0223 - Sie würfelten um unser Leben
erstaunliche Veränderungen vor sich gegangen sein.
»Geben Sie mir die Einzelheiten, Sheriff«, bat ich.
»Das ist rasch erzählt. Mister Lafort hatte bereits am ersten Tag seines Hierseins ein Motorboot gemietet, ein hübsches, starkes Boot, mit dem man es wagen konnte, sich ein paar Meilen von der Küste zu entfernen. Das Boot heißt Alvira, gehört einer Verleihgesellschaft und untersteht der laufenden Überprüfung durch den Küstenschutz. Das Boot war in Ordnung, und die Verleihgesellschaft trifft an dem Unglück keine Schuld. An dem fraglichen Tag verließen Mrs. und Mister Lafort das Beach Hotel etwa gegen neun Uhr morgens mit der Absicht, den Tag auf See zuzubringen. Sie ließen sich einen Picknick-Korb geben, und Mister Lafort nahm sein Angelgerät mit. Ich habe die Aussage des Wärters am Anlegesteg der Leihboote, dass die Laforts die Repoint-Landzunge ansteuerten. Hinter der Landzunge verlor der Mann das Boot natürlich aus den Augen. Irgendwann müssen sie dann den Kurs geändert und auf die hohe See hinausgefahren sein. Etwa um vierzehn Uhr kam Wind auf. Bis dahin war das Wetter sehr schön gewesen. Innerhalb einer Stunde entwickelte sich eines dieser Gewitter, die wir hier Borera nennen, und die außer Blitz, Donner und wolkenbruchartigem Regen auch Windgeschwindigkeiten bis zu Stärke 10 mit sich bringen. Die Boote des Küstenschutzes liefen selbstverständlich sofort aus, aber sie hatten genug damit zu tun, die Kähne, Segelschiffe und was sich sonst in Küstennähe herumtummelte, in den Hafen zu treiben. Ab fünfzehn Uhr ungefähr erreichte die Borera bereits ihre volle Kraft und tobte bis achtzehn Uhr. Dann erlosch sie, wie es die Art dieser Unwetter ist, nach einer sehr kurzen Abflauperiode fast schlagartig. Das Küstenschutzboot des Captain Cross, das unmittelbar nach dem Höhepunkt der Borera erneut auslief, entdeckte auf der Höhe des Caps Foward in etwa 4 Meilen Abstand von der Küste ein Motorboot, das das Notsignal gesetzt hatte. Captain Cross steuerte das Boot an. An Bord befand sich der Bootseigentümer, Mr. Charles Ralligan und eine ohnmächtige Frau. Mr. Ralligan gab an, dass er beim Angeln in etwa zehn Meilen Entfernung von der Küste in die Borera geraten sei. Er habe versucht, die Küste zu gewinnen, habe im Zucken der Blitze eine im Wasser treibende Gestalt gesehen, und es sei ihm gelungen, die Frau, die von einem Rettungsring über Wasser gehalten wurde, an Bord zu nehmen. Er sei dabei selbst in Seenot geraten und habe das Notsignal gesetzt. In der Tat sah man seinem Boot, der Windrose die Gewalt des Sturmes noch an. Es stellte sich heraus, dass es sich bei der Frau um Mrs. Lafort handelte. Als Mrs. Lafort wieder vernehmungsfähig war, erhielten wir von ihr genaue Auskünfte über das Unglück. Ihr Boot, die Alvira muss sich bei Ausbruch des Sturmes etwa 8 Meilen vor der Küste befunden haben. Anscheinend hat Mr. Lafort die ersten Anzeichen übersehen oder nicht zu deuten gewusst, jedenfalls wurde den beiden Bootsinsassen die Gefahr erst bewusst, als das Gewitter mit voller Wucht ausbrach. Harry Lafort hat dann versucht, die Küste zu gewinnen. Er brachte den Motor in Gang, zwang seine Frau, einen Schwimmgürtel anzulegen und bemühte sich, das Boot in Richtung Küste vorwärts zu bringen. Anfangs muss es ihm trotz des hohen Seegangs gelungen sein, aber Mrs. Lafort meint, dass irgendwann der Motor aussetzte. Von diesem Augenblick an war das Schiff nur noch ein Spielball der Wellen. Lafort, der sich am Motor zu schaffen machte, wurde von einer besonders hohen Welle über Bord gewaschen. Seine Frau glaubt, das gesehen zu haben. Wenig später schlug der Kahn um. Mrs. Lafort verlor die Besinnung, die sie erst unmittelbar vor der Landung an der Küste wiedergewann.«
Sheriff Denver legte eine kleine Pause ein, strich sich seinen Schnauzbart und fragte: »Erscheint Ihnen irgendetwas ah diesen Tatsachen rätselhaft oder fragwürdig, Mr. G-man?«
»Die Frage kann ich noch nicht beantworten, Sheriff. Wollen Sie mir Kopien der Protokolle zuschicken? Ich habe ein Zimmer im Barracuda Hotel genommen.«
»In Ordnung! Das soll geschehen, aber ich sage Ihnen, G-man, das ist eine ganz klare Angelegenheit. Im vergangenen Jahr verloren vier Gäste bei einer Borera das Leben, und in diesem Jahr ist der Tod von Mr. Lafort schon der zweite Fall. Sie werden nichts finden außer der Tatsache, dass eine junge Frau das Pech gehabt hat, ihren Mann nach vierzehntägiger Ehe zu verlieren.«
»Vielleicht
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