0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
lächelte vieldeutig. »Wenn keine Belohnung zu holen ist«, sagte sie achselzuckend, »werde ich Ihnen alles erzählen. Ich bekam diesen Schein von einem gewissen Bobby Stevenson in Santa Barbara in Kalifornien. Da war ich vorgestern. Von einem Gewährsmann, den ich nicht preisgeben kann, hatte ich einen Tip erhalten, daß sich die Wagner-Bande, zu der Stevenson gehört, vielleicht mit Falschgeld abgeben könnte.«
»Wagner-Bande?« fragte der Chef. »Der Boss dieser Bande heißt Bryan Wagner. Dann gibt es noch diesen Stevenson und einem gewissen Moore. Diese drei Männer arbeiten seit einigen Jahren als Betrüger zusammen. Wo sich Moore und Wagner aufhalten, weiß ich nicht. Stevenson jedenfalls wohnt in Santa Barbara in Kalifornien in einem teuren Hotel und bringt fleißig solche falschen Hunderter an den Mann.«
»Es ist Ihnen klar, daß wir Stevenson auf Grund Ihrer jetzigen Information umgehend verhaften lassen müssen?«
Isabell Clifford nickte.
»Natürlich. Wie gesagt, es tut mir nur leid, daß für mich dabei keine Belohnung abfällt. Ich habe eine Schwäche für Arbeiten, die sich gut bezahlt machen.«
»Eine durchaus begreifliche Schwäche«, nickte Mr. High. »Es tut mir leid, daß ich ihnen diesmal keine Hoffnung auf klingenden Erfolg machen kann.«
»Man kann nicht immer große Geschäfte machen«, meinte Isabell Clifford und stand auf. »Ich habe eine Reihe kleinerer Aufträge zu erledigen, die sich auf ihre Weise schließlich auch bezahlt machen. Entschuldigen Sie die Störung.«
»Sie haben mich nicht gestört, im Gegenteil, Sie haben uns wieder einmal einen wertvollen Tip gegeben. Sie sind eine sehr gute Detektivin, Miß Clifford! Ich danke Ihnen!«
Mr. High geleitete seinen Besuch zur Tür. Danach griff er zum Telefon und sagte:
»Eine Verbindung mit dem FBI-Distrikt Los Angeles in Kalifornien, bitte. — Ja, ich warte.«
Nach wenigen Minuten war die FBI-Dienststelle in Los Angeles informiert. Ein paar G-men würden sich sofort in den Wagen setzen und nach Santa Barbara fahren, um Stevenson aufzutreiben und festzunehmen. Als das arrangiert war und Mr. High noch ein paar Worte mit dem Distriktschef von Los Angeles wechselte, leuchtete auf einmal das grüne Lämpchen an seinem Telefon auf.
»Ich muß abbrechen«, sagte der Chef schnell. »Da ist irgendein dringendes Gespräch für mich in der Leitung. So long!«
Er drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und fragte:
»Ja? Was gibt es?«
»Blitzgespräch aus Miami, Chef!« wurde ihm gesagt. »Ich stelle durch, bleiben Sie am Apparat!«
Mr. High wartete. Und dann hörte er jene Geschichte, die den ganzen FBI New York noch in jener Nacht in höchste Alarmstufe versetzen sollte…
***
Sein Gelächter hallte schaurig durch die Straße. Es war ein hohes, schrilles Gelächter, daß durchdringend wirkte.
»Mann, Mann!« knurrte Marshall. »Nun kommen Sie mal wieder zu sich!« Der Angesprochene keuchte. Das schrille Gelächter erstarb. Er rieb sich über die Stirn. Nach ein paar hastigen Atemzügen sagte er:
»Entschuldigen Sie. Ich bin völlig durcheinander. Wir müssen in Ruhe darüber sprechen. Es ist die unglaublichste Geschichte, die ich mir denken kann, und wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte, würde ich sie für ein Märchen halten.«
»Ich denke, wir gehen erst einmal hinein«, sagte Marshall. »Das hier draußen kann von Jack erledigt werden.« Er wandte sich an den jungen G-man, der so etwas wie sein Assistent zu sein schien, und informierte ihn in ein paar Sätzen, was zu tun sei. Danach gingen wir zusammen mit dem mehr als seltsamen Besucher zurück ins Haus. Wir setzten uns in Marshalls Office rund um seinen Schreibtisch.
»Schießen Sie los«, sagte Marshall, nachdem wir uns alle Zigaretten angesteckt hatten. »Aber fangen Sie am besten mit Ihrem Namen an, damit wir wissen, wie wir Sie anzureden haben, Mister.«
»Ja, natürlich«, nickte der Mann. »Ich heiße Tucna Springs. Der Vorname ist indianischen Ursprungs. Ich bin nämlich hier aus der Gegend. Mein Vater war ein Eingeborener aus der Seminole Indianer-Reservation im Großen Cypressen-Moor in der Grafschaft Collier. Meine Mutter ist eine Weiße…«
Er schwieg einen Augenblick. Es sah aus, als ob er Erinnerungen nachhinge. Nach einiger Zeit fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht.
»Na ja«, sagte er. »Sie kennen das sicher. Wir Indianer waren nie reiche Leute, wenn nicht gerade auf unserem Grund und Boden Öl gefunden wurde und wir
Weitere Kostenlose Bücher