0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
worden«, sagte er.
Phil sah mich an. Ich sah Phil an. Dann schüttelten wir beide überrascht den Kopf. Außer einigen Kollegen in New York und hier in Miami konnte niemand wissen, daß wir uns überhaupt hier aufhielten. Also woher sollte ein Päckchen kommen?
Ich drückte dem Jungen ein Trinkgeld in die Hand und stellte das kleine, in braunes Packpapier gehüllte Päckchen auf den Tisch. Es war mit der Post gekommen, denn es trug eine abgestempelte Briefmarke. Der Stempel lautete auf Miami, die Uhrzeit der Aufgabe lag um knapp zwei Stunden zurück. Als Adresse war ›Mr. Jerry Cotton, Sunrise Hotel, Miami, Flo.‹ angegeben.
Während ich noch verständnislos das Päckchen ansah, sprang Phil plötzlich aus seinem Sessel in die Höhe.
»Los, komm!« rief er und griff nach dem Päckchen. »Schnell!«
Ich stürzte hinter ihm her. Phil lief schnell durch den Flur. Ich folgte ihm. Einige Hotelgäste starrten uns verwundert nach. Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren zur FBI-Dienststelle von Miami.
»Habt ihr einen Sprengstoffspezialisten?« rief Phil atemlos.
Sie hatten einen. Wir gaben ihm das Päckchen. Er verschwand damit im Keller. Wir warteten. Nach fast vierzig Minuten erschien der Mann wieder. Er; trocknete sich den Schweiß ab.
»Habt ihr ein Glück gehabt!« seufzte er. »Wenn ihr nur ein bißchen am Papier gezogen hättet, wärt ihr in die Luft gegangen. Zweihundert Gramm Dynamit…«
***
»Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte ich, als wir wieder auf der Straße standen. »Sie müssen uns in New York sa gründlich beobachtet haben, daß sie sogar herausfanden, wohin wir flogen Vielleicht haben sie sogar dieselbe Maschine wie wir benutzt.«
»Möglich«, brummte Phil wütend »Aber jetzt werden wir aktiv, das kannst du mir glauben. Es hängt mit zum Halse heraus, untätig herumzuhocken und auf weitere Weihnachtsüberraschungen zu warten. Das Päckchen ist auf der Hauptpost aufgegeben worden. Also nichts wie hin.«
»Okay«, stimmte ich zu. »Ich höre mich um, ob sich der Beamte vielleicht noch erinnern kann, wer das Päckchen brachte, unterdessen telefonierst du mit Mister High und erzählst ihm alles, was heute hier passiert ist.«
Wir nahmen wieder ein Taxi und ließen uns zum Hauptpostamt fahren. Während Phil sein Ferngespräch mit New York anmeldete, suchte ich den Schalter für Päckchen und Pakete. Dahinter taten zwei junge Männer Dienst, die sich ähnlich sahen. Vielleicht waren es sogar Zwillinge.
»Hallo!« sagte ich zu den beiden und winkte sie näher heran. »Seht euch das mal an!«
Ich hielt ihnen meinen Dienstausweis hin. Sie bekamen große Augen, als sie FBI lasen.
»Donnerwetter!« murmelte der Kleinere. »Ein richtiger G-man, Snucky!«
»Ja, Ben, sieht so aus«, nickte der Größere. »Was können wir für Sie tun, Mister G-man?«
»Ihr könntet mich mal hinter euren Schalter lassen, damit wir uns ein paar Minuten ungestört unterhalten können«, sagte ich. »Es sind da ein paar Fragen, die ich euch gern stellen möchte.«
Die beiden Burschen sahen sich fragend an. Der Kleine kratzte sich hinter dem rechten Ohr, der Große an der Nasenwurzel.
»Eigentlich ist es ja verboten«, meinte der Kleine.
»Aber ein G-man ist ein G-man!« sagte der Große. »Ich möchte doch sagen, daß das eine Ausnahme ist.«
»Ja, Snucky«, nickte der Kleine ergeben. »Das ist eine Ausnahme. Kommen Sie dort durch die Tür, Sir!«
Er zeigte auf eine Tür in der Holzvertäfelung der Schalterhalle. Ich nickte und ging hin. Der Kleine öffnete sie von innen und ließ mich in den großen Raum treten, wo sie die Päckchen und Pakete sortierten.
»Steht ihr immer alle beide am Schalter?« fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Am Schalter stehe ich. Mein Bruder Snucky transportiert die eingelieferten Sendungen vom Schalter weg zu den Plätzen, wo wir alles sammeln, was in dieselbe Richtung geht. Weil er der Stärkere ist, hat er mir den Schalterdienst überlassen.«
»Gut, Ben«, sagte ich. »Dann sind Sie der richtige Mann für mich. Sagen Sie doch bitte Ihrem Bruder, er möchte Sie für ein paar Minuten am Schalter vertreten. Ich muß mich mit Ihnen unterhalten. Es ist sehr wichtig. Vielleicht können Sie mir helfen, einen Killer zu erwischen.«
Dem Jungen traten vor Begeisterung fast die Augen aus den Höhlen, als er das mit dem Killer hörte. Er lief quer durch den großen Sortierraum zur Rückfront des Paketschalters und redete eine Weile auf seinen Bruder ein, danach kam er
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