0224 - Nur der Satan kennt Manhattan
also klar, dass sein Stoß von unten her kommen musste. Ich richtete mich darauf ein, als ich ihm einen Schritt entgegentrat.
Er hatte helle, fast farblose Augen. Der kleine Kreis der Pupillen stach düster flackernd aus dem Weiß der Augäpfel, in denen sich das rote Gewirr der Äderchen abzeichnete. Sein Gesicht war starr, nur die Mundwinkel hatten sich abwärts gezogen und gaben dem ganzen Gesicht einen höhnischen Ausdruck.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns belauerten. Jedenfalls standen wir uns eine ganze Weile, beide mit leicht vorgeneigten Oberkörpern, gegenüber und warteten auf den Angriff des Gegners. Dann verlor Lesskow die Geduld. Er sprang vor, aber ich war mir nicht sicher, ob er nur täuschen wollte, und wich deshalb zur Seite aus. Sein Messer fuhr hoch und ratschte meinen Ärmel auf. Ich knallte ihm die linke Faust in die Seite. Lesskow fuhr zurück. Sein Messer hatte er immer noch.
»Gib’s auf!«, sagte ich. »Du kommst hier nicht raus!«
»Wir werden sehen!«, erwiderte er gepresst.
Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Früher oder später würde er die Nerven verlieren.
Lesskow setzte alles auf eine Karte. Er sprang vor und riss sein Messer von tief unten herauf. Ich sprang einen halben Schritt zurück und sah seinen Arm gleichsam in Großaufnahme, wenn auch unheimlich schnell nach oben kommen. Meine beiden Hände warfen sich wie die Klauen eines zupackenden Raubvogels um seinen Unterarm, ich half seiner eigenen Bewegung, indem ich den Arm hochriss. Aber ich drehte mich dabei mit meinem Körper unter dem Arm durch, beugte mich ruckartig vor und riss den Gangster mit.
Er überschlug sich über meinem Rücken hinweg und knallte dicht vor mir auf den Fußboden. Ich drehte den Arm noch ein Stück weiter. Lesskow schrie gurgelnd, ließ das Messer los und versuchte, nach mir zu treten. Ich trat einen Schritt zurück und wartete, dass er hochkam.
Der Gangster rappelte sich herum, kam auf die Knie, stützte sich mit der linken Hand auf und betrachtete einen Augenblick seinen rechten Arm, der ihm nicht gehorchen wollte. Dann setzte er den linken Fuß auf und griff mit der linken Hand nach dem Messer. Ich trat es schnell genug weg. Er riss den Kopf hoch und sah mich mit Blut unterlaufenden Augen giftig an.
Plötzlich rammt er mir seinen Kopf in den Magen. Ich wurde zurückgeschleudert und stürzte. Übelkeit würgte mich. In meinem Gehirn explodierten rote Sterne.
Undeutlich sah ich etwas Ungeschlachtetes auf mich zukommen und von oben herab auf mich stürzen. Sein Gewicht presste mir die Luft aus den Lungen, während sich zugleich ein paar kräftige Hände um meinen Hals klammerten.
Instinktiv fuhren meine Arme empor. Wöchentlich zwei Stunden Jiu-Jitsu-Training gehen nach einigen Jahren in Fleisch und Blut über. Obgleich ich sein Gesicht nur verschwommen sah, aber überdeutlich sein keuchendes Atmen hörte, tasteten sich meine Hände an meinem eigenen Hals entlang, bis ich seine beiden kleinen Finger hatte. Ich drehte sie nach außen weg.
Lesskow stieß einen gellenden Schrei aus. Ich wälzte mich herum und Phil geriet in mein Blickfeld. Ich sah, dass er gerade zu einem Handkantenschlag ausholte. Aber ich hatte keine Zeit für Phil. Ich drehte mich um und suchte Lesskow. Er stand breitbeinig da und starrte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seine kleinen Finger, die in unnatürlicher Haltung von den Händen abragten.
Ich ging auf ihn zu, zwei, drei Schritte - da gurgelte er einen heiseren Schrei hervor, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sein Blick glitt wirr über seine nächste Umgebung hin. Er sprang zur Seite und riss eine Cola-Flasche an sich.
Ich war bei ihm, als er gerade ausholte. Mein linker Unterarm fuhr angewinkelt hoch und stand wie eine schützende Stange quer über meinem Kopf. Meine Rechte aber fuhr zur gleichen Zeit vor und traf seine Brustgrube. Mit einem pfeifenden Laut fuhr ihm die Luft über die Lippen.
Seinen Schlag hatte ich abgeblockt. Zwar dröhnte mir der Zusammenprall unserer beiden Unterarme bis ins Gehirn, aber das hinterließ keine Wirkung.
Ich hämmerte die Rechte sofort noch einmal vor. Lesskow kam ins Taumeln. Ich ließ den linken Ann sinken und schlug das letzte Mal zu. Ich legte mein ganzes Gewicht hinein.
Meine Faust traf ihn ziemlich genau am Kinn. Sein Kopf flog in den Nacken. Die Knie knickten ihm nach vorn weg. Ohne noch einen Laut von sich zu geben, brach er zur Seite weg und schlug schwer auf den Boden.
Jetzt merkte ich, wie
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