0227 - Vier Killer kennen keine Gnade
finden sein können.«
»Und?«, fragte nun auch der Chef gespannt.
Ich zuckte die Achseln: »Mehr als eine vage Vorstellung ist es nicht, Chef. Mir fiel auf, dass kein einziger Orangenstrauch abgeemtet war. Der Farmer hat aber doch angeblich einen ganzen Lastwagen von Orangen an den Güterwagen gebracht. Da steckt doch ein Widerspruch.«
Mr. High schob anerkennend die Unterlippe vor. Phil dagegen stieß einen schrillen Pfiff aus.
***
»Das Leben eines G-men ist auf jeden Fall sehr abwechslungsreich«, sagte Phil, als wir aus dem Flugzeug stiegen, »Vor ein paar Stunden hätten wir noch nicht einmal ans Verreisen gedacht -und jetzt sind wir schon in Chicago.«
Meine Gedanken waren in diesem Augenblick mehr auf den Umstand gerichtet, dass es nachmittags halb drei war und ich seit dem Frühstück noch nichts wieder gegessen hatte.
Wir waren inzwischen in der Abfertigungshalle angekommen und sahen uns suchend um. Zwei Männer von ungefähr dreißig Jahren traten augenblicklich auf uns zu. Der eine fragte halblaut: »Cotton?«
»Ja«, nickte ich.
Er streckte mir die Hand hin.
»Ich bin Mel Terrace, das ist Steve Conder. Nett, Sie kennen zu lernen.«
Wir schüttelten den FBI-Kollegen vom Distrikt Chicago die Hände und gingen mit ihnen hinaus, wo sie ihren Wagen stehen hatten. Nachdem wir eingestiegen waren, fragte ich:
»Gibt’s irgendeinen Grund warum wir uns beeilen müssen?«
»No«, erwiderte Mel Terrace. »Warum?«
»Weil ich in diesem Falle kein dienstliches Wort mehr sagen werde, bevor ich nicht vor einem Steak sitze, das einen ehrlichen G-men vor dem Hungertode zu retten vermag.«
»Okay, da kann ich Ihnen das richtige Lokal empfehlen. Wollen wir hin?«
»Warum sind wir nicht längst da?«, brummte Phil, der nun auch langsam Hunger zu bekommen schien.
Kurze Zeit später saßen wir wirklich hinter zwei Steaks, die selbst für einen texanischen Cowboy ausgereicht hätten. Während wir es uns schmecken ließen, tranken die Chicagoer ihren Kaffee. Sie hatten schon gegessen und nutzten die Zeit, um uns zu berichten. Dabei verhielt sich Conder schweigsam, während Terrace redete.
»Der Güterzug kommt heute nachmittag um vier Uhr sechzehn an«, sagte Terrace. »Wir haben inzwischen kreuz und quer telefoniert, bis wir endlich herausbekamen, wohin die fragliche Ladung von Orangen geht.«
»Nämlich?«, sagte ich zwischen zwei Bissen.
»An einen Boy namens Flinn McKenzie in der 47-Straße. Gegenüber dem Hygiene- und Gesundheitsmuseum. Selbstverständlich haben wir in aller Eile, aber vollkommen unauffällig ein paar Erkundigungen eingezogen.«
»Prima«, sagte Phil und wischte sich den Mund ab. Er ließ offen, ob sich seine Bemerkung auf die Steaks oder auf die rührigen Bemühungen unserer Kollegen beziehen sollte. »Ist was dabei herausgekommen?«, fragte er und setzte seine Mahlzeit fort.
»Ein paar Kleinigkeiten«, nickte Terrace gelassen. »Nummer eins: Wir haben ein Bild von diesem McKenzie. Hier ist es.«
Er schob uns die Fotografie hin. Es war ein Alltagsgesicht, das nicht besonders intelligent wirkte. Wir betrachteten es flüchtig.
»Nummer zwei?«, fragte ich.
»Das ist schon besser«', meinte Terrace. »Wir haben nämlich herausgefunden, dass McKenzie noch gar keinen Gemüseladen hat.«
»Was?«
»Ja. Er hat eine Bude gekauft, das stimmt. So einen kioskähnlichen Stand in der Nähe des Krankenhauses. Sie kennen ja diese Buden, wo Obst, Zigaretten und Süßigkeiten verkauft werden. Aber er hat diese Bude noch nicht eröffnet.«
»Das ist ja interessant«, sagte ich. »Trotzdem lässt er sich aber Lastwagenladungen von Orangen schicken.«
»Ja, das machte uns auch stutzig«, sagte Terrace. »Wir bohrten in dieser Richtung weiter. Auf dem Gemüsegroßmarkt kennt kein Mensch diesen McKenzie. Er hat also noch nicht ein einziges Mal an seine künftigen Lieferanten irgendwie Fühler ausgestreckt.«
»Verdächtig«, sagte ich nur, weil mir das Steak keine Zeit zu längeren Bemerkungen ließ.
»Richtig«, stimmte Terrace zu. »Und noch verdächtiger wird die ganze Geschichte deshalb, weil McKenzie bisher noch nicht um eine Lizenz als Gemüsehändler ersucht hat. Und das ist eigentlich das erste, was ein Mann tut, der plant, so ein Geschäft aufzuziehen. Wenn er die Lizenz nämlich nicht bekommen sollte, wäre es ja heller Irrsinn, wenn er etwa schon die Örtlichkeiten dafür gekauft oder gemietet hätte.«
»Alles in allem«, brummte ich, »scheint also McKenzie in Wahrheit gar kein
Weitere Kostenlose Bücher