0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
dabei. Danach fingen wir an, uns mit dem Mexikaner zu unterhalten.
»Wie heißen Sie?« fragte ich ihn.
Er hatte den Kopf gesenkt und starrte hartnäckig auf die Spitzen seiner modischen Halbschuhe. Wenn er ein Berufsgangster war, mußte er in der letzten Zeit allerhand Glück gehabt haben, denn seine Kleidung verriet, daß sie teuer gewesen war.
»Juan Porges«, erwiderte er. »Ich wohne in New York, in Bronx.«
»Wie sind Sie nach Miami gekommen?«
»Mit dem Mittagsflugzeug.«
»Wer gab Ihnen den Auftrag, mich zu ermorden?«
Eine Weile schwieg er. Als ich meine Frage schon wiederholen wollte, brummte er:
»Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß es nicht.«
»Erzählen Sie mir keine Märchen!« fuhr ich ihn an. »Kein Killer nimmt einen Mordauftrag an, wenn er den Auftraggeber nicht kennt.«
»Ich kenne ihn aber wirklich nicht!« beharrte er.
»Das versuchen Sie mal, dem Richter weiszumachen«, warf Marshall ein »Die Sache ist doch so: Ein bezahlter Mordauftrag ist eine teure Geschichte. Der Auftraggeber wird niemals den ganzen Preis im Voraus bezahlen, weil er nicht sicher sein kann, daß sein Auftrag überhaupt ausgeführt wird. Und der Killer selbst wird sich nicht auf das bloße Versprechen des Auftraggebers verlassen, daß nach ausgeführtem Mord die zweite Hälfte des ausgemachten Betrages gezahlt werden wird. Bei solchen ›Geschäften‹ werden immer für beide Seiten gewisse Sicherungen eingebaut Und eine der wichtigsten Sicherungen für beide Teile ist, daß der Killer den Auftraggeber kennen muß. Machen Sie uns nichts vor, Porges. Wir wissen, wie sich so etwas abspielt.«
»Es ist aber wahr!« stöhnte der Mexikaner. »Ich kenne den Mann nicht!«
»Erzählen Sie mal, wie Sie an den Auftrag kamen, mich umzulegen!« forderte ich ihn auf. »Danach werden wir weitersehen.«
»Das ist ganz einfach«, sagte Porges. »Ich bekam einen Brief, daß jemand ein Geschäft für mich hätte. Ich sollte mich an einem bestimmten Abend um elf Uhr auf einer Bank in einem Park einfinden. Well, ich bin aus reiner Neugierde mal hingegangen.«
»Augenblick!« unterbrach Phil. »Haben Sie diesen Brief noch?«
»Ja, zu Hause in Bronx.«
»Gut, weiter«, sagte ich.
»Also ging ich in den Park. Ungefähr zehn Minuten habe ich auf der Bank gewartet. Als ich schon wieder gehen wollte, kam ein Mann. Weil es so dunkel war, konnte ich ihn nicht erkennen Außerdem trug er eine Gummimaske.«
»Wenn es so dunkel war, wie konnten Sie dann sehen, daß er eine Maske trug?«
»Das sah ich später, als ich eil Streichholz anriß.«
»Okay. Was sagte der Mann zu Ihnen?«
»Er bot mir Zwanzigtausend, wenn ich einen G-man namens Cotton umlegen würde. Zehntausend Dollar würde er anzahlen, weitere zehntausend sollte ich hinterher bekommen.«
»Darauf läßt sich kein Killer ein, wenn er den Auftraggeber nicht kennt!« sagte Marshall kopfschüttelnd.
»Ich bekam eine Sicherheit«, sagte Porges.
»Was für eine Sicherheit?« fragte ich schnell.
»Einen Scheck über die restlichen zehntausend. Der Scheck war vorläufig gesperrt, aber sobald es in den Zeitungen stehen würde, daß Sie tot seien, würde die Sperre aufgehoben und ich könnte das Geld kassieren. Ich habe ein Streichholz angezündet und mir den Scheck angesehen. Er war unterschrieben, wenn man auch die Unterschrift nicht lesen konnte.«
»Und das genügte Ihnen?« fragte Phil spöttisch.
»Natürlich nicht«, knurrte Porges. »Ich ging am nächsten Morgen zur Bank und erkundigte mich, ob der Scheck gedeckt sei. Der Mann hatte mir ausdrücklich gesagt, daß ich das tun könnte.«
»Sie haben natürlich auch gefragt, wem das Konto gehörte?«
»Na ja, sicher. Aber sie sagten es mir nicht. Aber der Scheck wäre gedeckt, sagten die Leute von der Bank. Allerdings wären sie davon in Kenntnis gesetzt worden, daß der Scheck mit der Nummer, die auf meinem Scheck stand, vorläufig gesperrt sei. Aber wenn sie mit einem bestimmten Kennwort angerufen würden, dürften sie den Scheck auszahlen. Na ja, das genügte mir. Wenn ich das Geld auf den Scheck hinterher nicht gekriegt hätte, dann hätte ich den Scheck in einen Brief gesteckt und der Polizei mit einer kurzen Erklärung geschickt. Die Polizei hätte dann schon rausgefunden wem das Konto gehört. So hatte ich mir das gedacht.«
»Hm«, brummte ich, und ich war mir nicht schlüssig, ob ich diese Geschichte glauben sollte oder nicht. »Die zehntausend Dollar, die er Ihnen im voraus gab, was
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