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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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ausgepumpt ich war. Mein Atem ging keuchend. In den Lungen stachen winzige, glühende Nadeln. Und vor meinen Augen schwebten dunkle Nebelfetzen. Ich tappte an den nächsten Tisch und stützte mich auf die Platte.
    Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. Es war Phil. Seine Stimme klang rau und atemlos: »Okay, Jerry«, sagte er. »Okay…«
    Mehr nicht. Aber mehr gab es auch nicht zu sagen.
    ***
    »Das beweisen Sie mir erst einmal, dass ich mit dem Überfall von heute früh was zu tun habe!«, brummte Lesskow eine gute Stunde später im Distriktgebäude.
    »Das ist schon bewiesen«, sagte ich.
    Er verzog den Mundwinkel und lachte. Es war ein selbstsicheres, höhnisches Lachen. Zugleich aber sahen mich seine fast farblosen Augen düster glimmend an.
    Ich stand auf, steckte mir eine Zigarette an und ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. Einen Augenblick blieb ich am Fenster stehen und blickte hinab auf die Straße.
    Endlose Autoschlangen schoben sich in Richtung Central Park. Die Nacht versprach mild und stemenreich zu werden. Es war ungef ähr halb neun, und alle Welt in New York hatte Feierabend, so weit es nicht gerade die Nachtwächter, die Nachtschichten der U-Bahn oder ähnliche Berufe anging.
    Und natürlich das FBI. Wegen der zunehmenden Dunkelheit brannten bereits im ganzen Distriktgebäude die Lampen. In den Büros, Laboratorien und-Vernehmungsräumen herrschte der pausenlose Betrieb, den man bei uns gewöhnt ist.
    Die Unterwelt macht nicht um fünf Uhr Feierabend. Also können auch wir es nicht. Zwar stehen Dienststunden und festgesetzte Arbeitszeiten auf dem Papier… Na ja, wer sich danach richten wollte…!
    »Sie sollen nicht so sicher sein, Lesskow«, sagte ich. »es müsste Ihnen doch zu denken geben, dass wir innerhalb weniger Stunden schon die Namen der Beteiligten wissen.«
    Sein Kopf senkte sich. Er fing an, mit den Fingern der rechten Hand auf die Schreibtischplatte zu trommeln. Nur den kleinen Finger bewegte er nicht. Er ragte kerzengerade nach vorn. Fast zwanzig Minuten lang hatte sich unser Arzt mit ihm beschäftigt. »Unbeschränkt vernehmungsfähig!«, hatte der Doc gesagt, und der war in solchen Dingen keineswegs großzügig.
    »Irgendeiner wird uns wohl verpfiffen haben, so ein verdammter, dreckiger Hund!«, stieß Lesskow hervor.
    »Sie geben also zu, dass Sie an der Sache beteiligt waren?«, hakte ich sofort nach.
    Er hob den Kopf und lachte mir ins Gesicht.
    »Gar nichts gebe ich zu, Schnüffler! Gar nichts! Ihr könnt mich durch die Mangel drehen, so lange ihr wollt! Von mir erfahrt ihr nichts!«
    »Wir werden Sie durch keine Mangel drehen, Lesskow«, sagte ich ruhig. »Diese Zeiten sind längst vorbei. Aber wenn es sein muss, werden wir Sie so lange verhören, bis Sie ausgehöhlt sind wie eine faule Nuss.«
    Ich tippte auf die sechs nagelneuen Fünfziger-Noten, die wir Roger Hell und Bill Lesskow abgenommen hatten.
    »Da!«, sagte ich. »Da liegt der Beweis, Lesskow. Ob Sie leugnen oder nicht -aufgrund dieser Scheine verurteilt Sie jedes Gericht der Vereinigten Staaten. Besonders dann, wenn wir aussagen, was für einen Widerstand Sie leisteten, als wir Sie um eine Unterredung baten. Diese Scheine sind brandneu, wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist. Die Bank hatte sie frisch vom Schatzamt im Austausch gegen alte, verschlissene Scheine erhalten. Wenn das Schatzamt neue Scheine den Banken zustellt, geschieht das nicht, ohne dass im Begleitschreiben die Nummern der ausgelieferten Serien erwähnt werden. Die Nummern aller dieser Scheine sind in der Liste enthalten, die das Schatzamt der heute Morgen überfallenen Bank zustellte. Das heißt, dass diese Scheine zu dem Geld gehören, das von euch heute Morgen erbeutet wurde.«
    »Na schön«, knurrte er mit einem Achselzucken, »ich war dabei, und jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Wir haben eine Bank ausgenommen. Na und? Wem tut das schon weh?«
    Ich stand auf und ging wieder zum Fenster. Die Autoschlange war noch nicht abgerissen. Nur hatten die Wagen inzwischen die Scheinwerfer eingeschaltet. Eine endlose Kette von wandernden Lichtpunkten zog auf beiden Fahrbahnen vorüber.
    »Sie denken, weil Sie das Geld nicht einer alten, weißhaarigen Oma aus dem Sparstrumpf geholt haben, wäre es gewissermaßen kein Verbrechen. Sie denken, eine Bank, das ist so etwas Anonymes, das tut eigentlich keinem weh, wenn man die erleichtert.«
    »Stimmt ja auch«, brummte er.
    Ich beugte mich vor.
    »Und jetzt, Lesskow: genug der schönen Worte.

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