich heiße dich an meinem Hofe willkommen", verkündete er, während er sie hochzog. Dann drehte er sich zu einem Herrn an seiner Seite und sagte freimütig:
    „Es ist kein Wunder, dass Robert sie und keine andere haben will."
    „Demoiselle." Beim Klang von Prinz Henrys Stimme wirbelte sie herum und fand ihre Hände von seinen herzlich ergriffen. „Du hast uns in Schrecken versetzt, als wir hörten, dass Fuld Nevers dich gefangen hielt."
    „Ja, Demoiselle Eleanor", stimmte Courteheuse zu, „aber als wir erfuhren, dass FitzGilbert und Robert dir zu Hilfe kamen, waren wir sicher, dass dir kein Leid widerfährt."
    „Ich habe das nie gedacht", hielt Henry Courteheuse vor.
    „Ja, und du wolltest eine Armee zusammenrufen und wärest selbst losgezogen, hättest du die Möglichkeit gehabt, eine Armee aufzustellen. So jedoch hast du mir zugesetzt, dir einige Männer von Bec zu überlassen. Gott sei Dank hat sich das als unnötig herausgestellt." Der Herzog winkte einige gut gekleidete Höflinge zu sich und sagte: „Erlaube mir, mein liebes Kind, dir die Grafen von Blois, Artois, der Champagne und auch Rannulf de Coutance, William de Egremont, Henri d'Abrances und Geoffrey de Monthermer vorzustellen." Alle erwiesen Eleanor durch eine höfliche Verneigung die Ehre. „Meine Herzogin und die Damen ihres Gefolges wären auch gekommen, doch ihre Zeit nähert sich, und die Ärzte haben ihr vom Reiten abgeraten." Der Herzog schaute eine gebieterisch aussehende Frau an, die immer noch im Herrensitz auf ihrem Pferd saß, und nickte.
    „Meine Schwester Adela ist an Stelle meiner Gattin gekommen, um dich willkommen zu heißen." Die Prinzessin neigte leicht den Kopf.
    Unwillkürlich entsann sich Eleanor, dass Henry ihr vor langer Zeit erzählt hatte, seine Schwester Adela habe das Wesen einer Viper. Ein Blick in das hochmütige Gesicht der Dame, die hoch zu Ross saß, verriet ihr, Henry habe nicht übertrieben. Indes war Adela die Tochter des Eroberers, und Eleanor sank neben deren Pferd in eine tiefe Ehrenbekundung.
    „Erhebe dich, Demoiselle, damit wir zurückreiten können. Die Sonne steht hoch, und es ist heiß." Adela beugte sich vor. „Ah, FitzGilbert, deine Rückkehr an den Hof meines Bruders ist eine höchst willkommene Abwechselung. In Erwartung deiner Ankunft bemalt und pudert Marie sich bereits das Gesicht."
    Roger errötete. „Die Demoiselle de Coutances hat Kunstgriffe kaum nötig", erwiderte er trotz seines Errötens in glattem Ton.
    „Ja." Adela warf einen bedeutungsvollen Blick auf Rannulf de Coutances. „Aber ihr Bruder möchte, dass sie einen höher geborenen Galan hat."
    Henry neigte sich vor und raunte Eleanor zu: „Die beiden reden über Marie de Coutances, Demoiselle, denn es ist sehr gut bekannt, dass sie deinen Bruder anhimmelt."

    „Ist sie sehr schön?" fragte Eleanor unbedacht.
    „Sehr." Henry schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. „Aber längst nicht so wie du.
    Ich wette, du wirst die Höflinge gegeneinander aufbringen. Ich habe mir lange gewünscht, dich herzubringen, um den eingebildeten Damen an diesem Hof eine seltenere Schönheit vorzuführen. Ich wünschte nur, du wärst unter anderen Umständen hergekommen."
    Aber Eleanor hatte Henry kaum beachtet. In ihr war das echte Bedürfnis entstanden, Demoiselle Marie zu treffen und kennen zu lernen, weil sie herausfinden musste, ob diese Rogers Geliebte war.
    „Demoiselle. . ." Henry lächelte immer noch. „Ich überschütte dich mit überschwänglichem Lob, und du beachtest mich nicht. Wäre ich weniger von mir überzeugt, wäre ich niedergeschmettert."
    „Oh. . .um Vergebung, ich vermute, ich habe daran gedacht, warum ich hier bin."
    „Ich wette, das ist genug, um jede Maid geistesabwesend zu machen. Hier, lass mich dir hinaufhelfen." Henry wies auf den Zelter, den Aubery herbeigeführt hatte. „Mein Geschenk für dich, Demoiselle, zu deiner Verlobung. Ein schneller Renner", fügte er bedeutungsvoll hinzu. Seine braunen Augen richteten sich auf Eleanors dunklere, und sein Blick hatte den herzlichen Ausdruck vertraulicher Verschworenheit. Er verschränkte die Hände und beugte sich vor, damit Eleanor sie als Steigbügel

Weitere Kostenlose Bücher