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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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getan?« fragte ich, wobei ich bereits mit einem Bein im Boot stand und mein Fuß bis zum Knöchel im Uferschlick versunken war.
    »Also ich, ich hätte…« Er schüttelte seinen Kopf mit der blanken Glatze. »Bleiben Sie hier. Das Bein können wir später holen. Wirklich, es ist zu gefährlich…«
    Weder Suko noch ich kümmerten uns um die Worte. Der Chinese hatte das Boot bereits geentert und sich auf die Mittelbank gehockt, wobei er mit beiden Händen die Rudergriffe umklammerte. »Schieb mal!« rief er mir zu.
    Ich drehte ab und bemerkte noch aus den Augenwinkeln, wie der leichenblasse Konstabler ein Kreuzzeichen schlug. Wahrscheinlich gab er für unser Leben keinen Pfifferling mehr.
    Ich sprang ins Boot, denn Suko sah mir ganz so aus, als wollte er losrudern. Der Kahn schwankte, als ich ihn betrat. Zudem tauchte Suko bereits die beiden Ruderblätter ins Wasser. Es war hier sehr flach, und das Holz wühlte dicken Schlick auf.
    Ich warf noch einen Blick zurück.
    Der Konstabler stand kopfschüttelnd am Ufer. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, daß er uns für wahnsinnig hielt, weil wir so etwas versuchen wollten.
    Die anderen Männer hatten sich wieder beruhigt. Sie standen nebeneinander und schauten starr auf den See. Ich konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Sie hatten schon zu viele Leichenteile aus diesem verfluchten See geholt, und ihre Angst war sicherlich mit jedem neuen Fund gewachsen.
    »Setzt dich endlich«, sagte Suko.
    Ich hockte mich auf die Bank am Bug und schaute nach links, wo das Bein im Wasser trieb. Es war kein schöner Anblick, aber wir mußten es herausholen.
    Suko ruderte hin. Zum Glück fand ich noch eine Stange, die an einem Ende gebogen war. Damit konnte ich das Bein aus dem Wasser holen.
    Es war eine makabre Arbeit. Suko half mir dabei und hatte die beiden Ruder losgelassen.
    Schließlich lag das Bein im Boot. Es sah so aus, wie die Fundstücke, die wir im Yardkeller gesehen hatten. Ich entdeckte noch eine zusammengerollte Plane, breitete sie aus und legte sie über das Fundstück. Wir wollten es nicht immer vor Augen haben.
    Suko fragte: »Rudern wir wieder zurück?«
    Ich kannte meinen Freund. Die Frage klang so, als wollte er trotzdem noch auf dem See bleiben.
    Ich warf einen Blick zum Himmel. Er war zwar wolkenverhangen und präsentierte ein mattes Grau, aber die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, so daß wir uns im Tageslicht einen ersten Eindruck von dem Gewässer verschaffen konnten.
    »Meinetwegen können wir uns umschauen«, schlug ich vor.
    »Das wollte ich auch gerade sagen«, grinste Suko und legte sich wieder in die Riemen, um auf die Seemitte hinauszupullen.
    Das sahen auch die am Ufer Gebliebenen. Sie winkten und riefen, wollten uns zurückholen, doch wir kümmerten uns nicht um sie.
    Unser Job war es, schreckliche Morde aufzuklären, und das konnten wir nur, wenn wir uns möglichst nahe am Tatort befanden.
    Eine Taucherausrüstung hatten wir nicht mitgenommen, deshalb mußten wir uns damit zufriedengeben, nur die Oberfläche abzusuchen und vielleicht zwei Handspannen darunter, denn tiefer konnten wir wegen der Färbung des Wassers nicht schauen.
    Suko ruderte ruhig und gleichmäßig. Er tauchte die Blätter ein, zog sie wieder hervor, und dann sah ich die langen Schlieren, die sich über das nasse Holz gelegt hatten.
    Wir entfernten uns immer weiter vom Ufer, und jetzt besaßen wir auch ein besseres Blickfeld. Wir sahen die Landzunge jetzt aus der Nähe. Dort wuchsen uralte Bäume. Der Wind hatte ihre Stämme gebogen. Sie neigten sich dem See zu, wobei sie mit ihren langen Ästen und Zweigen in die dunklen Fluten stachen.
    Daß der See doch nicht so ruhig war, wie es beim ersten Hinschauen den Eindruck hatte, merkten wir an den Strömungen.
    Wenn Suko nicht ruderte, wurden wir nach Backbord hin abgetrieben, und ich sah an manchen unruhigen Wasserstellen kleine Strudel. Auf einen von ihnen glitten wir zu.
    »Dahinter liegt Darkwater«, sagte Suko und deutete mit dem Kopf nach rechts.
    Da ich ihm gegenübersaß, mußte ich meinen Blick nach links wenden. Trotz des Dunstes konnte ich die Umrisse der Ortschaft erkennen.
    Von uns aus gesehen, wirkte es so, als würden die Häuser dicht an dicht stehen, und nur die große Kirchturmspitze ragte über alle Gebäude und Dächer hinaus.
    Etwas Besonderes erkannten wir nicht. Das war ein Ort wie jeder andere in dieser Gegend.
    »Hast du eigentlich ein festes Ziel?« fragte Suko und tauchte die beiden Ruder wieder mit

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