0227 - Vier Killer kennen keine Gnade
fragte er, aber ich unterbrach ihn.
»Vielen Dank, Mister Kiever. Gute Nacht. Entschuldigen Sie die Störung.«
Wir verließen das geräuschvolle Haus beinahe fluchtartig. Als wir in dem Wagen saßen, mit dem wir gekommen waren und der natürlich auch dem FBI Chicago gehörte, fragte ich mit einem erleichterten Seufzer:
»Hörst du etwas, Phil?«
»Nein, wieso?«, erwiderte mein Freund. »Es ist doch alles ruhig.«
»Eben«, sagte ich und genoss die Stille.
Ein paar Minuten später machten wir uns auf den Weg. Wir fuhren der Straße nach, die nach Chicago führte. Aber wir fuhren langsam. Und schon an der ersten Abzweigung verließen wir die Chicagoer Straße und wandten uns nach Süden.
»Sie haben einen Vor sprung von ungefähr zwölf Stunden«, brummte Phil.
»Das weiß ich«, sagte ich. »Ich habe ja auch nicht die Absicht, ihnen pausenlos nachzujagen. Das hätte schon deshalb keinen Sinn, weil wir ja nicht wissen können, wohin sie fahren. Aber ich will ihnen bis zur nächsten Ortschaft nachfahren und von dort aus telefonieren. Wir müssen New York anrufen und hören, ob sich in Washington inzwischen etwas hinsichtlich der übermittelten Fingerabdrücke getan hat. Das machen wir von der nächsten größeren Ortschaft aus, wo es eine Telefonzelle gibt. Danach fahren wir nach Chicago zurück.«
»Okay«, brummte Phil. »Wir werden wieder einmal spät ins Bett kommen.«
Ich beugte mich weit nach vorn, denn auf der Straße glitzerte etwas im Scheinwerferlicht. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal, aber es war zu spät. Rechts krachte es, links krachte es, der Wagen geriet ins Schleudern, und für ein paar Sekunden hatte ich zu tun, um den Wagen auf der Fahrbahn zu halten.
Wir stiegen aus und besahen uns die Bescherung. Beide Vorderreifen und der linke Hinterreifen waren platt. Ein Stück hinter uns fanden wir die etwa handlangen Eisenstücke mit den hochragenden Nägeln, die uns liebe Zeitgenossen auf die Straße gelegt hatten.
»Ich habe mich geirrt«, sagte Phil. »Wir werden vermutlich überhaupt nicht ins Bett kommen.«
»Dafür wissen wir jetzt aber etwas mit Sicherheit«, sagte ich und sah mir die Nagelstange fröhlicher an, als man es in so einem Falle vom Autofahrer erwarten kann.
»So?«, knurrte Phil. »Was wissen wir denn schon?«
»Zwei Dinge«, sagte ich ernst. »Einmal, dass dies eine sehr wenig befahrene Straße ist, mein Lieber. Und zum anderen wissen wir, dass wir hier richtig sind.«
***
Er hatte eine scharfe Habichtsnase und mochte an die zwei Zentner wiegen.
»Natürlich kann ich Sie bis zur nächsten Reparaturwerkstatt mitnehmen«, sagte er. »Steigen Sie ein.«
Wir kletterten in seinen Mercury. Da wir die Nagelstange von der Straße weggeräumt hatten, hatte er die Stelle passieren können, ohne seine Reifen zu zerstechen. Während der Fahrt durch die nächtliche Dunkelheit sagte er kein Wort. Er starrte nur angestrengt nach vorn.
Dafür stieß mich Phil zweimal heimlich an. Ich hatte es auch gehört. Jedesmal, wenn der Wagen durch ein Schlagloch hüpfte, sagte hinter der Rückenlehne, also aus dem Kofferraum heraus, eine leise, klägliche Stimme »Mammy«. Es war unheimlich.
Ich beobachtete den Mann von der Seite. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst. Die Stirn zeigte mehr Querfalten als der Weg, den wir fuhren, obgleich er auch nicht arm an Löchern und Rinnen war.
Auf einmal klatschte sich der Kerl die flache Hand an die Stirn und rief:
»Ich hab’s! Affen müssen wir machen.«
Aus den Augenwinkeln schielte ich zu Phil. Es war nachts gegen zwölf. Wir waren übermüdet, und der Kerl am Steuer war uns von vornherein nicht ganz geheuer gewesen. Aber jetzt kam er mir endgültig wie ein Verrückter vor.
»Was müssen wir machen?«, fragte ich vorsichtig und brachte meine rechte Hand ein wenig näher an den Rockausschnitt, um desto schneller meine Pistole in der Hand haben zu können.
»Affen«, erwiderte die Habichtnase am Steuer. »Haben Sie denn heute Abend nicht die Nachrichten gehört? Affen sind die große Masche. Wir haben mal wieder zwei Affen in den Weltenraum gejagt und heil auf die Erde zurückgeholt. In der nächsten Stadt rufe ich meinen Chef an. Die letzten Puppen, die wir noch haben, verramschen wir. Dafür muss mein Boss jetzt Affen hersteilen. Kleine Affen in Weltraumanzügen. Das wird das Geschäft.«
»Ach, Sie handeln mit Puppen?«, fragte Phil erleichtert.
»Klar doch«, erwiderte der Mann. »Tanzpuppen, Singpuppen, Negerpuppen, Cowboypuppen,
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