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0222 - Letzter Gruß für einen G-man

0222 - Letzter Gruß für einen G-man

Titel: 0222 - Letzter Gruß für einen G-man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Letzter Gruß für einen G-man
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erregen und einen Krach zwischen ihren Eltern zu provozieren, damit die Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt wurde.
    Mir wurde der Auftritt peinlich und ich wollte mich so schnell wie möglich wieder verziehen. Nur der Form halber machte ich die zwei Schritte zu dem Schränkchen mit den Schlüsseln. Das Yaleschloss war in Ordnung und die Scheibe war heil. Ich griff ganz in Gedanken danach und mein Finger berührte etwas, das weich war und nachgab.
    Einen Augenblick stand ich perplex. Dann wusste ich, was geschehen war und drehte mich um. Weder Mellville noch seine Frau hatten überhaupt auf mich geachtet, aber Jessy stand in der entgegengesetzten Ecke des Zimmers und starrte mich mit einer Mischung aus Angst, Wut und Hass an. Sie duckte sich und im nächsten Augenblick rannte sie wie eine Irrsinnige zur Tür und riss sie auf.
    »Phil! Halte sie!«, schrie ich, denn bis ich um den Tisch herumgelaufen wäre, würde sie längst draußen gewesen sein.
    Mein Freund wusste nicht warum, aber er packte zu. Er erwischte sie gerade noch an der Schulter, aber er war nicht auf ihre wütende Gegenwehr gefasst. Sie trat und kratzte, und es gelang ihr tatsächlich, wieder loszukommen. Als er sie dann zum zweitenmal zu fassen bekam, ging er weniger sanft mit ihr um. Sie schrie wie am Spieß, als er sie in einen Polizeigriff nahm.
    »Lassen Sie sofort meine Tochter los«, ereiferte sich Mr. Mellwille. »Mit der haben Sie nichts zu schaffen.«
    »Ich glaube, Sie irren sich«, sagte ich eiskalt. »Wir haben mit diesem Gör eine ganze Menge zu schaffen. Vor allem möchte ich wissen, wer hier eine neue Glasscheibe eingesetzt hat und warum.«
    »Glasscheibe?«, staunte er, und dann kam er herüber.
    Er befühlte den noch weichen Kitt, und sein Gesicht wurde aschfahl.
    Phil hatte das Mädchen losgelassen, aber er stand mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Als ihr Vater nun mit wuchtigen Schritten auf sie zu kam, bedeckte sie das Gesicht mit den Händen und schrie.
    »Nein! Nein! Tu mir nichts! Ich will alles sagen, aber tu mir nichts!«
    Der Mann war vollkommen außer sich. Wenn Phil und ich ihn nicht mit Gewalt gehalten hätten, so würde er das Mädel, wenn nicht tot-, so doch sicherlich vernehmungsunfähig geschlagen haben. Trotzdem gönnte ich ihr die Prügel, die sie bezogen hatte und die ihre Geständnisfreudigkeit erhöhten.
    Bruchstückweise erfuhren wir die ganze Geschichte.
    ***
    Jessy hatte vor einigen-Tagen einen, wie sie sagte, vornehmen Herrn kennengelernt, der sie in einen Nachtklub führte, sie mit Champagner traktierte und ihr beim nächsten Treffen einen - wie sie besonders betonte - goldenen Ring mit einen echten Stein mitbrachte. Gestern nun war dieser Herr mit dem Wunsch herausgerückt, er wolle sich so gerne einmal die Schlüssel zu den Geschäftsräumen der Firma Morgan ansehen.
    Sie hatte gefragt, warum und gab vor, ihm geglaubt zu haben, als er sagte, die Schlösser dazu seien besonders einbruchssicher, und er habe die Absicht, sich ebensolche machen zu lassen. Sie wusste, dass ihre Mutter am heutigen Vormittag zu einer Freundin nach Queens fahren wollte und dass auch ihr Vater eine dringende Besorgung vorhatte, und darum ein Stunde abwesend sein müsse. Ihr Vater hatte ihr das gesagt, und sie beauftragt, ihn solange in seiner Loge zu vertreten.
    Also hatte sie ihren Kavalier auf zehn Uhr dreißig bestellt. Er schnitt die Glasscheibe heraus und betrachtete die Schlüssel. In diesem Augenblick, so sagte sie, klopfte jemand an die Scheibe der Pförtnerloge, und sie musste hinaus, um einem fremden Besucher eine Auskunft zu erteilen, die sie über fünf Minuten aufhielt. Als sie zurückkam, hingen die Schlüssel wieder auf ihrem Platz, und der Mann war gerade damit beschäftigt, ein Stück Glas, das er in seiner Aktentasche mitgebracht hatte, zuzuschneiden und anstelle des herausgenommenen neu einzukitten. Er bedankte sich bei ihr und verabredete ein neues Rendezvous für denselben Abend.
    Sie trafen sich um neun Uhr, und zu Jessy Enttäuschung erklärte ihr der Mann, er habe gerade heute wenig Zeit. Er drückte ihr zwanzig Dollar in die Hand und sagte, sie solle ins Kino gehen und sich für den Rest etwas kaufen. Am nächsten Abend werde er sie zur gewohnten Zeit wieder treffen.
    Jessy ging auch ins Kino und zwar ins CAPITOL am Broadway und danach in den ARCADIA BALL ROOM an der Ecke der 53sten Straße, wo sie tanzte und sich amüsierte, bis sie mit Schrecken bemerkte, wie spät es inzwischen geworden war.
    Dieses

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