0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
Buick längst verschwunden. Also versuchen wir es gar nicht.
»Er entgeht uns nicht«, sagte Phil mit einem Achselzucken. »Lass uns lieber endlich den Sack aufmachen!«
Wir kehrten also zurück zum Seiteneingang der Bank und setzten unsere Beschäftigung fort. Endlich war es Phil gelungen, den Strick zu lösen. Wir zogen den Sack auf und erstarrten förmlich.
»Wenn das nicht der Kerl ist, den wir gestern in der Bank gesucht haben, dann bin ich nicht mehr länger der G-man Phil Decker, sondern Jesse James oder Al Capone!«, sagte Phil.
»Ich bin sicher, dass er es ist«, erwiderte ich. »Und ein Laie kann sehen, dass er erstickt ist. Dabei sieht man aber keine Würgemale. Wo mag sich der Bursche nur versteckt haben, als wir ihn suchten?«
Phil überlegte nicht lange.
»Erstickt ohne Anzeichen äußerer Gewalt«, murmelte er. »Da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Er muss in einem Raum gewesen sein, wo schon nach relativ kurzer Zeit die Atemluft knapp wurde. In einer Bank bleiben eigentlich nur Tresore übrig, nicht wahr? Er wird in einem Panzerschrank gesteckt haben, während wir zweimal die Bank durchsuchten.«
»Dann verstehe ich auch den Zusammenhang«, sagte ich. »Webster bekam es mit der Angst, dass die Kidnapper seinem Sohn etwas antun könnten, wenn wir uns den Mann schnappten. Also versteckte er ihn in einem Tresor. Leider aber blieben wir zu lange in der Bank, sodass der Mann erstickt war, als Webster ihn wieder rauslassen wollte. Jetzt verlor Webster die Nerven und wollte die Leiche heimlich entfernen. Und dabei kamen wir ihm dazwischen.«
»So wird es wohl gewesen sein«, meinte Phil. »Komm, rufen wir die Kollegen im Distriktgebäude an, damit sie uns einen Wagen schicken. Da wir den Mann jetzt haben, können wir mindestens über seine Fingerabdrücke feststellen, ob er einer von den neunzehn Burschen ist, die wir aus dem Familienalbum herausgesucht haben.«
Wir gingen zum Jaguar und verständigten über Sprechfunk den Chef, der noch immer im Distriktgebäude war.
»Das ist immerhin ein Fortschritt«, sagte er müde. »Jetzt werden wir wenigstens bald den Namen von einem der Kidnapper wissen, wenn der Mann auch inzwischen gestorben ist. Von da aus können wir weitersehen.«
»Ja, Chef. Wir kommen rüber, sobald der Wagen hier eingetroffen ist, der die Leiche abholt.«
»J'a, bitte. Ich warte auf Sie.«
Wir zündeten uns Zigaretten an und blieben bei dem Toten. Nur ein einziges Mal kam jemand die Straße entlang. Die Wall Street ist nachts so verlassen wie ein Badeort im Winter. Es war ein Cop, und als er uns vor einer Bank mit einem großen Sack sah, riss er sofort seine Kanone aus der Tasche am Gürtel und verlangte von uns, wir sollten die Arme hochheben und uns ergeben.
»Okay, Mann«, sagte Phil. »Wir ergeben uns ja. Aber vielleicht sind Sie mal so freundlich und sehen sich unseren Dienstausweis an.«
Er hielt ihm die Karte hin, aber der Cop blieb vorsichtig in drei Schritt Entfernung stehen.
»Lassen Sie das Ding fallen und treten Sie drei Schritt zurück!«, befahl er.
Vor einer entsicherten Kanone soll man vorsichtig sein, selbst wenn sie ein Kollege in der Hand hält. Wir sorgten also seufzend für die geforderte Entfernung. Ohne uns aus den Augen zu lassen, bückte sich der Streifenbeamte und hob Phils Ausweis auf. Erst nachdem er ihn gründlich angesehen hatte, schob er endlich sein Schießeisen zurück in die Tasche und wurde friedlich.
»Entschuldigen Sie, Sir, ich konnte ja nicht wissen…«
Phil unterbrach ihn.
»Schon gut! Sie können Ihre Tour fortsetzen. Wir warten auf einen Transportwagen, dann verschwinden wir auch.«
»Gute Nacht, Sir. Gute Nacht!«
Der Cop grüßte erst zu Phil hin, dann zu mir und danach bummelte er weiter. Der Knüppel baumelte lässig an seinem Gürtel. Wir sahen ihm nach, bis er an der nächsten Ecke verschwunden war.
Wenig später traf ein Wagen mit einer Bahre ein. Wir legten den Toten darauf und schoben die schwere Last in den Transportwagen. Anschließend setzten wir uns wieder in den Jaguar und fuhren zum Distriktgebäude.
»Es kommt mir beinahe so vor, als hätte Morton seine Finger im Spiel bei der Kindesentführung«, sagte Phil. »Und es würde mich nicht einmal wundem, wenn er die paar Schachteln Marihuana nur deshalb verkaufte, damit wir ihm auf die Spur kämen und ihn ein paar Tage oder Wochen einsperrten, damit er ein bombensicheres Alibi hätte. Wenn er bei uns in Untersuchungshaft saß, konnte er ja nicht auch
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