0227 - Vier Killer kennen keine Gnade
ganz klar.«
»Na und?«
»Wenn ich stattdessen in die Stadt fahre und mich dort zehn Stunden ’rumtreiben würde, könnte ich ’ne Menge Geld ausgeben, auch klar, nicht?«
»Ja. Und worauf wollen sie hinaus?«
»Geld ist ein Ding mit einem Pfiff, mein Junge. Nehmen wir mal an, Sie hätten ’ne blanke Million Dollar jetzt an der Geschichte verdient. Haben Sie sicher nicht, und ich will ja auch nicht wissen, wieviel es wirklich ist. Nehmen wir nur mal an, es wäre eine Million. Jetzt wollen Sie aber nicht mehr arbeiten. Sie wollen sich aber auch nicht Beschränkungen auferlegen. Sie wollen das Geld nur ausgeben. Schön, ich wette mit Ihnen, dass Sie mit der Million nicht einmal fünf Jahre auskommen. Geschweige denn fünfzig. Sie werden sich ein schickes Auto kaufen, teure Anzüge, Hemden, Schuhe. Sie werden nicht mehr für ’n Dollar essen, sondern für zehn. Tja, wenn Sie sagen würden: Jetzt arbeite ich damit. Richtig und vernünftig wird jetzt gearbeitet. Dann könnten Sie aus einer zehn machen. So aber werden Sie aus einer Million im Handumdrehen nichts gemacht haben. Ich halte jede Wette.«
»Quatsch«, brummte Paterson und war wütend, weil er merkte, dass er sich in einigen Punkten wirklich getroffen fühlte. »Alles Quatsch.«
»Na, meinetwegen«, brummte Callegan. »Mir kanns ja gleichgültig sein. Außerdem werden Sie sowieso nicht dazu kommen, das Geld auszugeben. Weil die Polizei Sie nämlich innerhalb weniger Wochen bereits haben wird. Ich weiß ja nicht, was ihr angerichtet habt. Aber der Polizist vorhin an der Sperre hat gesagt, dass der ganze Alarm vom FBI ausgeht. Na, da habt ihr euch richtig angelegt. Ihr könnt euch auf dem Nordpol verkriechen - und die Jungs vom FBI würden euch finden. Wenn erst einmal sechstausend G-men wild gemacht worden sind, dann kann euch der Teufel selber nicht mehr retten. Denken Sie an meine Worte, wenns soweit ist. An Ihrer Ste…«
Er kam nicht mehr dazu, seinen Vorschlag an den Mann zu bringen. Die Höllenmaschine unter dem Fahrersitz explodierte. Bloyd Paterson und ein unschuldiger Farmer starben den gleichen Tod wie vorher fünf G-men.
Aber fast auf die Sekunde zur gleichen Zeit enterten drei Gangster nach einer Querfeldein-Fahrt im Jeep und einer mühsamen Kletterei in den Felsen den in Richtung Chicago fahrenden Güterzug, der an einer bestimmten Stelle in den Bergen wegen einer starken Steigung so langsam fahren musste, dass es keine Schwierigkeit war, auf den Zug zu kommen. Es schien, als wären die noch lebenden Gangster zunächst einmal entkommen. Mitsamt ihrer Beute von anderthalb Millionen Dollar.
***
Es war fast zwei Uhr nachts, als wir endlich wieder in New York waren und in unsere Betten klettern konnten. Ich war wie zerschlagen und schlief tief und traumlos bis zum nächsten Morgen.
Gegen halb neun traf ich mich mit Phil im Office. Wir suchten unseren Doc auf. Er kauerte vor einer zusammengelegten Decke und hielt eine Schüssel in der Hand. In der Schüssel war Milch, und davor lag der kleine braune Hund und schleckte eifrig.
Ich bückte mich und besah mir den kleinen Kerl. Viel Braunes gab es nicht mehr an ihm zu sehen, denn ein guter Teil seines Körpers war von weißen Binden verhüllt. Plötzlich stutzte der Hund, hob den Kopf und schnüffelte. Gleich darauf stieß er ein eigenartiges Geräusch aus. Es war etwas zwischen Winseln, Kläffen und Bellen. Ich verstehe mich ja nicht auf so was. Aber der kleine Kerl schien sichtlich erfreut zu sein, dass er mich sah.
»Der vergisst Sie nie, Cotton«, sagte unser Doc. »Sie haben ihm zu trinken gegeben, als er fast am Verdursten war und sich nicht bewegen konnte. Das vergisst er Ihnen nie.«
Ich war gerührt und strich ihm ein paarmal behutsam übers Fell, soweit es nicht von den Binden verdeckt war.
»Was soll denn aus dem kleinen Kerl werden?«, fragte Phil.
Der Doc lachte:
»Ich habe drei Kinder, Decker. Und ich war heute früh so unvorsichtig, beim Frühstück von diesem Hund zu erzählen. Was glauben Sie, was mir meine Familie sagen würde, wenn ich den Hund nicht nach Hause bringe. Sogar meine Frau hat darauf bestanden, nachdem sie gehört hatte, wie wir den armen kleinen Kerl gefunden haben. Und das wundert mich eigentlich. Meine Frau mochte Hunde früher gar nicht. Ich habe das Kerlchen heute Nacht zusammengeflickt. Ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn durchbringen könnte. Aber heute früh geht es ihm schon sichtlich besser. Vielleicht schafft er’s
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