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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Boden, um zu sehen, gegen was sie da versehentlich getreten hatte.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich, der Mund öffnete sich wie zu einem Schrei. Doch das Grauen schnürte Sandra die Kehle zu, als sie die in alle Richtungen verstreuten Knochen des Skelettes erkannte.
    Tapfer bekämpfte sie die Angst, die ihr wie rasend pochendes Herz umkrallte. Gewaltsam bemühte sie sich, einen klaren Kopf zu behalten. Aufkommende Hysterie konnte für sie tödlich enden.
    Trotz aufsteigendem Ekel betrachtete Sandra Jamis das Skelett oder besser das, was davon nach dem Fußtritt übrig war, genauer.
    Und dann gingen ihr ganze Kronleuchter auf. Ja, das war das Gerippe, auf das sie Sejano aufmerksam gemacht hatte. Der Schädel und der obere Teil des Brustkorbs waren noch unzerstört.
    So, ja, so hatte sie den Knochenmann gesehen. Also hatte man sie aus diesem Gang, der rechts von ihr lag, herangeschleppt.
    Ein Hoffnungsschimmer! Sie war auf dem richtigen Weg.
    Vorerst wenigstens.
    Tapfer ging Sandra Jamis weiter. In dem dunklen Gang wirkte ihr nackter weißer Körper wie ein Gespenst.
    Und dann war plötzlich Bewegung um sie her.
    Hinter ihr sauste und brauste es heran. Ledern patschende Geräusche zerrissen die Stille. Und dann schwirrte es über den ängstlich eingezogenen Kopf Sandras hinweg.
    Blakendes Fackellicht beleuchtete ganze Scharen von Fledermäusen, die mit unhörbaren Schreien über sie hinwegflatterten. Fledermäuse - die Jäger der Nacht.
    Jetzt ist ihre Zeit! kombinierte Sandra Jamis. Draußen ist es Nacht. Sie kennen den Weg nach draußen. Ich muß ihnen nach!
    Und wie ein Pferd, das mit spitzem Sporn und sausender Gerte angetrieben wird, lief Sandra Jamis hinter den Fledermäusen her…
    ***
    Luigi Garbenio, der sich selbst für den besten Taxifahrer von Rom hielt, verstand die Welt nicht mehr. Wie sagte dieser nicht unsympathisch wirkende Mann, der an der Piazza Barberini mit einem Schwung sein Taxi geentert hatte?
    »Fahren Sie immer geradeaus. Ich sage Ihnen, wann und wo Sie abbiegen sollen!« Ein größerer Geldschein verschwand in Garbenios Hand. Mit weit aufgerissenen Augen sah der Italiener, daß sich sein Fahrgast auf eine runde Scheibe zwischen seinen Händen zu konzentrieren schien. Und von dieser Scheibe ging ein unirdisches, grünlich-waberndes Leuchten aus.
    »Fahren Sie los!« fühlte sich Garbenio noch einmal unwillig aufgefordert. Der Italiener gab Gas. Aber ihm war gar nicht wohl zumute. Er merkte, daß hier Kräfte im Spiel waren, die über seinen geistigen Horizont hinausgingen.
    Professor Zamorra kommandierte das Taxi mit kurzen, knappen Worten durch den Verkehr, als hätte er den neuesten Stadtplan der Siebenhügelstadt im Kopf. Mit Befremden sah der Driver jedoch aus den Augenwinkeln, daß der Fahrgast die Augen fast geschlossen hielt. Er beachtete die Sehenswürdigkeiten nicht, auf die ihn der Fahrer aufmerksam machen wollte.
    »Porta San Sebastiano!« wurde Zamorra aus seiner Konzentration aufgeschreckt. »Bitte hier aussteigen oder mit zurückfahren!«
    »Weiter!« knurrte Zamorra ungeduldig und schob Garbenio einen neuen Schein zu. Aber zu seinem Erstaunen wurde das Geld zurückgewiesen.
    »Ich hier nicht weiterfahren!« versuchte sich Garbenio verständlich zu machen. »Da hinten alte Straße mit Totenstadt. Gespenster! Du verstehst? Leichen! Geister! Nicht gut hier!«
    »Fahr weiter!« drängte Professor Zamorra noch einmal. Denn das Amulett rief ihn zu höchster Eile. Ein Lauf konnte anstrengend werden. Obwohl er gut durchtrainiert war - wer wußte denn, wie weit das Ziel entfernt war?
    »Nicht geheuer!« plapperte der Italiener aufgeregt. »Geister entführen, wen sie bekommen, in ihr Reich. Ich war im Krieg, Signore. Keiner kann sagen, Luigi Garbenio ist feige. Aber gegen Gespenster kann man nicht kämpfen. Santa Madonna! Ich habe Frau und Kinder. Fünf reizende Bambini. Und la Mama! Wer soll sie ernähren, Signore, wenn mich die Gespenster geholt haben? Ich hier nicht langfahren! Nicht bei Nacht!«
    »Hasenfuß!« knurrte Professor Zamorra. Aber er mußte doch zugeben, daß der Taxi-Driver nicht in allem unrecht hatte.
    Diese uralte Nekropolen mußten ein Tummelplatz für alle Geschöpfe der Nacht sein. Er selbst hatte es ja meist nur mit Dämonen höherer Ordnung zu tun. Aber einem normalen Menschen konnten auch schon einfache Gespenster einen fürchterlichen Schrecken einjagen. Wer wußte denn, wie viele unheimliche Erlebnisse hier schon die Menschen erschreckt hatten?!
    Und das

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