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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht. Es wäre nur für mein Archiv interessant. Damit besäße ich nämlich vielleicht als einziger Mensch des Universums eine Zellkern-Typologie der Dämonen…«
    »Sind Dämonen nicht geisterhafte, gestaltwandlerische Wesen? Man wird doch vom Dämon besessen, geistig, sagt man…«
    »Ja und nein«, erwiderte Zamorra. »Der Begriff ›Dämon‹ ist sehr weitreichend. Es gibt geistige und körperlich vorhandene Dämonen und Mischungen aus beidem. Es gibt gute und böse Dämonen. Wir selbst haben vorwiegend mit den bösen Vertretern dieser vielfältigen Art zu tun. Jene, die der Hölle dienen…«
    »Und dazu gehören offenbar auch diese Ratten«, sagte Maidonnes.
    Zamorra lehnte sich zurück und sah auf die Uhr.
    »Der eigentliche Zauber wird«, sagte er, »wohl nicht vor Einbruch der Dunkelheit losgehen. Vorher hat es auch keinen Sinn, zuzuschlagen, weil es dann mit Sicherheit ein Schlag ins Leere wird. Wir haben also noch eine Menge Zeit, uns vorzubereiten.«
    »Du willst also wirklich dem Ruf folgen?« fragte Nicole besorgt.
    »Wir sollten diese Chance nutzen«, sagte Zamorra. »Solange ich den Ruf spüre… ja. Und wenn unsere Vermutungen stimmen, dann reicht es, wenn ich eineinhalb bis zwei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit losgehe. In der Zeit müßte zu Fuß die Straße bis zu unserer Überfallstelle zu schaffen sein. Wir bleiben irgendwie in Verbindung, und wenn wir alle da sind, geht’s los. Dann packen wir uns die Ratten und ihr halbmenschliches Hilfsvolk und befreien Claudine.«
    »Wenn sie noch lebt«, unkte Philippe. »Sie leben ja auch noch«, lächelte Zamorra. »Und ich ebenfalls. Warum sollte Claudine Piquet tot sein?«
    Er sah abermals auf die Uhr.
    »Wir werden uns ein Hotel besorgen, und dann lege ich mich für mindestens drei Stunden aufs Ohr«, beschloß er. »Der innere Kampf gegen den Ratten-Keim vorhin hat mich doch ein wenig erschöpft. Danach haben wir immer noch genug Zeit.«
    »Dann werde ich mich einmal in der Zwischenzeit nach dem Obduktionsergebnis erkundigen; Alexander Piquet soll ja untersucht werden«, sagte Maidonnes. »Anschließend stellen wir eine Ausrüstung für unser Zuschlägen zusammen. Himmel, ich darf meinem Vorgesetzten nicht einmal andeutungsweise erzählen, was wir Vorhaben. Statt einen Mörder zu jagen, erschlagen wir Ratten… Schön, forschen wir erst einmal nach der Rechnung.«
    Sie kam schneller als der Kaffee, den Zamorra schon vor geraumer Zeit bestellt hatte. Aber in Anbetracht der Tatsache, daß das Essen schmackhaft und reichhaltig war, beschloß er, über die schluderige Bedienung ausnahmsweise nicht zu meckern.
    ***
    In der Grotte erwachte Claudine Piquet, weil sie Stimmen in ihrer Nähe hörte. Sie schrak auf und brauchte einige Augenblicke, bis sie wieder wußte, in welcher Situation sie sich befand.
    Nie hätte sie es für möglich gehalten, unter dieser geistigen Belastung einschlafen zu können. Und doch war sie eingenickt!
    Das Bewußtsein, nicht fliehen zu können, mußte mit dazu geführt haben. Ihr Verstand hatte einfach abgeschaltet und sie in den Schlaf, gezwungen.
    Von draußen kam immer noch Tageslicht. Lange konnte ihr Schlaf also nicht gedauert haben, nahm sie an. Sie warf die Decke wieder von sich, in die sie sich gehüllt hatte, und kroch zum Eingang.
    Rogier stand wieder oder immer noch Wache.
    Die Stimmen kamen von weiter unten. »Was ist da los?« fragte Claudine leise.
    Rogier lächelte kalt, und seine Augen glühten wieder etwas stärker.
    »Wir werden immer mehr«, sagte er. »Die Zeit rückt näher. Jemand hat zu uns gefunden.«
    »Was bedeutet das?« stieß Claudine verwirrt hervor. »Wieso werdet ihr immer mehr? Wer - was seid ihr?«
    Rogier antwortete nicht. Er streckte den Arm aus.
    »Schau!«
    Claudine sah an ihm vorbei. Am Strand, dort wo vorhin sieben Ratten im Kreis tanzten, standen zwei der dunkelgekleideten, unheimlichen Männer. Bei ihnen war eine Frau. Sie schien sich mit ihnen zu unterhalten. Claudine konnte nicht verstehen, worüber gesprochen wurde. Der Wind trug nur wenige Bruchstücke der Worte herüber. Aber das Mädchen erkannte die Stimme der entfernt stehenden Frau.
    Aber dessen hätte es nicht bedurft, ihr den Schock ihres Lebens zu versetzten. Denn vorher schon hatte sie die Frau wiedererkannt. Sie hätte sie unter aber Tausenden anderer Frauen herausgefunden, selbst ohne ihr Gesicht zu sehen.
    Jene Frau, die sich gelassen und ruhig mit den Unheimlichen unterhielt, war ihre Mutter - Louise Piquet.
    Um

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