0225 - Rendezvous im Weltall
fünfzig Jahre alt, trug eine altmodische Brille anstatt Korrekturlinsen und hatte ganz offensichtlich eine Vorliebe für angeregte Unterhaltungen. Pol brachte sein Anliegen vor, und Oppelts erste Reaktion war: „Da muß ein Versehen vorliegen, Sir. Soviel ich weiß, ist kein Unternehmen geplant, für das eine solche Ausrüstung benötigt wird." Pol lächelte ihn freundlich an. „Sie sind selbstverständlich über alles informiert, was an Bord der PLOPHEIA geplant wird, Sergeant, nicht wahr?"
Oppelts strahlendes Gesicht wurde ein wenig ernster. Er kratzte sich am Hinterkopf, wodurch ihm die Mütze über die glatte Stirn herunterrutschte.
„Unglücklicherweise immer", beklagte er sich. „Ich habe zweiunddreißig Jahre Raumerfahrung, Oberst Hastara nur sechzehn." Anklagend breitete er die Arme aus. „Und trotzdem will er nicht auf mich hören. Ich sollte jedesmal um Rat gefragt werden, wenn irgend etwas ... ach, vergessen Sie's, was wollen Sie haben?"
Pol wiederholte seine Bestellung. Nachdem er seinem Herzen Luft gemacht hatte, erwies sich Oppelt als sachverständiger und umsichtiger Verwalter seines Lagers. Innerhalb weniger Minuten fand Pol sich ausgestattet mit Waffen, Transportanzug, Funkgerät und konzentrierten Nahrungsmitteln, die selbst einen hungrigen Mann zehn Tage lang über Wasser halten konnten. Er bedankte sich bei dem Sergeanten, und Oppelt versicherte, er wäre stets gerne zu Diensten, und der Herr Major möchte ihn bitte dem Herrn Oberst empfehlen. Pol war auf dem Weg zum Antigrav, als der Interkom plötzlich aufdröhnte. „Hastara an Kennan! Pol, beeilen Sie sich! Wir haben die KITARA auf den Orterschirmen!" Pol fing an zu rennen.
„Verdammt", knurrte Halgor, „ich dachte nicht, daß sie so schnell kämen."
Cole Harper betrachtete den Lichtfleck auf dem Orterschirm mit gemischten Gefühlen. Er wußte nicht, was er davon halten sollte.
Ohne Zweifel handelte es sich um ein terranisches Suchschiff. So, wie es flog, schien es fast unmöglich, daß die KITARA unentdeckt bleiben könnte. Es war noch zwei Astronomische Einheiten entfernt, aber der Computer hatte seine Bahnkurve ermittelt, und die Kurve führte weniger als zehn Millionen Kilometer am Kurs der KITARA vorbei. Zehn Millionen Kilometer war eine kritische Distanz. Die modernsten Materieorter reichten mühelos über eine solche Entfernung hinweg, aber ältere Geräte konnten kaum mehr als neun Millionen Kilometer bewältigen. Wohl und Wehe der KITARA schien davon abzuhängen, mit welcher Art von Instrumenten das Imperiumsschiff ausgerüstet war.
Cole betrachtete mit stockendem Atem, wie der helle Fleck sich beängstigend näherte. Das fremde Schiff bewegte sich mit mehr als siebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit. In weniger als einer halben Stunde mußte es den Punkt geringster Distanz erreichen.
Cole schaute auf die Uhr. In fünfzig Minuten würden sie die Impulsweiche in Betrieb nehmen und mit dem Schiff zusammentreffen, das zu ihrer Entlastung geschickt wurde.
Wenn der Fremde da draußen ihnen nicht einen Strich durch die Rechnung machte, Cole hatte das unangenehme Gefühl, daß die Ereignisse sich zuzuspitzen begannen.
Die Minuten verstrichen träge. Einmal meldete sich Imar Arcus aus dem Laderaum und erklärte, Son-Hao hätte die Generatorleistung auf den gewünschten Wert reguliert, und von ihm aus könnte es jetzt losgehen. Cole machte ihm klar, daß sie noch eine Weile Zeit hatten, und überhaupt wäre es gar nicht sicher, ob sie noch zum Zug kämen. Imar fluchte unbeherrscht vor sich hin und schaltete ab. Cole kam der Gedanke, daß es von den Maahks nicht besonders geschickt gewesen sei, Hominiden mit einem durchaus menschlichen Selbsterhaltungstrieb zu erzeugen.
Der Wille zu überleben konnte die Mission gefährden.
Dann kam der Augenblick, in dem das terranische Schiff auf die Zehn-Millionen-Kilometer-Marke zustieß. Coles Blick saugte sich an dem Orterschirm fest, bis ihm die Augen brannten. Der Fremde hielt seinen Kurs unbeirrt ein. Er passierte den Punkt der geringsten Distanz und begann sich von der KITARA zu entfernen.
Cole bemerkte, daß er die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Er stieß die Luft keuchend aus und seufzte: „Wir haben's geschafft!" Halgor nickte und stand auf. Der Terraner hatte sie nicht bemerkt. In vierzig Minuten würde er in den Tiefen des Alls verschwunden sein. Die Gefahr war vorüber. Cole spürte, wie ein lastender Druck von seinem Bewußtsein wich und seine eigenen
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