0229 - Der Teufel locht das Höllenticket
mit einem Taxi zu dem Friedhof fahren.«
»Na gut, aber die Straße war abgesperrt! Warum ließ man die Frau durch die Absperrung?«
»Sie sagte den Cops von der Stadtpolizei, die die Absperrung durchführten, sie wäre die Frau eines FBI-Beamten, der sich auf dem Friedhof befände, und sie müsste unbedingt ihren Mann sehen. Der Mann konnte doch nicht wissen, dass sie von einer der beiden Leichen sprach! Er wagte nicht, die Frau eines G-man zurückzuhalten, sondern ließ sie durch. Es ist alles eine Verkettung unglücklicher Umstände.«
»Das kann man wohl sagen!«, brummte der Chef ärgerlich, »Dieser Anblick ist schon für einen abgebrühten Mann eine Zumutung gewesen! Um wie viel mehr für die Frau! Es besteht ja Gefahr, das sie zeit ihres Lebens einen Knacks davonträgt.«
»Ich habe unseren FBI-Arzt beauftragt, sich um die Frau zu kümmern«, sagte Phil. »Er gab ihr zunächst eine Spritze. Sie hatte ja den schlimmsten Nervenzusammenbruch, den ich je bei einem Menschen gesehen habe. Unser Doc hat sie in die Klinik eines berühmten Spezialisten einweisen lassen. Er meint, wenn irgendjemand der Frau jetzt helfen könnte, dann wäre es dieser Facharzt.«
Mister High nickte nur. Genau wie wir sah auch er übernächtigt aus. Wir alle hatten dampfenden, starken Kaffee vor uns stehen. Unser Kollege Neville war von uns losgeschickt worden, um ein wenig Wäsche aus Phils und aus meiner Wohnung zu holen. Der Teufel mochte wissen, wann wir wieder unsere eigenen Betten sehen würden.
»Was ist inzwischen unternommen worden?«, erkundigte sich der Chef.
»Da ist zunächst die Kleinarbeit der Mordkommission«, erklärte ich. »Selbstverständlich hat man die ganze Umgebung des Fundortes der beiden Toten geradezu mit mikroskopischer Gründlichkeit nach Spuren abgesucht. Die Ergebnisse des Spurensicherungsdienstes liegen allerdings noch nicht vor.«
»Was noch?«
»Die Stadtpolizei hat uns vierzig Detectives ihrer Kriminalabteilung für den heutigen Tag zur Verfügung gestellt. Irgendwann muss man doch die beiden Toten auf den Friedhof gebracht haben. Irgendwann zwischen gestern Nachmittag frühestens gegen sechs Uhr und der Fundzeit heute Morgen. Innerhalb dieser rund zwölf Stunden müssen die Leichen auf den Friedhof gebracht worden sein. Deswegen haben wir ja die Straße am Friedhof absperren lassen. Auch in der Straße werden Spuren gesucht. Es ist zwar ziemlich aussichtslos, dass sich auf der Straße etwas finden lässt, aber man kann nie wissen. Und wir wollen keine Möglichkeit außer Acht lassen. Zusammen mit den Detectives von der Stadtpolizei sind fünfzig G-men damit beschäftigt, jeden einzelnen Anwohner zu befragen, ob er nichts beobachtet hat. Vielleicht hat doch jemand zufällig etwas gesehen,«
»Hm…« sagte Mister High resignierend. »Das ist alles von so vielen Vielleichts und Wenns durchsetzt, dass ich wenig Hoffnung habe.«
»Uns bleibt noch immer der schöne Eddy«, sagte ich. »Der Bursche ist in die 77th Street hineingegangen, nachdem er vorher lange Zeit an der Straßenecke stand. Bill und Duff saßen zu der Zeit noch in ihrem Wagen. Sie müssen ihn gesehen haben. Folglich sind sie ihm gefolgt. Es sieht also ganz danach aus, als ob Eddys Hintermänner für diesen Doppelmord verantwortlich zeichnen. Wir müssen jetzt Eddy finden, um über ihn an die Bande heranzukommen. Unsere Lichtbildstelle hat ein Klischee von Eddys Bild anfertigen lassen. Das Klischee ist bereits in der Druckerei. Spätestens heute Abend bei der Ablösung von Tag und Nachtdienst wird jeder Polizist New Yorks das Bild von Eddy haben und nach dem Mann Ausschau halten. Das bedeutet, das rund dreiundzwanzigtausend Leute nach Eddy suchen werden. Früher oder später muss er uns in die Finger geraten.«
»Das halte ich noch für am meisten Erfolg versprechend« nickte der Chef. »Was können wir denn sonst noch tun? Wie sieht es mit diesem Prieschensky aus? Kann es sein, dass er in die Geschichte verwickelt ist?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Kaum. Wir haben ein erstes kurzes Verhör mit ihm angestellt. Er hat gestohlene Wagen umfrisiert und verkauft, mit gefälschten Papieren natürlich. Die beiden jungen Autodiebe waren auf der Suche nach einer neuen Beute. Der grüne Chevy wäre ein günstiger Fang für sie gewesen. Deshalb probierten sie es mit ihm. Sie hatten keine Ahnung davon, dass es ein FBI-Fahrzeug war.«
»Ich verstehe«, sagte der Chef. »Und was wollen Sie jetzt unternehmen?« .
»Warten«, sagte Phil.
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