0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1
eigentlich leichter, als ich gedacht hatte. Vor Freude über diesen Anfangserfolg fing ich an, eine Melodie vor mich hinzusummen. Mittendrin wurde mir klar, dass es natürlich der Song war, den mir die Schwester vorgeträllert hatte.
Ich brach ab, stützte die Hände fest auf, was mir einen leichten, ziehenden Schmerz bis hinauf in die Schultern verursachte, und ließ langsam die Beine aus dem Bett gleiten.
Zwei Mal holte ich tief Luft. Dann riskierte ich es. Ich stieß mich mit den Händen ein wenig hoch und kam auch wirklich auf die Beine. Aber schon nach dem zweiten Schritt verschwamm auf einmal alles vor mir. Meine Knie wurden plötzlich Gummi, in meinem Kopf drehte sich alles und - bums! lag ich auf dem Teppich. Ein jäher Schmerz stach mir durch den ganzen Körper, ebbte aber allmählich ab und blieb nur als ein erträgliches Bohren in meinem Gehirn.
Aus lauter Wut fing ich an zu pfeifen, als ich wieder klarsehen konnte. Natürlich war es die Melodie, die mir die Schwester eingetrichtert hatte. Und jetzt wusste ich auch, woher ich diese Melodie kannte. Es war »Home, sweet Home«.
***
»Dowling!«, bellte die Stimme im Hörer. »Euren Boss, aber schnell!«
»Tut mir leid«, erwiderte der Kollege in der Zentrale. »Mister High nimmt an der Beerdigung des am Freitag ermordeten Lieutenants der Stadtpolizei teil. Können sie nicht später…«
Die Stimme unterbrach ihn schneidend: »Wenn ich das FBI anrufe, dann hat es verdammt seine Gründe. Geben sie mir einen anderen Mann aus euren Laden!«
»Okay.«
Der Kollege in der Zentrale deckte die Hand über den Hörer und wandte sich an den nächstsitzenden Kollegen.
»Das muss ein Verrückter sein, den ich da in der Leitung habe«, sagte er kopfschüttelnd. »Brüllt wie ein Kalb vor dem Schlachthof.«
»Was will er denn?«
»Den Boss!«, äffte der Kollege nach. »Mit wem soll ich ihn verbinden? Sicher ist es wieder einer von diesen Fantasten, die jede Stunde zwei fliegende Untertassen sehen und eine Invasion vom Mars fürchten. Wer ist denn im Hause?«
»Gib das Gespräch runter zu Phil«, sagte der Kollege. »Der hat die Ruhe um mit solchen Leuten fertig zu werden.«
»Guter Gedanke. Hallo, Phil, da hängt einer in der Leitung, der den Boss haben will. Ich stelle durch, denn der Chef ist ja bei der Beerdigung.«
Phil räkelte sich in seinem Drehstuhl und erwiderte gemächlich: »Okay, ich nehme an! - Hallo? Federal Bureau of In…«
»Das höre ich schon zum zweiten Mal«, bellte eine wütende Stimme.
»Hier ist Dowling, Robert S. Dowling, kapiert? Was ist mit euren verdammten Laden los? Ich brauche zwei Minuten, um einen von euch an die Strippe zu kriegen! Hören Sie zu, verdammt noch mal! Vor ein paar Minuten hat man meinen Jungen entführt! Die vier Bluthunde sind tot, und die beiden Wächter auch. Im Park sieht es aus wie nach einem Sturmangriff der Marine-Infanterie! Setzt euch in Trab, verdammt noch mal. Oder ich schlage euch euren ganzen Verein zusammen!«
Phils Mund stand offen. Sein Gesicht hatte ein wenig an Farbe verloren. Er hielt den Hörer noch in der Hand, als Dowling längst aufgelegt hatte. Ein paar Sekunden brauchte Phil, um diese Meldung zu verdauen.
Dann aber kam Leben in ihn. Er fuhr vor, drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte die Nummer der Funkleitstelle.
»Hier ist Decker«, sagte er hastig. »Soeben ging die Meldung ein, dass der Junge des Zinnmillionärs Dowling entführt worden ist. Sämtliche FBI-Streifenwagen sofort zu Dowlings Villa. Das Grundstück ist hermetisch abzuriegeln.«
»Alle Wagen zu Dowling, verstanden!«
Phil wählte die nächste Nummer.
»Die Hälfte der Bereitschaften sofort zu Dowlings Villa!«, rief er. »Kindesentführung!«
Seine Hand schlug mit einem scharfen Schlag erneut die Gabel nieder, um die Leitung zu unterbrechen. Mit fliegenden Fingern wählte er den nächsten Hausanschluss.
»Mordkommission mit verstärkter Besetzung zu Dowlings Villa! - Ja, der Zinnmillionär!«
Phil warf den Hörer auf die Gabel und stürzte zur Tür. Er vergaß seinen Hut. Die Sekretärin im Vorzimmer des Chefs fuhr erschrocken hoch, als Phil ins Zimmer stürmte.
»Kindesentführung bei Dowling! Lassen Sie den Chef dezent aber schnell aus der Beerdigung herausholen! Und nehmen Sie den roten Telefonhörer in die Hand. Geben Sie Washington Bescheid. Ich übernehme die Sache, bis der Chef die Entscheidung darüber getroffen hat. Ich bin in einem der Wagen und dann bei Dowling zu
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