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0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

Titel: 0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 (3 of 3)
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vermochte zu erklären, was der vierte Bluthund bis zu diesem Augenblick getan hatte. Fest steht lediglich, dass er in diesem Augenblick aus dem Gebüsch brach, das der grüne Plymouth gerade erst umrundet hatte, um in Crumfields Rücken zu gelangen.
    Es war, als ob ein hungriger Tiger aus dem Dschungel gekommen sei. Mit einem scharfen, unheimlichen Laut sprang der schwere Hund über eine Distanz von gut sechs Yards hinweg.
    Er landete auf dem Rücken eines der beiden Gangster, die aus dem Plymouth herausgekommen waren. Der Mann stieß einen gellenden Schrei aus, als sich das kräftige Gebiss des Tieres tief in seine linke Schulter grub.
    Der andere Mann fuhr herum, erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde und sprang vor. Er setzte die Maschinenpistole an den Kopf den Tieres und zog durch. Ein kurzes, belferndes Rattern beendete das Leben des letzten Beschützers.
    Genau in dieser Sekunde stieß der gelbe Cadillac rückwärts zum Tor herein. Aus dem mit Gummi verkleideten Sedan sprang ein Mann heraus. Er lief geduckt quer über den Rasen, packte das brüllende Kind und schleppte es auf den Cadillac zu.
    Die anderen Gangster folgten. Der Verwundete stützte sich halb auf seinen Komplizen. Sie kletterten in den Cadillac. Der schwere Wagen schoss zum Tor hinaus.
    ***
    Summend kam die Schwester zur Tür herein und balancierte eine Tasse Fleischbrühe in der rechten Hand. Die Schwester war höchstens zwanzig Jahre alt und hatte eine kleine Stupsnase, die von einigen Sommersprossen gemustert war.
    »Guten Morgen, Mister Cotton«, sagte sie fröhlich, lachte schelmisch und summte weiter, während sie mir die Tasse auf den Nachttisch stellte.
    »Morgen«, brummte ich. »Haben Sie das große Los gezogen?«
    »Wieso?«
    Sie hatte die Vorhänge aufziehen wollen, hielt aber inne und trat ein paar Schritte vom Fenster zurück.
    »Hätte ja möglich sein können«, sagte ich. »Sie machen den Eindruck.«
    Sie lachte fröhlich.
    »Ich bin verliebt«, sagte sie.
    Ich runzelte die Stirn, soweit meine Verbände es mir erlaubten.
    »Doch wohl nicht in mich?«, erkundigte ich mich erschrocken.
    Sie tippte mir mit dem Zeigefinger auf meine Nasenspitze und sagte sehr freundlich: »Nein, Sir. Sie sind ein Patient und folglich tabu!«
    »Schöne Zustände«, brummte ich.
    Sie zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenster. Draußen musste ein herrlicher Tag sein. Und ich lag verpackt wie ein rohes Ei in diesem verdammten Bett und konnte mich kaum rühren.
    Die Schwester trällerte schon wieder. Es war immer noch dieselbe Melodie. Wenn ich sie noch eine Minute hörte, würde sich der Song in meinem Kopf ebenso festgenistet haben wie in ihrem.
    »Können Sie nicht mal was anderes singen?«, fragte ich.
    »Stört’s?«, fragte sie schnippisch.
    »Nein. Aber wenn ich das noch eine Zeit lang mitanhören muss, werde ich es heute selber den ganzen Tag lang summen.«
    Sie blieb neben meinem Bett stehen und reichte mir die Suppe. Während sie mir Löffel nach Löffel in den Mund schob, erklärte sie mir mit dem ganzen Ernst, den nur junge Leute bei solchen Dingen aufbringen können.
    »Sehen Sie, Mister Cotton, bei mir ist das genauso. Ich habe die Melodie gestern irgendwo zufällig gehört. Und seither geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Es fällt mir selber schon auf die Nerven, aber jedes Mal, wenn ich nicht mehr daran denke, fange ich ganz von selber an, diese Melodie zu summen.«
    »Ja, ja«, sagte ich. »So etwas gibt’s.«
    Die Fleischbrühe schmeckte sehr gut, aber es war zuwenig. Kopfschüttelnd stellte ich fest, dass ich mich seit einigen Tagen zu einem Vielfraß entwickelte. Der Arzt begrüßte das. Mein Körper brauchte Aufbaustoffe, sagte er. Er drückte alles so fürchterlich sachlich aus. Wenn mein Magen von einem Steak schwärmte, sprach er von Eiweißen und bei einem hübschen Nachtisch von Kohlehydraten. Er konnte einem den Appetit verderben.
    Kaum hatte die Schwester das Zimmer verlassen, da machte ich mich auf die Beine. Seit Samstagmorgen hatte ich mir das vorgenommen, und jetzt konnte mich nichts mehr auf halten.
    Mit beiden Händen zog ich langsam und Stück für Stück die Decke beiseite. Als ich es soweit geschafft hatte, dass ich nur noch die Beine ein wenig anzuziehen brauchte, musste ich eine Pause einlegen. Auf einmal schwitzte ich wie nach einem Hundert-Meter-Lauf. Ich blieb ruhig liegen und wartete, bis mein Atem wieder ruhiger ging.
    Ächzend versuchte ich, mich zu einer sitzenden Stellung aufzurichten. Es ging

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