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0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

Titel: 0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Lösegeld für blonde Girls
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beiden Jungen stritten sich darum, wer noch nüchtern genug sei, um sich ans Steuer zu setzen. Meiner Überzeugung nach waren sie beide so voll, daß sie schon an der nächsten Straßenecke Bruch machen würden. Eines der Mädel schlichtete den Streit. Sie schubste die jungen Leute beiseite und erklärte energisch:
    »Ich bin die einzige, die euch lebend nach Hause bringen kann. George, setz dich nach hinten! Du und Ralph könnt euch ausschlafen! Beim Fahren mag ich keinen Mann neben mir, und vor allem keinen vollen. Komm du hierher, Kathleen!«
    Merkwürdigerweise parierte die ganze Bande, und die Kleine, die kaum siebzehn Jahre alt war, brachte den Wagen nicht nur tadellos in Gang, sondern auch heil um die nächste Ecke.
    Der »Goldene Drachen« schien es -jedenfalls in sich zu haben, und außerdem war es ein Lokal, das wir beide nicht kannten, und das ließ uns keine Ruhe.
    Der Laden war gar nicht groß. Ein langer Schlauch, auf dessen einer Seite die üblichen Boxen angebracht waren, während sich auf der anderen eine unendlich lange Bar hinzog. Hinter dieser Bar saßen zwölf der hübschesten Chinesinnen, die ich seit unserem Ausflug nach Hongkong zu Gesicht bekommen hatte. Ich fühlte mich eigentlich sofort heimisch.
    Bevor wir uns hinsetzten, schlenderten wir den Gang hinunter bis zur Stirnseite, an der ein mächtiger, feuerspeiender, goldener Drache auf schwarzem Grund prangte. Das Vieh sah so gefährlich aus, daß man Angst davor bekommen konnte. Nur noch fünf Boxen waren besetzt, aber es schien, als ob das Geschäft sich lohne. In vieren saßen größere Gesellschaften, meist Grünzeug, das zuviel Taschengeld hatte, und in einer hatte ein schmaler junger Mann mit blassem Gesicht und großer Hornbrille Anker geworfen, dem es, obwohl er gar nicht danach aussah, an Dollars nicht zu mangeln schien. Er hatte nicht nur eine sehr hübsche, ,sehr rothaarige und sehr kesse Freundin mitgebracht, sondern auch zwei der Chinesinnen an den Tisch geholt.
    Die ganze Gesellschaft trank Sekt, in den der Kellner je einen Schuß irgendwelchen grünen Likörs schüttete. Auf alle Fälle war es eine teuflische Mischung, und das merkte man dem Jüngling und seinem Rotkopf an. Die beiden Chinesinnen tranken mit stoisch lächelnden Puppengesichtern, als ob sie zeitlebens nichts anderes getan hätten.
    Ich zwinkerte Phil zu, und wir setzten uns an die Bar gegenüber dieser Box. Ich war neugierig, wie sich die Angelegenheit entwickeln würde.
    Der Rotkopf war temperamentvoll und stark angeschossen. Ihr Kavalier in dem Zustand, den die Verkehrspolizei als mittelschweren Rausch bezeichnet. Ich sah, wie er der neben ihm sitzenden Chinesin immer näher auf den Pelz rückte, und wartete auf den Augenblick, an dem seine Freundin Krach schlagen würde.
    Unsere Barmaid verstand jedenfalls etwas von westlichen Getränken. Sie mixte uns ein paar ausgezeichnete Manhattan und versuchte in schlechtem Englisch Konversation zu machen. Eine Kapelle im Hintergrund machte Musik. Es war eine schrille, eintönige, aber aufreizende Medodie, wie wir sie auch in Hongkong gehört hatten.
    »Ich möchte wissen, was man auf dieses Geplärre tanzen kann«, maulte der blasse Jüngling.
    »Du hast keine Ahnung«, behauptete seine Freundin. »Gerade das ist die richtige Musik. Ich könnte dir einen aufs Parkett legen, daß die Wände wackeln.«
    »Nicht aufs Parkett, auf den Tisch«, grölte ihr Kavalier. »Los, nehmt das Tischtuch ab! Lucy will tanzen.«
    Die rote Lucy lachte, sprang auf und wiegte sich herausfordernd in den Hüften.
    »Die kann tanzen«, flüsterte mir Phil zu. »Hoffentlich fällt sie dabei nicht auf die Nase.«
    Ein schlitzäugiger Kellner wurde herangewinkt, eine dei Chinesinnen sprach lebhaft auf ihn ein. Er nickte, brachte ein anderes Tischchen, auf das er die Gläser stellte und nahm die Tischdecke ab.
    Im nächsten Augenblick war Lucy auf die Bank und von da auf die Tischplatte gesprungen. Zuerst stand sie, als ob de sich an den Rhythmus gewöhnen müsse, die Hände auf die Hüften gestützt, und dann, ganz plötzlich, legte sie los.
    Sie hatte nicht viel Platz auf der Tischplatte, vielleicht ein und einen halben Quadratmeter, aber sie quirlte, drehte sich und bog sich, als ob ihr der fünffache Platz zur Verfügung stehe. Das Mädel war tatsächlich eine Kanone.
    Aus den anderen Boxen waren die Gäste hervorgekommen und sahen zu. Dann begann jemand im eintönigen Rhythmus der Flöte, Geige und Trommel zu klatschen, und alle fielen ein.

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