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0222 - Letzter Gruß für einen G-man

0222 - Letzter Gruß für einen G-man

Titel: 0222 - Letzter Gruß für einen G-man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Letzter Gruß für einen G-man
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Stunde würde es ein Gewitter geben.
    In kluger Voraussicht schloss ich sämtliche Fenster meines Jaguars, und dann klingelten wir. Bill selbst öffnete uns mit vor Vergnügen strahlendem Gesicht. Er bestand darauf, uns selbst Hüte und Mäntel abzunehmen und führte uns stolz durch seine wirklich nette und mit gutem Geschmack eingerichtete Wohnung.
    Merkwürdig, wie Menschen sich ändern können, dachte ich. Aus dem Lausejungen von damals war ein offensichtlich tüchtiger und erfolgreicher Geschäftsmann geworden.
    »Es scheint dir ja tatsächlich gut zu gehen«, meine ich, während er umständlich die ersten Drinks mixte. »Du hast es anscheinend zu einem recht wohlhabenden Mann gebracht, und ich bin nichts als ein kleiner G-man.«
    »Tjaja, ganz allein auf Geld kommt es auch nicht an. Ich kenne viele Leute, die trotz ihres hohen Bankkontos keineswegs glücklich sind«, widersprach ich.
    »Du bist immer noch derselbe naive Idealist wie damals«, lächelte er. »Geld ist der Schlüssel zu dem, was man Glück nennt.«
    Er zog ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche und bot uns an.
    »Na ja, wenn man so kostspielige Ambitionen hat wie du«, lachte ich.
    »Da gibt es gar nichts zu lachen«, sagte er ganz ernst. »Geld ist wichtig. Geld ist das Wichtigste von allem.«
    »Und was hast du davon?«
    »Alles, was ich will. Wenn du Geld hast, so bist du ein geachteter Mann. Niemand wird es wagen, schlecht von dir zu sprechen oder dich gar zu beleidigen. Für Geld kannst du dir alles laufen. Du kannst dich mit dem Bürgermeister an denselben-Tisch setzen - und niemand wird etwas dabei finden. Geld vertreibt Minderwertigkeitskomplexe und was die Hauptsache ist, niemand fragt dich, woher du es hast…, wenigstens nicht solange du über genügend verfügst, um der ganzen Bande die Mäuler zu stopfen.«
    »Darüber kann man streiten«, sagte mein Freund Phil. »Auch Rubinstein hatte eine Menge Geld, und was hat es ihm genutzt? Er wurde umgelegt und niemals ist sein Mörder erwischt worden.«
    »Rubinstein war ein Idiot«, grinste Bill. »So dumm wäre ich niemals. Aber hören wir auf, von Dingen zu reden, die einem die Laune verderben können. Gehen wir essen.«
    Das Soupe, das von einem bildhübschen Mädchen serviert wurde, war erstklassig, ebenso der 57er Châteauneuf du pape, der wie flüssige Rubine in den geschliffenen Gläsern leuchtete.
    Wir tafelten weit über eine Stunde, und dann saßen wir gemütlich bei einem ausgezeichneten Mocca und einem genausoguten Martell.
    Es war doch außerordentlich angenehm, wenn man über ausreichend Geld verfügte. Aus diesem Gedankengang heraus fragte ich: »Ist denn dein Beruf so einträglich?«
    »Jeder Beruf ist einträglich, wenn man ihn auszuüben weiß«, lächelte er. »Aber dazu muss man geboren sein, mein lieber Jerry. Glaube mir, während ich hier sitze und Mocca mit Cognac trinke, verdiene ich wieder mehr als manch anderer in ein paar Jahren.«
    »Dann könntest du mir eigentlich dein Erfolgsrezept verraten«, grinste ich. »Vielleicht steige ich noch um.«
    »Darüber ließe sich vielleicht reden, aber heute ist es dazu noch zu früh«, antwortete er merkwürdig ernst. »Ich glaube sogar, du könntest dich bei mir ganz schnell einarbeiten, aber lassen wir das für heute.«
    Es zeigte sich, dass Bill ein amüsanter Plauderer war und über alles Bescheid wusste, über die neusten Bestseller, über die neuste Revue am Broadway und sogar über die augenblickliche politische Konstellation. Ich musste zugeben, dass sich Bill Cuylers in den letzten fünfzehn oder zwanzig Jahren gewaltig gemacht hatte.
    Als ich auf die Uhr sah, war es bereits zwölf Uhr fünfundzwanzig. So schnell war die Zeit verflogen.
    Schlagartig fiel mir ein, dass Claire sich nicht gemeldet hatte. Ich wurde plötzlich unruhig.
    »Darf ich dein Telefon einmal benutzen?«, fragte ich.
    »Mit-Vergnügen. Dort drüben steht es.«
    Ich nahm den Hörer ab, wählte die Nummer des Office und lauschte. Die Leitung war tot. Niemand meldete sich, und ich höre auch kein Summerzeichen.
    »Hast du vielleicht vergessen, deine Telefonrechnung zu bezahlen?«, fragte ich.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Anscheinend haben sie dir die Strippe abgeschnitten.«
    »Nonsens«, knurrte er, kam herüber und nahm mir den Hörer aus der Hand.
    Er hielt ihn ans Ohr, schüttelte ihn, legte wieder auf, nahm in erneut ab und sagte.
    »Tatsächlich. Die Leitung muss gestört sein.«
    »Gibt es hier in der Nähe eine Telefonzelle?«
    »Ja.

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