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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Plouézoch?«
    »Richtig«, nickte Nicole. »Könnte die Kripo sein. Chef der Mordkommission oder sonst ein hohes Tier in Zivil. Von der Zeit her… hm, auch das könnte stimmen.«
    »Dann fahren wir mal hinter dem Wagen her«, entschied Zamorra. »Wenn es sich wirklich um die Kripo handelt, dann brauchen wir in Morlaix nicht lange nach der Polizeipräfektur zu suchen.«
    »Manchmal bist du ein weiser Mensch«, stellte Nicole fest und räkelte sich neben ihm.
    Zamorra hängte sich an den grauen Wagen. Vor ihnen tauchte die kleine Stadt auf. Der Citroën glitt durch die Straßen und parkte schließlich auf dem schattigen Vorplatz eines großen Gebäudes. Wuchtige Bäume reckten ihre knorrigen Äste zum sonnigen Himmel hinauf.
    »Gegenüber ist ein Restaurant«, erkannte Nicole nach einem raschen Rundblick.
    Sie sprang aus dem Wagen, als sich die Türen des grauen Fahrzeugs öffneten und drei Männer ausstiegen. Einer trug etwas in den Armen, das in Zeitungspapier eingeschlagen war und etwa die Größe eines ausgewachsenen Dackels besaß. Ein schwacher Verdacht keimte in Nicole auf.
    Auch Zamorra stieg aus und winkte den drei Kripo-Beamten zu.
    »Wollen Sie zu mir?« erkundigte sich der Mann mit dem dichten Vollbart und nahm eine qualmende Zigarre aus dem Mund.
    »Ich nehme an, daß das hier die Polizeistelle ist«, sagte Zamorra.
    Der Bärtige nickte. »Richtig erkannt. Mein Name ist Maidonnes. Moment, waren Sie nicht vorhin in Plouézoch? Der Straßenkreuzer, der nicht weiter konnte, weil unsere Fachidioten so saublöd parkten? Ich sah Sie durchs Fenster.«
    Zamorra nickte.
    »Wir sind’s«, sagte auch Nicole. »Wir wollten eigentlich zum Strand. Aber da ist es bannig ungemütlich geworden. Vielleicht werden Sie es nicht glauben, aber wir wurden von Ratten angefallen.«
    Abwartend sah sie Maidonnes an. Die normale Reaktion hätte sein müssen, daß der Bärtige erstaunte Rückfragen stellte. Denn daß Menschen am offenen Strand von Ratten angefallen werden, ist ungewöhnlich.
    Maidonnes hob die linke, buschige Augenbraue, wandte sich um und deutete mit dem brennenden Ende seiner Zigarre auf das Paket, das sein Assistent trug. Die Glut berührte das Papier und ließ es kurz ankohlen, ehe der Funken wieder erlosch.
    »Von solchen?« fragte er trocken.
    Philippe öffnete die Papierumhüllung und ließ den Inhalt der Einfachheit halber auf die Pflastersteine fallen. Nicole sprang mit einem Aufschrei zurück. Auch Zamorra machte vorsichtshalber ein paar Schritte rückwärts und ging in Abwehrstellung.
    »Keine Sorge, die ist tot«, sagte Maidonnes gleichmütig. »Die beißt nicht mehr.«
    Zamorra und Nicole betrachteten die tote Ratte, die ungewöhnlichen Riesenwuchs zeigte. Zamorra ging in die Hocke und berührte das Untier. Er drehte es einige Male hin und her und betrachtete es von allen Seiten.
    »Ja«, sagte er dann. »Etwa diese Größe war es. Sie wissen also schon Bescheid.«
    »Ja und nein«, brummte Maidonnes. »Das ist ja eine interessante Sache. Kommen Sie mit in mein Büro, Corinne kocht uns allen einen schönen schwarzen Kaffee mit viel Milch, damit man den Kaffee nicht sieht, und viel Zucker, damit man die Milch nicht schmeckt. Und dann zeigen Sie mir mal auf der Landkarte, wo Sie überfallen wurden.«
    Philippe sammelte die tote Ratte wieder ein und wollte sie mitbringen. »Was habe ich vorhin gesagt?« knurrte Maidonnes.
    Philippe schlug sich vor den Kopf. »Gerichtsmedizin, Labor«, brummte er. »Pardon, Chef.«
    »Schon gut. Ratten in der Größe verkraftet auch mein relativ stabiler Verstand nicht so schnell.«
    Eine Viertelstunde später saßen sie in Maidonnes gemütlich eingerichteten Büro, tranken schwarzen Kaffee mit viel Milch und viel Zucker, und auf dem Schreibtisch lag eine Detailkarte, die die nähere Umgebung der Bai de Morlaix zeigte. Fast jedes einzelne Haus war eingezeichnet.
    »Hier ungefähr muß es gewesen sein«, sagte Zamorra und sah Nicole fragend an.
    Seine Gefährtin nickte. »Ja, hier ungefähr. Wir parkten am Straßenrand, und unten auf dem Strand und an der Böschung und dann auch an der Straße tauchten die Ratten auf.« Sie gab eine kurze Schilderung des Überfalls.
    »An dieser Straße ist absolutes Halteverbot«, sagte Maidonnes. »Sie ist ohnehin schon schmal. Und wenn dann solche Straßenkreuzer wie Ihrer auftauchen… mal ganz im Vertrauen: wieviel schluckt das Ding?«
    »Vielleicht fünfundzwanzig Liter«, überlegte Nicole. »Auf neunzig bis fünfundneunzig

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