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0222 - Letzter Gruß für einen G-man

0222 - Letzter Gruß für einen G-man

Titel: 0222 - Letzter Gruß für einen G-man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Letzter Gruß für einen G-man
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und in Kioske und Würstchenbuden einzubrechen. Ich bezweifelte, dass einer von ihnen auch nur die blässeste Ahnung hatte, wie man ein Schweißgerät bedient oder eine Alarmanlage außer Betrieb setzt.
    Ich hielt auch mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. Die zwei Miniaturgangsterhatten angegeben, sie seien in der Fifth Avenue spazieren gegangen und hätten sich, als sie die Auslagen von Tiffany betrachteten, ihre Gedanken darüber gemacht, wie es andere Leute wohl angestellt hätten, so viel Geld zu haben, dass sie sich derartige Glitzerchen kaufen konnten.
    Ich glaubte ihnen das. Captain Loin dagegen, der sicherlich am Morgen eine dicke Zigarre vom High Commissioner verpasst bekommen hatte, hielt sie - wie mir schien, in einem Anfall von Verfolgungswahn - vorläufig in Gewahrsam.
    Um sechs Uhr dreißig fuhr ich nach Hause, um mich gelegentlich der Einladung meines alten Schulfreundes anständig anzuziehen und frisch zu rasieren. Ich versprach Phil, ihn um sieben Uhr fünfundvierzig abzuholen.
    ***
    Gegen sieben Uhr, ich stand gerade unter der Dusche, klingelte der Fernsprecher. Ich fluchte wie ein Kümmeltürke, band mir auf die Schnelle ein Handtuch um den Bauch und lief hinaus. Am Telefon meldete sich eine Dame.
    »Hallo, Jerry, sind Sie das?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Hier ist Claire. Sie erinnern sich doch noch an mich?«
    »Selbstverständlich. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Ich habe mir unsere Unterhaltung von gestern noch einmal durch den Kopf gehen lassen und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Sie recht hatten, als Sie mich warnten. Ich möchte wirklich nicht eines Tages genau so enden wie die arme May.«
    »Ja, und?«, fragte ich gespannt.
    Ich hatte dasselbe Gefühl wie ein kleiner Junge, der am Weihnachtsmorgen aufwacht und den gefüllten Strumpf am Bett hängen sieht. Gleich würde ich diesen Strumpf in der Hand halten, umstülpen und das Geheimnis lüften.
    »Ich kann Ihnen das am Fernsprecher nicht klarmachen. Es würde zu lange dauern. Ich weiß nicht, ob mich nicht jemand belauscht. Kommen Sie um halb acht in die Eiskonditorei ITALIA in die 23ste Straße am Madison Square. Sollte ich noch nicht da sein, so setzen Sie sich an den letzten Tisch zur Rechten. Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Unbedingt«, sagte ich, und damit war das Gespräch beendet.
    Ich habe mich selten so sehr mit dem Anziehen beeilt. Dann rief ich Phil an, um ihm zu sagen, es könne vielleicht etwas später werden als verabredet, und er möge Bill Cuylers benachrichtigen, falls ich nicht um sieben Uhr fünfundvierzig bei ihm sei. Um sieben Uhr fünfundzwanzig saß ich in dem kleinen, netten Lokal, das fast nur von alten Damen und sehr jungen Liebespärchen besucht wird.
    Geistesabwesend löffelte ich die bestellte Portion Eis und ließ die Eingangstür nicht aus dem Auge.
    Sieben Uhr dreißig. Jetzt würde sie gleich kommen.
    Sieben Uhr fünfunddreißig…
    Ich begann nervös zu werden. Ich war so nervös, dass ich die kaum angesteckte Zigarette ausdrückte und mir eine neue anbrannte.
    Sieben Uhr vierzig.
    Claire war immer noch nicht gekommen.
    Sieben Uhr fünfundvierzig.
    Ich zahlte, stand auf, ging zur Tür und blickte nach rechts und nach links. Weder sie selbst noch ihr kleiner, dunkelgrüner Sportwagen waren in Sicht.
    Sieben Uhr fünfzig.
    Jetzt begann ich die Hoffnung aufzugeben. Entweder sie hatte es sich anders überlegt, oder es war etwas dazwischen gekommen. Wenn ich wenigstens ihre Wohnung gewusst hätte, aber ich kannte weder diese noch ihren Nachnamen.
    Ich wartete bis acht Uhr und gab der Frau am Büfett eine möglichst genaue Beschreibung des Mädchens. Ich bat sie, falls Claire noch komme, vorsichtshalber zu fragen, ob sie mit einem gewissen Jerry verabredet sei. Wenn sie ja sage, so solle sie jene Telefonnummer anrufen. Ich gab Bills Nummer an. Sollte ich noch nicht da sein, so möge sie eine kurze Botschaft für mich hinterlassen.
    Die Frau machte ein freundliches Gesicht, das deutlich zum Ausdruck brachte, dass sie mich für einen jungen Mann hielt, der eine Verabredung gehabt hatte und versetzt worden war. Ich riskierte es also, ihr meinen Ausweis zu zeigen und zu betonen, die Sache sei von größter Wichtigkeit und sehr ernst. Jetzt versprach sie, genau aufzupassen.
    Um acht Uhr war ich bei Phil und zehn Minuten später in der 7 6sten Straße East.
    Es war drückend schwül, und vom Atlantik her stieg eine schwarze Wolkenwand mit gelben Rändern über der Stadt herauf. In spätestens einer

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