0222 - Letzter Gruß für einen G-man
Einen Block weiter an der Lexington Avenue Aber ist denn das so wichtig?«
»Es ist mir etwas eingefallen, das ich unbedingt erledigen muss«, sagte ich. »Entschuldige mich für fünf Minuten.«
Ich lief hinaus und bemerkte da jetzt erst, dass es regnete. Es war kein Gewitter, sondern ein steter, gleichmäßiger Landregen. Ich machte kehrt, schlüpfte in den Mantel und stülpte den Hut auf. Gerade als ich wieder nach draußen kam, raste ein Patrouillenwagen der Stadtpolizei mit Rotlicht und heulender Sirene die Straße herauf und stoppte hinter meinem Jaguar.
»Zu wem wollen Sie?«, erkundigte ich mich bei dem herausspringenden Sergeanten.
»Nummer 120.«
»Da komm ich grade her. Suchen Sie etwa mich?«
»Wie heißen Sie?«
»Cotton.«
»Ihren Ausweis?«
Ich hielt ihm diesen unter die Nase.
»Wir haben soeben die Mitteilung bekommen, wir möchten Sie und Mr. Decker veranlassen, sofort zur Seventh Avenue 166 zu kommen, und Sie nötigenfalls dorthin zu bringen. Man hat versucht, Sie unter der beim FBI hinterlassenen Telefonnummer zu erreichen, aber der Anschluss ist gestört.«
»Wissen Sie was los ist?«
»Einbruch bei Frederick Morgan. Mehr weiß ich selbst nicht.«
»Danke!«, sagte ich und lief wieder ins Haus.
Als ich ins Zimmer trat, wusste Phil sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Bill hatte natürlich keine Ahnung und fragte lächelnd: »Willst du nicht wenigstens Hut und Mantel draußen lassen?«
Ich kümmerte mich nicht darum.
»Phil, wir müssen sofort los.«
»Na, so eilig wird es doch nicht sein«, protestierte Bill. »Der Abend hat ja erst begonnen.«
»Es tut mir leid, mein lieber Junge, aber der Dienst geht vor. Bis zum nächsten Mal.«
Während wir die Park Avenue hinunterbrausten, sagte ich meinem Freund, was ich wusste. Frederick Morgan war einer der bedeutendsten Juwelengroßhändler der Stadt. Er belieferte die meisten Juweliere mit geschliffenen Steinen und kaufte Rohmaterial in allen Teilen der Welt, um es bearbeiten zu lassen. Er selbst war Besitzer einer Edelsteinschleiferei in New York, aber außerdem waren seine Kuriere allwöchentlich nach Amsterdam unterwegs, um Steine zum Schliff dorthin zu bringen oder die fertigen abzuholen.
An all das dachte ich, während ich über den regennassen glänzenden Asphalt jagte, während die Scheibenwischer quietschend ihren Tanz vollführten, und ich lausig aufpassen musste, um nicht ins Schleudern zu kommen, wenn ich irgendeinem Idioten ausweichen musste.
Trotzdem hätte ich fast Bruch gemacht, als ich in die 23ste Straße East einbog.
Plötzlich drehte sich mein Wagen wie ein Kreisel und rutschte ein Stück über den Bürgersteig. Glücklicherweise ging bei diesem Sauwetter niemand spazieren, und so konnte ich ihn wieder abfangen. Ich mäßigte mein Tempo etwas, als ich an Madison Square vorbei quer über den Broadway nach Norden fuhr, um dann in die Seventh Avenue einzubiegen.
Vor 166 standen ein paar Polizeiwagen und trotz der späten Stunde und des Regens mindestens hundert Neugierige. Ich sah die Limousine der Mordkommission, und das genügte mir.
Die Firma Frederick Morgan hatte ihre Geschäftsräume im dritten Stock. Die Büros waren strahlend hell erleuchtet. Als ich eintrat, wusste ich sofort, was geschehen war.
Wir schritten hinüber zu der kleinen Gruppe, die vor einem kunstgerecht aufgeschweißten Tresor stand. Ich sah sofort, dass Fachleute am Werk gewesen waren, nur das Kombinationsschloss war herausgeschnitten, und so hatte man die schwere Panzertür ohne weiters öffnen können. Immer noch lag der Brandgeruch in der Luft, aber dieser mischte sich mit einem anderen, einem süßlichen Duft, der mir immer wieder von neuem Ekel einflößt, dem Geruch von Blut.
Neben dem geöffneten Schrank lag ein hünenhaft gebauter Mann in einer Blutlache. Zwei Kugeln waren ihm in die Stirn gedrungen.
***
»Der zweite Nachwächter liegt drüben im Büro. Auch er wurde erschossen«, sägte Lieutenant Crosswing. »Die Kerle müssen Pistolen mit Schalldämpfer benutzt haben, denn der Anwalt, der gerade darüber sein Office hat und noch spät in der Nacht an einem Schriftsatz arbeitete hat nicht das Geringste gehört. Entdeckt wurden die Leichen durch ein Pärchen, das sich vor die Türe stellte und zärtlich Abschied nahm. .Dabei lehnte sich der junge Mann, wie er sagt, gegen die Tür und war erstaunt, als diese nachgab. Der junge Mann klingelte beim Hauswart, und dieser bekam einen heillosen Schrecken. Er wusste genau, dass er
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