0229 - Feind aus fremder Galaxis
Meer und kam erst Tage später zurück. Oder er näherte sich dem Festland und drang in die Flußmündung ein. Noch nie vor ihm war ein Grum so weit den Strom flußaufwärts geschwommen. Grum schwamm, bis er vor den Bergen an die Stromschnellen kam. Sie versperrten ihm den Weg, und er mußte umkehren.
Das Land hatte plötzlich seine Schrecken für ihn verloren.
In ihm regte sich die Neugier.
Eines Nachts nahm er Gruma bei der Hand und schwamm mit ihr zum Fluß.
Es war eine wunderbare und sternenklare Nacht. Ein lauer Wind strich über das Meer. Er kam vom Land. Und als Grum einmal den Kopf aus dem Wasser streckte, konnte er ihn fühlen.
An einer Stelle verbreiterte sich der Fluß zu einem kleinen, stillen See. Hier war auch das Wasser wieder klarer. Ein kleiner Bach, nicht tiefer als einen Meter, mündete in den See. Er kam aus den Bergen und führte kühles, kristallenes Wasser mit sich. Grum fühlte die belebende Kraft, die in seine Kiemen drang, als er das frische Wasser atmete. Es war besseres Wasser, als er je im Meer geatmet hatte.
An einer ruhigen Stelle bedeutete er Gruma, hier auf ihn zu warten. Sie folgte gehorsam. Sie schmiegte sich in die weichen Polster des Unterwassermooses und sah zu, wie Grum weiter den kleinen Bach stromaufwärts schwamm. Dann war er ihren Blicken entschwunden.
Grum schwamm so weit, bis das Wasser zu niedrig wurde. Die Strömung war stärker geworden, aber der Wald hatte sich gelichtet. Die Sterne waren deutlich zu erkennen. Rechts und links des Baches war nun flaches Ufer, mit Moos und niedrigen Landpflanzen bewachsen. Erst in einer Entfernung von zwanzig Metern begann der Waldrand mit seinen unheimlichen Baumriesen.
Ganz ruhig lag Grum im Uferschlamm. Sein Rücken durchstieß die Wasseroberfläche und trocknete langsam. Hier am Ufer gab es keine Strömung mehr. Der Wasserspiegel war ganz ruhig und unbewegt. Grum konnte deutlich hindurchsehen und einzeln die Sterne erkennen. Der dunkle Wald da vor ihm - er hatte plötzlich keine Furcht mehr davor. Die fremde Welt hatte ihre Schrecken verloren.
Und er wußte nicht, warum das so war.
Unendlich langsam und vorsichtig begann Grum auf das Land zu kriechen. Bis zum letzten Augenblick bemühte er sich, den Mund unter Wasser zu halten, um atmen zu können. Er wußte nicht, was geschehen würde, wenn er den Kopf aus dem Wasser streckte und zu atmen versuchte, aber er begann zu ahnen, daß es seine Bestimmung war, es auszuprobieren.
Mit einem letzten Ruck schob er sich auf die Sandbank - und wurde sofort von einer unsichtbaren Faust auf den Boden gedrückt. Sie mußte aus dem Himmel gekommen sein, denn er hatte ihre Annäherung nicht bemerkt. Mit aller Gewalt preßte sie ihn in den Sand, so daß er tief in ihn hineinsank. Das Wasser quoll aus den Kiemen, bis kein Tropfen mehr in ihnen vorhanden war.
Lange Sekunden hielt Grum die Qual der Ungewißheit aus, dann war die Atemnot größer als sein Schreck und seine plötzliche Todesangst. Er atmete ein.
Reine und köstliche Luft drang durch seinen Mund und durch seine Kiemen - und sie fand einen neuen Weg. Sie fand den Weg zu seinen Lungen. Grum spürte sofort die belebende Wirkung des Sauerstoffs. Fast hätte er den gewaltigen Druck vergessen, der auf ihm lastete. Atmen, konnte er, aber er konnte sich nicht bewegen.
Der unsichtbare Gegner war noch immer da. Er lag auf ihm mit seiner ganzen Last und hielt ihn am Boden fest. Im Wasser gab es diesen unheimlichen Gegner nicht. Ein Schlag mit der Hand oder einem Fuß genügte dort, Grum in die Höhe schweben zu lassen.
Hier aber fesselte ihn etwas an den Boden, dem er nie zuvor im Leben begegnet war.
Die Schwerkraft des Planeten.
Nach einer Stunde erst wagte es Grum, ins Wasser zurückzufliehen. Er kroch, als wolle er seinen unbekannten Gegner täuschen, zuerst weiter aufs Ufer hinauf. Die Last wich nicht, er schleppte sie mit sich herum. Er begann sich an sie zu gewöhnen.
Vor ihm waren die Bäume. Sie sahen nun auf einmal nicht mehr so groß und düster wie vorher aus dem Wasser. Sie schienen kleiner geworden zu sein und heller. Weniger verschwommen. Im Osten begann es bereits zu dämmern. Bald würde die erste Sonne aus dem Meer steigen.
Das Moos war weich und kühl und feucht. Er atmete herrlich frische und würzige Luft ein. Das Land war trocken und warm.
Plötzlich wußte Grum, daß Gruma ihr Kind auf dem Land bekommen würde. Darum war er hier hergekommen. Das Land war besser als das Meer, wenn man auch die unsichtbare Last
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