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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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schrak zusammen, als seine Stiefelschritte auf dem Steinfußboden ertönten.
    Sie ergriff den juwelenbesetzten Dolch, den er ihr zurückgelassen hatte, und wirbelte herum. Grinsend stand Roger da und hielt ein totes Kaninchen und ein Tuch mit allerlei Kräutern in der Hand.
    „Du hast mich erschreckt."
    „Das sehe ich." Er hielt seinen Fang zur Begutachtung hoch. „Ich habe die Falle eines armen Wilderers ausgeraubt, Lea, aber das war das Beste, was ich tun konnte. Ich sage dir, die Waffen eines Ritters sind von geringem Nutzen, wenn man kleines Wild jagen will."
    Wider Willen mußte Eleanor kichern. „Ja, ich wette, dass dem so ist." Neugierig beäugte sie das Kaninchen. „Wie bereiten wir es zu?"
    „Nun, Demoiselle, möchtest du es gekocht oder geröstet? Auch diese Kräuter hier müssen gekocht werden."
    „Kräuter?"
    „Ja, mit etwas Salz sind sie genießbar, Lea, und werden helfen, dir den Magen zu füllen." Roger wandte sich zum Gehen, aber sie hielt ihn auf, indem sie ihm die Hand auf den Arm legte. „Nein, ich werde die Wildkräuter reinigen, es sei denn, du möchtest diese Aufgabe übernehmen."
    „Oh. Wenn das der Fall ist, geh mit meinem Segen, Bruder", erwiderte Eleanor lachend.
    „Sieh zu, ob du Feuer machen kannst, derweil ich fort bin."
    Draußen sammelte sie trockenes Gras und kleine, abgebrochene Zweige und häufte sie in der Mitte einer Fläche auf, die sie auf dem Fußboden freigemacht hatte. Sie benutzte Rogers Feuersteine, die er in den Satteltaschen mit sich führte, und schlug sie immer wieder aneinander, bis Funken sprühten und ein kleiner roter Punkt im Gras zu glühen begann. Sie beugte sich näher und pustete sacht, bis das Heu sich entzündete und dann brannte. Zufrieden legte sie einige größere Stöcke und Zweige in die Flammen und wartete, bis auch sie Feuer gefangen hatten.
    Roger kehrte zurück und machte einen groben Spieß, spießte das enthäutete und gesäuberte Kaninchen auf einen grünen Stock und legte es zum Rösten über das Feuer. Er entfernte die Lederriemen von Richard of Clemences altertümlichem Topfhelm, füllte ihn mit Wasser aus einem Balgbeutel und ließ die Kräuter hineinfallen. „Stell das auf das Feuer, derweil ich das Salz hole, Lea", befahl er.

    „Ja."
    Er ging zu den Bündeln und suchte nach seinem großen Brocken Salz und einem kleinen Messer. Er kehrte zurück, kratzte etwas Salz in den Topfhelm und legte den Brocken beiseite. „So, Lea, alles, was wir jetzt tun müssen, ist warten."
    „Wie hast du gelernt, so etwas zu machen, Roger?" fragte sie fasziniert.
    „Ich habe dir gesagt, dass das Leben eines Soldaten ganz und gar nicht so ist, wie du denkst, Lea. Eine Armee reist mit leerem Magen, und viel zu oft gehen die Nachschubwagen verloren. Ich habe viel von den Reisigen des alten William gelernt." Roger streckte sich auf einer begrasten Stelle aus und bettete den Kopf hoch. „Wende das Kaninchen, wenn es braun wird, ja? Man muss es mindestens viermal umdrehen, um sicher zu sein, dass es gar ist."
    Eleanor bedachte das aufgespießte Kaninchen mit einem zweifelnden Blick, nickte jedoch. „Es ist nicht meine Schuld, falls dein Abendessen verbrennt. Von solchen Dingen habe ich wenig Ahnung."
    „Dann wird es Zeit, dass du lernst, Lady Joan."
    Sie ging zu Roger und ließ sich neben ihm fallen. „Ach, Roger, du hast keine Ahnung, wieviel kühler und angenehmer es ohne dieses um meine Taille gebundene Ding ist.
    Hier, so kannst du es nicht bequem haben. Ich bin weicher als der Erdboden." Sie hockte sich hinter Rogers Kopf und bettete sich ihn in den Schoß. „So. Das ist besser, nicht wahr?"
    „Ja."
    „Roger ..." Sie zupfte Grasstückchen von seinem blonden Haar fort. „Wie kommt es, dass man diese schöne Kapelle zerstört hat?"
    „Befehl des alten William. Er wollte ungehindert in diesem Wald jagen."
    „Ich dachte, er hätte Gotteshäuser erbaut, so wie die Kirche in Caen."
    „Ja, und er hat auch diese Kapelle ersetzt. Aber er wollte große Teile des Waldes für seinen Nutzen reservieren. Jeder,
    der hier wildert, geht das Risiko ein, eine Hand zu verlieren, wenn man ihn schnappt.
    Nein, erschrick nicht, Lea. Falls wir geschnappt werden, wäre Wilderei die geringste unserer Sorgen." Roger legte den Kopf auf Eleanors Schoß bequemer hin und schloss die Augen.
    Er sah müde aus. Blaue Ringe lagen unter seinen Augen, und Falten der Erschöpfung zeigten sich an seinen Mundwinkeln. Eleanor fing an, ihm die Stirn und Schläfen zu massieren,

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