0220 - Kampf mit der Mumie
Namen.«
Da Kara nichts sagte, schwieg auch Suko. Die Schöne aus dem Totenreich dachte nach. Sie legte dabei ihre Stirn in Falten und strich mit der Kuppe des Zeigefingers über den schmalen Nasenrücken. »Das ist ja interessant«, murmelte sie.
»Was ist so interessant?« fragte Suko.
»Die ganze Konstellation. Ich…ich kenne sie. Ich habe schon davon gehört.«
»Wann?«
»Früher.«
Wenn Kara früher meinte, war das nicht gestern oder vorgestern, da konnte man ruhig andere Zeitangaben einsetzen, wie Tausende von Jahren.
»Werde mal deutlicher!« verlangte Suko.
»Da müßte ich eigentlich bis in das alte Ägypten zurückgehen«, sagte sie. »Ich habe dir ja von Radamar erzählt. Er war nicht nur ein Zauberer und Magier, sondern er stand auch mit dem Totenreich und damit zusätzlich mit Anubis in Verbindung. Wer aber den Weg zu Anubis geschafft hatte, den wollte er ganz. Der sollte keinem anderen dienen, sondern ihm voll und ganz zur Verfügung stehen. Das wußte auch Radamar, doch er wollte nicht. Er traute dem Braten nicht, denn er wußte, daß es zahlreiche Götter gab, die sehr stark waren. Deren Gunst wollte er sich ebenfalls versichern. Deshalb griff er zu einer List. Er hatte die Gabe, seine Persönlichkeit zu teilen, das heißt, er konnte seine Seele in zwei Hälften spalten…«
»Ist das nicht ein wenig fantastisch?« fragte Suko.
»Nein, nein, laß mich weiterreden. Radamar teilte also seine Seele in zwei Hälften. Die eine Hälfte stellte er Anubis zur Verfügung, die andere Hälfte diente den Göttern. Beide, Anubis und die Götter, wußten allerdings nichts von dem Spiel des Radamar, der einmal auf der Seite des Bösen stand, zum anderen auf der Seite des Guten. Er trieb ein Doppelspiel und hatte immer noch eine Karte in der Hinterhand. Wie ein Joker, sehr raffiniert gemacht. Während die eine Hälfte der Seele in das Totenreich eindrang, ging die andere nicht in die geheimnisvolle Götterwelt ein, sondern geriet immer wieder in die Körper von Menschen. Ich glaube, es war 500 Jahre nach Radamars Seelenspaltung, da glitt der eine Teil in den Körper eines Weisen, der auch Pharao wurde und dem man nach seinem Tod ein prächtiges Grab gab. Die Leiche wurde einbalsamiert und für eine Mumienbestattung vorbereitet. Allerdings hatte Anubis inzwischen bemerkt, daß er hintergangen worden war und furchtbare Rache geschworen. Durch irgendeine finster Magie gelang es ihm, die Seele des Radamar innerhalb der Mumie zu fesseln, der zweite Teil konnte nicht mehr freikommen, und nur noch der erste lebte. Es war genau der, der Anubis diente.«
»Was hat das alles mit der Gegenwart zu tun?« wollte Suko wissen.
Kara kümmerte sich nicht um seine Frage, sondern wandte sich an den Schakalköpfigen. »Habe ich recht mit meiner Vermutung?«
»Ja.«
»Gut.« Kara lächelte. »Jahrtausende vergingen. Die Menschheit entwickelte sich weiter. Es entstanden neue Länder, neue Völker, die alten Legenden wurden vergessen, aber sie starben nicht. Ebensowenig wie der Geist innerhalb der Mumie verging und auch Anubis seine Rache nicht vergessen hatte. Erst als man die Mumie fand, da wurde der Bann des Totenherrschers gebrochen, der Geist kam wieder frei. Er glitt aus der Mumie, suchte sich ein neues Opfer, aber er fand keins, das ihn ansprach, also kehrte er wieder in den Körper zurück und mußte erleben, daß man ihn, die Mumie, auf ein Schiff lud, um sie nach London zu schaffen, wo sie irgendwann ausgestellt werden sollte. Man hat dabei ziemlich geheimnisvoll getan, die Presse bekam kaum Wind davon, anscheinend wußten die Forscher, in welch eine Gefahr sie sich begaben, obwohl sie es eigentlich nicht glauben konnten. Doch das stimmte. Die Mumie existierte, der Geist hielt sie am Leben. Es ist schrecklich, ich weiß, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.«
»Und was hat das alles mit der Besatzung des Schiffes zu tun?« erkundigte sich Suko. »Weshalb laufen hier Menschen als Monstren herum?«
»Ganz einfach. Anubis, der Totengott der alten Ägypter, hatte nichts, aber auch gar nichts vergessen. Ich sagte dir ja schon, für ihn spielt die Zeit keine Rolle, und er haßte Radamar noch immer, weil dieser ihn vor Tausenden von Jahren so geleimt oder reingelegt hatte. Denn noch existierte der zweite Teil dieser Seele. Anubis hat ihn nie freigelassen, aber als die Mumie auf dem Schiff war, da griff er an. Er ließ den bösen Geist frei, und dieser drang ein in den Körper des Kapitäns. Wahrscheinlich
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