0228 - Ratten-Tanz
ihn, »hatte ich mir fast schon gedacht. Was plant dein verwegenes Hirn?«
»Nach dem Kaffee noch ein Rotweinchen zu schlürfen«, brummte der Professor. »Hm…«
Er küßte Nicole auf die Wange und sah dann wieder die beiden Polizeibeamten an. »Ich schlage vor, wir berichten nacheinander.«
»Gut, fangen Sie an«, sagte Maidonnes.
Zamorra nickte. »Ich wurde also gebissen. Meine Umgebung veränderte sich. Wahrscheinlich bin ich in eine Art Traumwelt geraten. Etwas begann in meinen Adern zu brennen, und ich kämpfte gegen eine Ratte, die größer war als ich. Dabei waren wir beide, Ratte und ich, in eine Art Mini-Universum eingeschlossen. Wir konnten nicht hinaus, mußten es durchstehen bis zum Letzten. Die Ratte wollte mich töten, und ich wußte, daß ich sie ebenfalls töten mußte, um zu überleben.«
Nicole schluckte. »Das war, als das Amulett dich mit dem grünen Schirm umgab«, vermutete sie. »Im Drudenfuß warst du zu sehen, hin und wieder erschien ein Rattenkopf.«
»Ich konnte die Ratte nicht töten«, sagte Zamorra. »Sie ist nach wie vor in mir, aber ich habe sie bezwungen. Sie spielt keine Rolle mehr, hoffe ich. Vielleicht gereicht sie mir sogar zum Vorteil, weil ich den Ruf vernehme.«
»Ruf wohin?« wollte Maidonnes wissen. »Auch Doktor Sonnier sprach von dem Ruf.«
»Ich weiß nicht, wohin«, gestand Zamorra. »Es ist wie bei den Zugvögeln. Ich müßte mich dem Ruf hingeben und mich leiten lassen.«
»Und genau das werden Sie tun, nicht wahr?« vermutete Maidonnes.
Zamorra nickte. »Auf diese Weise können wir das Rattenversteck ausheben. Ich bin mir allerdings fast sicher, daß es in der Nähe der Stelle liegt, an der Nicole und ich heute morgen am Strand von den Ratten überfallen wurden.«
»Dorthin wird auch Madame Piquet unterwegs sein«, vermutete Nicole. »Wahrscheinlich ist sie bereits an Ort und Stelle.«
»An diesem Punkt«, sagte Zamorra, »laufen viele Fäden zusammen. Mit Sicherheit befindet sich dort auch die entführte Claudine Piquet.«
»Ich möchte wissen, was die Rattenmenschen mit ihr Vorhaben«, brummte Maidonnes. »Wenn sie sie ebenfalls zu einer Wer-Ratte machen wollten, würde es genügen, sie zu beißen.«
»Sie muß eine ganz besondere Rolle spielen«, überlegte Nicole. »Erpressung scheidet aus. Sonst wäre nicht Alexander Piquet tot und Louise Piquet eine Wer-Ratte geworden.«
»Unsere Überlegungen drehen sieh im Kreis. Wir müssen den Ort finden, dann ergibt sich alles andere von selbst«, sagte Zamorra. Er sah Philippe an. »Gibt es schon Laborergebnisse Ihrer Ratte?«
»Jetzt fängt der auch noch an«, murmelte Philippe. »Das ist nicht meine Ratte! Es ist überhaupt keine Ratte.« Er berichtete von den Auswertungen und dem raschen Verwesen.
In diesem Moment sprang Maidonnes auf.
»Was ist denn jetzt los?« wollte Philippe wissen.
»Ich rufe im Krankenhaus an und erkundige mich nach dem Befinden des toten Doktor Sonnier«, stöhnte Maidonnes und verschwand in Richtung Restaurantküche. Dort mußte sich irgendwo ein Telefon befinden, das er benutzen durfte.
Nach ein paar Minuten kam er zurück.
»Sonnier liegt in der Quarantänestation«, sagte er. »In den Leichenraum hat man ihn vorerst noch nicht gebracht, er könnte ja wieder aufstehen… auf jeden Fall ist er noch nicht verwest, zeigt auch keine Flecken oder Geruch.«
»Demzufolge sterben Ratten und Rattenmenschen auf unterschiedliche Weise«, folgerte Nicole, »oder er ist wirklich noch nicht endgültig tot. Was mich aber besonders wundert, Kommissar, ist, daß Sie die Ratte mit einer ganz normalen Waffe erschießen konnten.«
»Was ist daran so seltsam?« fragte Maidonnes.
»Dämonische Wesen reagieren normalerweise nicht auf normale Kugeln«, sagte Nicole. »Werwölfe sind nur mit Silberkugeln zu erlegen, die noch dazu geweiht sein müssen. Bei Vampiren bedarf es eines spitzen Pflocks, der ins Herz gestoßen wird…« .
»Nicht nur bei Vampiren«, brummte Maidonnes. »Menschen sterben auch daran, scheint mir.«
»Aber Vampire an nichts anderem«, widersprach Nicole. »Außer an Sonnenlicht. Und Vampir-Dämonen verkraften das zuweilen auch noch in begrenztem Maße…«
»Sind ja schöne Aussichten«, sagte der Kommissar. »Und was sind unsere Riesenratten nun? Dämonen?«
»Vielleicht«, sagte Zamorra langsam. »Vieles deutet darauf hin, so die Unterschiede der Chromosomen-Typen. Philippe, die Anzahl haben Sie sich nicht zufällig gemerkt?«
»Ist das wichtig?«
»Eigentlich
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