0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
plötzlich wegbleibt! Und da versucht ihr euch noch einzureden, es wäre alles okay!«
Johnny runzelte die Stirn. Slim Haughs, der Gangster, der in der Leihbücherei tagsüber als Wächter für den Eingang funktionierte, rutschte unruhig auf der Kiste herum, auf der Breeker gesessen hatte, bevor ihn die tödliche Kugel traf. Portafiro stand auf und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf Mac Dondridge.
»Du hast recht!«, stellte er nachdrücklich fest. »Du hast verdammt recht! Es sind zwölf Stunden vergangen, seit wir den Jungen geholt haben, und schon ist so verdammt viel schiefgegangen, dass mir langsam warm wird! Oder ist einer sich nicht darüber klar, was auf Kidnapping steht?«
Die anderen senkten die Köpfe. Haughs brummte: »Ich war von Anfang an dagegen! Kidnapping - du meine Güte. Als ob’s darum ginge, die Kasse in einem Zigarettenladen auszuplündem! Ich habe es euch gesagt! Die G-men kriegen Kidnapper immer! Immer, versteht ihr das nicht? Ich habe es euch zwanzigmal erzählt, aber ihr wart ja verrückt auf das leicht verdiente Geld, oder etwa nicht? Na, wo ist denn jetzt euer leicht verdientes Geld? Bisher haben wir noch keinen Dollar gesehen!«
»Aber wir haben den Jungen!«, sagte Johnny eigensinnig.
»Da hast du viel!«, spottete Dondridge. »Willst du ihn in der nächsten Kneipe für deinen Schnaps in Zahlung geben?«
»Ach Quatsch!«, rief Johnny wütend, weil er fühlte, dass sie nicht so unrecht hatten. »Morton wird schon noch kommen! Und Cuck genauso! Webster könnte es sich gar nicht erlauben, Cuck hereinzulegen! Schließlich weiß er doch, dass wir seinen Jungen haben! Und Cuck der Polizei ausliefern, konnte er auch nicht! Webster hat das Kidnapping angestiftet! Soll er das vielleicht beim FBI zu Protokoll geben? Dann marschiert er genauso zum elektrischen Stuhl wie wir auch!«
»Lass gefälligst deine blöden Anspielungen auf den elektrischen Stuhl«, sagte Portafiro heiser. »Ich kenne schönere Gesprächsthemen.«
»Ich auch«, stimmte Dondridge zu. »Aber wir müssen uns endlich überlegen, was wir tun sollen, sonst sitzen wir schneller auf diesem verdammten Ding, als wir es uns träumen lassen.«
»Was willst du denn schon tun?«, fragte Johnny. »Ohne Morton sind wir doch glatt aufgeschmissen.«
Portafiro nickte düster.
»Stimmt«, sagte er. »Morton hat immer die Pläne gemacht, und wir haben sie ausgeführt. Es war nie nötig, dass wir uns den Kopf über etwas zerbrachen.«
»Aber jetzt ist es nötig«, widersprach Dondridge. »Oder willst du hier solange herumsitzen, bis die G-men aufkreuzen und uns abkassieren? Wir haben nichts mehr zu verlieren. Gestern Mittag fing es mit dem Jungen an. Dabei habe ich den Kerl in der grauen Fahreruniform erschossen. Dann kamen die beiden G-men und da habt ihr alle mitgeholfen. Jeder von uns hat die Todesstrafe zu erwarten! Also strengt eure Köpfe an, so lange ihr sie habt! Wir müssen etwas unternehmen.«
»Ich kann nicht denken, wenn mein Hals ausgedörrt ist, wie eine Steppe nach einer Trockenzeit«, stöhnte Johnny. »Hol was zu trinken, Mac, und dann wollen wir mal zusammen überlegen.«
Dieser Vorschlag fand den ungeteilten Beifall der anderen. Mac Dondridge machte sich also auf den Weg. Er durchquerte den Kellervorraum, den Hof und schließlich die im Dunkeln liegende Leihbücherei. Aber kaum hatte er die Straße erreicht, als er sich plötzlich von zwei Männern flankiert sah, die aus der Finsternis aufgetaucht waren, als hätte sie die Nacht geboren.
»Ruhig Blut, Kleiner«, sagte einer der beiden Männer. »Was ich in der. Hand habe, ist eine entsicherte Pistole. Also sei schön still und komm mit! Es gibt jemand, der sich mit dir unterhalten möchte…«
***
Der Sack war oben zugebunden.
»Leuchte mal«, sagte Phil.
Ich zog meine Taschenlampe, die ich zum Glück bei mir hatte und leuchtete. Phil nestelte an dem Strick herum. Uns kam die ganze Geschichte von Anfang an seltsam vor. Der Sack hatte so eigenartige Ausbuchtungen…
Wir benahmen uns vor Neugierde wie die dümmsten Anfänger. Erst als der Automotor schon aufheulte, merkten wir, dass sich Webster heimlich aus dem Staub machen wollte.
Natürlich warfen wir uns herum und spurteten auf den Buick zu. Aber wir kamen zu spät. Der Wagen machte einen Satz nach vorn, und wir konnten nur den roten Schlusslichtern nachblicken.
Der Jaguar stand in die andere Richtung und ungefähr vierzig Yards weit weg. Bis wir dort wären und ihn gewendet hätten, wäre der
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