0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
Sprechfunkgerätes.
»Ist der Chef noch im Haus?«, fragte ich.
Man sagte mir, er sei noch da.
»Verbindet mich mit ihm. Ihr könnt ihm ja gleich sagen, ich hätte Morton.«
Eine Sekunde danach schon drang die Stimme von Mister High an mein Ohr.
»Sie haben Morton, Jerry? Sind Sie etwa auf eigene Faust…?«
Der Chef sprach seine Frage nicht zu Ende.
»Natürlich nicht, Chef«, erwiderte ich. »Ich hatte Phil nach Hause gebracht und wollte selbst nach Hause, als mir Morton über den Weg lief…«
Ich gab meinen Bericht durch. Anschließend sprach ich noch ein paar Minuten mit Mister High über die neuen Aspekte, die sich nun ergeben hatten. Das Gespräch endete mit den Worten: »Okay, Chef. Ich hole jetzt Phil. So long.«
»Bis nachher, Jerry!«
Ich legte den Hörer zurück, winkte dem Sergeanten zu, der meinen Gruß mürrisch erwiderte, und ließ den Jaguar langsam vorbeirollen. Die Neugierigen, die sich wie üblich blitzschnell eingefunden hatten und sich die Augen aus dem Kopf starrten, machten zögernd Platz. Bis ich ihnen mit der Sirene ein bisschen Dampf machte.
Bei Phil musste ich geschlagene fünf Minuten klingeln, bis sich hinter seiner Tür endlich was regte. Er machte die Tür auf. Er trug einen zerknitterten Schlafanzug und war barfuß. Aus blinzelnden Augen sah er mich verschlafen an.
»Du bist’s…Was ist denn los? Warum liegst du nicht im Bett? Du bist eine Nervensäge! Komm rein! Der Whisky steht im Kühlschrank. Trink ihn meinetwegen aus, aber lass mich schlafen, ich gehe wieder ins Bett.«
Er schlurfte vor mir. Als er auf die Schlafzimmertür zusteuerte, ließ ich mich in einen Sessel fallen und sagte: »Ich habe Morton.«
»Von mir aus alle zehn Gangster von der Liste der Meistgesuchten«, gähnte er verschlafen und zog die Schlafzimmertür zu.
Aber plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Ein paar Herzschläge lang rührte sich nichts. Und als er sich danach umdrehte, machte er auf einmal einen sehr wachen Eindruck.
»Du hast Morton?«
»Haben ist übertrieben. Er liegt im Leichenschauhaus. Oder mindestens wird er gerade hingebracht.«
Nun musste ich die Geschichte schon zum dritten Mal erzählen. Phil stand barfuß auf dem Teppich und bekam kalte Füße. Aber er merkte es nicht. Als ich fertig war, runzelte er die Stirn und wiederholte Mortons letzte Worte.
»Webster«, murmelte er immer wieder. »Webster… Handelt es sich um denselben Webster, dessen Sohn entführt wurde? Und wenn ja, was hat Morton, der Gangster, mit Webster dem mehr oder minder angesehenen Bankier aus der Wall Street zu tun?«
Ich zündete mir eine neue Zigarette an und sah dem Rauch nach.
»Das ist es ja, was mich interessiert. Aber wenn du meinst, dass morgen auch noch ein Tag wäre, geh wieder ins Bett und schlaf weiter!«
Phil tippte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und sagte etwas Unfeines. Er verschwand im Badezimmer, ich hörte das Rauschen der Dusche und Phils Prusten, als er unter dem Eiswasser herumhüpfte. Als er dann angezogen vor mir stand, war er so munter wie nach einer durchschlafenen Nacht.
»Gehen wir«, sagte er. »Ein Kidnapping und ein doppelter Kollegenmord - ich denke, das ist verdammt Grund genug, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Ob es nun der Wall-Street-Bossen recht ist oder nicht.«
»Genau meine Meinung«, sagte ich. »Aber bevor wir lostigern, könntest du für uns beide schnell einen starken Kaffee brauen. Er würde uns beiden guttun.«
»Nachts hierhin kommen, mich aus dem Bett werfen und dann noch Ansprüche stellen!«, murrte mein Freund, aber er verschwand in seiner kleinen Küche und klapperte mit Geschirr und Wasserkessel.
Wir tranken unseren Kaffee und machten uns danach auf die Socken. Der Kaffee hatte unsere Lebensgeister angeregt, und die nächsten beiden Stunden würden wir bestimmt überstehen, ohne vor Müdigkeit einzuschlafen.
***
Bei Webster angekommen läuteten wir Sturm. Erst nachdem Phil den Daumen fast fünf Minuten lang auf dem Messingknopf hatte ruhen lassen, bequemte sich ein älterer Mann dazu, sich aus dem Bett zu erheben und an die Tür zu kommen.
»Keine Auskünfte!«, schnarrte er und wollte uns die Tür vor der Nase zu werfen.
Ich hatte schon meinen Fuß dazwischen und schnarrte genauso wie er: »FBI! Wir möchten Mister Webster sprechen.«
»Ich glaube nicht, das Mister Webster da ist!«, meinte er unsicher.
»Was heißt glauben?«, grinste Phil.
»Es könnte sein, dass er gekommen ist, nachdem ich zu Bett gegangen
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