0229 - Feind aus fremder Galaxis
erreichte. Hier war es ungewöhnlich warm, und die Luft roch nach Schwefel.
Wieder bebte der Boden, stärker diesmal. Ein donnerähnliches Grollen drang an Grum-Tronars schlecht entwickelte Ohren. Die Erde zu seinen Füßen und Händen bäumte sich gegen ihn auf und warf ihn auf den Rücken.
„Die Insel ist ein Ungeheuer, das mich frißt!" dachte Grum voller Entsetzen, während Tronar wußte: „Ein Vulkan! Ein Vulkan bricht aus! Ich bin verloren, wenn ich mich nicht schnell in Sicherheit bringe."
Und er gab Grum den Befehl, sich und ihn in Sicherheit zu bringen. Aber es war bereits zu spät.
In der flachen Mulde in der Mitte der Insel entstand plötzlich ein rundes Loch, aus dem es rotglühend hervorquoll, begleitet von einer übelriechenden Schwefelwolke, die Grum-Tronar sofort den Atem nahm. Er hielt ihn an, rollte auf die Füße zurück und begann, dem Ufer zuzukriechen.
Das Magma füllte die Mulde und floß über.
Es war schneller als Grum-Tromar.
Auch dieser Tod war anders als die üblichen Tode, die Lebewesen starben.
Grum hatte zwei Seelen, ein doppeltes Bewußtsein. Tronars Geist war nur ein Gast, für fünfzig Relativjahre im Körper des Grums gefangengehalten. Nun befreite sich die sechsdimensionale Kraft, Seele genannt. Ein ungeheurer Schmerz schleuderte sie aus dem Bewußtsein des Grum hinein in den Zeitstrom der stillstehenden Ewigkeit, an der er vorbeifloß. Diesmal in die umgekehrte Richtung. Hinein in die ferne Zukunft, wo der Empfänger war. Wieder die vorbeirasenden Sterne, die flammenden und erlöschenden Sonnen, das sich diesmal ausdehnende Universum. Tronar sah, aber im Augenblick spürte er keinen Schmerz mehr. Er fiel und fiel.
Bis er sein Ziel erreichte.
Das Ziel stand im Innern des riesigen, schwarzen Schiffes der Maahks, das die rote Sonne umkreiste.
Und dann geschahen mehrere entscheidende Dinge gleichzeitig.
Auf dem Planeten Kahalo umstanden die Ärzte den in tiefer Narkose liegenden Tronar Woolver, der nicht Tronar Woolver, sondern nur eine naturgetreue Kopie war. Sie hatten ihm den winzigen Spezialsender abgenommen, mit dem er Verbindung zu den Maahks aufnehmen konnte. Nun war nichts mehr zu tun.
„Immerhin, die Maahks haben bisher jedenfalls von unserem Tausch nichts bemerkt", folgerte Chefarzt Dr. Arrens und blickte nach dem Medikamentenschrank, in dem er den Alkohol für medizinische Zwecke wußte. „Sonst hätten die Maahks ihn durch einen Zerstörungsimpuls vernichtet."
„Stimmt genau", pflichtete sein Assistent Lopara ihm bei. Er sah ebenfalls in Richtung des Schrankes. „Sie hätten ihn sonst langst zerstört."
Major Feller vom Geheimdienst, der neben den Ärzten stand und ebenfalls einen weißen Mantel trug, war anderer Meinung. Er war überhaupt immer anderer Meinung, was in erster Linie seinem gesunden Mißtrauen zuzuschreiben war.
„Ist nicht unbedingt gesagt, daß die Maahks ihren wertvollsten Duplo vernichten, nur weil er in unsere Hände geraten ist oder wir ihn austauschten. Sie werden immer hoffen, ihn noch einmal einsetzen zu können."
Arrens rieb sich die Hände.
„Ich brauche eine Stärkung", sagte er und ging zu dem Schrank, um die Flasche mit der goldgelben Flüssigkeit herauszunehmen.
„Sie auch, Major?"
„Gern", beeilte sich Lopara zu sagen. Feller nickte zustimmend.
Sie tranken.
Und während sie tranken, geschah es.
Eine mit der Schiffsautomatik gekoppelte Vernichtungsautomatik schaltete sich ein.
Feller ließ sein Glas fallen, als er die Veränderung bemerkte.
Tronars Körper begann zu zerfließen.
Es war ein grauenhafter Anblick, und die drei Männer mußten sich eisern beherrschen, um nicht schreiend das Krankenzimmer zu verlassen. Vielleicht war es aber der Schreck und die Überraschung, die sie wie gebannt zuschauen ließ, was sich vor ihren Augen abspielte.
Arrens sprang vor und riß die Decke vom Körper des bewußtlosen Duplos zurück. Tronar war nur noch eine formlose Masse, die immer mehr zusammenschrumpfte. Es entstand eine zähe Flüssigkeit, die sich jedoch nicht ausbreitete, sondern schnell zu verdunsten schien. Es dauerte nur wenige Minuten, dann war nichts mehr vorhanden.
Auf dem Bettlaken war nicht einmal ein Fleck zu erkennen, nur der Abdruck einer menschlichen Gestalt.
Arrens hob die Flasche mit zitternden Händen an den Mund. Er ließ dem wartenden Lopara keinen Schluck übrig.
„Also doch!" sagte Feller nur und verließ den Raum.
Sein Gang war etwas unsicher.
In dem Multi-Duplikator des Maahk-Schiffes
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