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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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mein Weib, würde sie jedenfalls nicht im Lager sein. Du hast eine hübsch aussehende Frau."
    „Diese beiden Entlaufenen, die ihr sucht. . . was haben sie getan?" fragte Eleanor mit Unschuldsmiene.
    „Denkst du, Belesme würde unseresgleichen das sagen?
    Nein, uns hat man nur gesagt, wir müssten Roger FitzGilbert und Eleanor de Nantes finden. Wenn ihr mich fragt, dann ist das ein vergebliches Unternehmen, denn ich bezweifele, dass FitzGilbert einen Hafen aufsucht. Aus allem, was ich über ihn gehört habe, schließe ich, dass er so durchtrieben ist wie Graf Robert. Nein, ich würde sagen, dass er und die Dame inzwischen in Frankreich bei König Philippe in Sicherheit sind." Der Hauptmann wandte sich wieder an Roger. „Sir, falls du einen reichen Herrn und seine schöne Begleiterin auf der Straße sehen solltest, dann suche die Obrigkeit auf. Die Sache ist fünfhundert Silbermark für dich wert."

    „Fünfhundert Silbermark! Du lieber Himmel, aber wir könnten sie brauchen", murmelte Roger, als sähe er darin ein Vermögen.
    „Ja, für dich und mich würde das bedeuten, ein Leben lang zu kämpfen, um auch nur ein Viertel davon zu sehen, nicht wahr?" Mit einer Kopfbewegung wies der Hauptmann zum Kai und zeigte auf Robert de Belesme. „Dort ist mein Herr. Er erwartet uns. Nun, ich nehme an, wir werden hinuntergehen und ihm sagen müssen, dass die Suche ergebnislos verlaufen ist."
    „Und was dann?"
    Der Mann zuckte mit den Schultern. „Es ist eine undankbare Aufgabe, weil die Kaufleute und Städter protestieren werden, doch ich nehme an, wir werden noch einige weitere Häfen schließen müssen und niemanden ohne einen von den Beamten des Herzogs der Normandie ausgestellten Pass an Bord gehen lassen dürfen."
    „Nun, ich wünsche dir bei deiner Suche viel Glück, aber ich muss Joan zu ihren Verwandten bringen, denn sonst wird das Kind geboren, ehe wir sie erreicht haben."
    „Was ist dein Ziel?"
    „Humphrey de Granvilles Bergfried. Er ist ein Cousin meiner Frau."
    „Nun, ich bin nicht aus der Gegend. Daher kenne ich den Mann nicht. Aber ich wünsche dir eine gefahrlose Reise, Sir. Und dir, Frau, eine gefahrlose Niederkunft."
    „Meinen Dank", murmelte Eleanor, erleichtert, weil der Mann endlich Anstalten machte, sich zu entfernen.
    Als die Bewaffneten vorübergezogen waren und den Weg über die steilen Holzstufen, die zum Anleger führten, eingeschlagen hatten, wandte Eleanor sich Roger zu und fragte: „Und was jetzt, Bruder?"
    „Wir verstecken uns in den Wäldern und hoffen, dass wir uns ernähren können", antwortete er, unvermutet grimmig. „Nein, noch sind wir nicht erledigt, Lea. Soll Belesme doch die Häfen schließen. Es gibt immer noch einen Ausweg, falls wir so lange durchhalten, bis Belesme an einen anderen Ort gezogen ist." Er tätschelte die Hand, die seinen Arm hielt. „Komm, wir müssen hier weg, ehe wir erkannt werden."
    Gemächlich führte er Eleanor zu den Pferden und setzte sie in den Sattel, bevor er die Bündel auf dem Packpferd überprüfte. Dann setzte er sich auf seinen stattlichen Braunen, ruckte an den Zügeln und schlug einen langsamen, gemütlichen Schritt aus der Stadt an. Erst als die Stadttore hinter ihm lagen, spornte er das Tier zum Galopp an.
    „Was ist unser Ziel?" schrie Eleanor ihm hinterher, während sie ihr Pferd antrieb.
    „Das wirst du früh genug sehen!" brüllte er zurück. „Weit ist es nicht."
    Eleanor begutachtete die Schlafdecken, die sie innerhalb der Mauern einer aufgegebenen Kapelle ausgebreitet hatte, und seufzte. Gewiss, es war nicht Nantes oder Rouen, es war nicht einmal Fontainebleau, aber das Gebäude lag weit genug von der Hauptstraße entfernt. Mehr noch, die alte Straße, die zu der Kapelle geführt hatte, war verlassen und von Unkraut überwuchert gewesen. Eleanor ging um die geborstenen Mauern und inspizierte den Ort. Eine Feldmaus huschte in einer Ecke unter einem Holzstoß hervor, rannte, um sich wieder zu verstecken, dorthin, wo die Apsis gewesen war, und verschwand unter herabgefallenen Steinen. Das Gotteshaus hatte kein Dach mehr, aber im Sommer spielte es keine Rolle, unter dem Sternenhimmel zu schlafen. Eleanor ging da hin, wo der Altar gestanden hatte, und stellte sich vor, wie die Kapelle einmal ausgesehen haben musste. Sie konnte noch nicht vor langer Zeit zerstört worden sein. Wind und Regen waren es noch nicht gelungen, die Stellen auf dem Fußboden zu verwischen, wo der Altar und die Statuen der Heiligen gestanden hatten.
    Eleanor

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