0224 - Satan mit vier Armen
schlagfertig. So etwas findet man selten. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Stan Willard. Sie können mich Stan nennen.«
Auch Glenda nannte ihren Namen. Dann wurde ich von dem Mann begrüßt. Er tat es fast widerwillig, obwohl Bill bei der Vorstellung meinen Beruf nicht erwähnte.
»Auch ein neues Clubmitglied?«
»Nein, Stan, ein Gast von mir.«
»Aha. Welche Branche?«
Ach je, da fing er schon mit Geschäften an. Ich war gerade in Form und gab ihm die richtige Antwort. »Kühlschränke.«
Er wiegte den Kopf. »Nicht sehr zukunftssicher, die Konkurrenz ist zu stark. Exportieren Sie?«
»Natürlich.«
»Wo liegen Ihre Märkte?«
»Grönland und Antarktis«, erwiderte ich mit dem ernstesten Gesicht der Welt.
Das bekam er natürlich in die falsche Kehle. Fast hätte er Gift und Galle gespuckt. Da die anderen jedoch lachten, blieb ihm nichts anderes übrig, als es auch zu tun, Glenda stieß mich zweimal an. Ein Beweis, daß ihr meine Antwort sehr gefallen hatte.
Ich entschuldigte mich für einen Moment. Es war mir in der Bar zu heiß geworden, und ich wollte mich ein wenig frisch machen. Wo es zu den Waschräumen ging, erfuhr ich von einem Angestellten.
Ich betrat einen Flur und sah am Ende zwei Mahagonitüren. Eine für Männer und die andere für Frauen.
Eine steril wirkende Bläue nahm mich auf. Die Fliesen wirkten blaß. Sie waren hellweiß von der Grundfarbe her, nur die blauen, schlierenartigen Einschlüsse lockerten diese Kälte ein wenig auf.
Zur Toilette brauchte ich nicht, ich wollte mich nur ein wenig erfrischen. Da ich mich allein im Waschraum befand, konnte ich mein Jackett ruhig ausziehen. Niemand würde die Waffe in der Halfter erkennen. Das Wasser floß erst aus dem Kran, wenn man mit dem Fuß auf einen Kontaktknopf am Boden trat. Über dem Waschbecken nahm die große Spiegelfront die gesamte Wand ein. Ich schaute mehr in den Spiegel und konzentrierte mich zudem auf das Waschen der Hände, anstatt nach unten zu blicken. Das hätte ich lieber machen sollen. So wurde ich völlig überrascht als etwas gegen meine Knöchel stieß.
Ich trat einen Schritt zurück, schaute nach unten und glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können.
Vor mir auf dem Boden lag eine abgeschlagene Hand.
Und sie bewegte sich!
***
Es war ein makabres Bild. Obwohl die Hand nicht mehr mit einem Arm verbunden war, lebte sie. Und sie wollte nach meinem Fuß fassen.
Blitzschnell reagierte ich und zog das Bein zur Seite. Die fünf Finger, bereits im Begriff, einè Klaue zu bilden, griffen ins Leere. Nägel schabten über die Fliesen, kratzten an den Rändern entlang, und zwei von ihnen brachen.
Als ich zurückgesprungen war, endete auch der Wasserstrahl, und ich konnte mich auf die Hand konzentrieren.
Der Waschraum war durch das Licht der Leuchtstofflampe unter der Decke strahlend hell. Zusätzlich befand sich noch über der Spiegelfront eine Lichtleiste, so daß ich jede Einzelheit dieser makabren Hand erkennen konnte.
Die Haut besaß einen bräunlichen Schimmer, der bewies, daß sie nicht von einer hellhäutigen Person stammen konnte. Sie war allerdings auch nicht alt wie die einer Mumie oder stockig, wie ich es von Zombies kannte, sondern völlig normal. Als die Finger sich wieder streckten, fielen mir auch die Fingernägel auf. Sie hatten keine runde Form, sondern waren länglich, fast oval. Deutlich stachen die hellen Halbmonde hervor. An der Trennstelle, wo die Hand mit dem Arm verbunden gewesen war, erkannte ich einen glatten Schnitt, als hätte sie jemand mit einem Messer kurz durchgehackt.
Eine schreckliche Szene, ein Bild zum Fürchten, für mich ein kalter, nackter Horror, der nicht nur dann auftrat, wenn man sich in irgendwelchen Burgen, Grüften oder finsteren Friedhöfen herumtrieb, sondern hier besonders deutlich wurde.
Ich mußte etwas tun, denn die Hand war darauf programmiert, mich anzugreifen.
Ich hatte schon einmal einen Fall erlebt, wo eine Hand eine Rolle gespielt hatte. Es war die Klaue von Destero, dem Dämonenhenker, gewesen. Allerdings hatte sie damals in der Luft geschwebt, und ihre Attacken hätten für Bill Conolly und mich leicht tödlich enden können. [2]
Hier befand sich die Hand auf dem Boden, wobei ich mich allerdings fragte, wie lange dies noch geschehen würde.
Ich trug die Beretta bei mir und natürlich das Kreuz. Die Pistole wollte ich nicht einsetzen, also mußte es mein Kreuz tun. Den Krawattenknoten riß ich weiter auf, öffnete auch die nächsten Hemdknöpfe und
Weitere Kostenlose Bücher