0229 - Herrin der Dunkelwelt
spöttisch die Lippen, als er mit ansah, wie diese gewaltige Fledermaus plötzlich nach unten kippte, als hätte man ihr die Flügel abgeschnitten. Sie schlug auf einer Hügelkuppe auf und schaffte es nicht mehr, sich zu erheben, so sehr sie sich auch anstrengte. Das Licht hatte dieser Bestie den Rest gegeben. Von zwei Seiten schoben sich ungelenk gehende Gestalten heran. Es waren Zombies.
Schaurig sahen sie aus. Ihre Haut wirkte gelblichgrün, die Kleidung war zerlumpt, sie bewegten sich eckig und irgendwie torkelnd. Vor dem sich allmählich auflösenden Vampir blieben sie stehen und schauten auf ihn hinab. Das war keine Beute für sie.
Morasso grinste. Er lehnte sich zurück und schaute auf seinen Würfel, der stets in der Nähe stand. Bläulichweiß schimmerten die Seiten des Quaders, in dem Glas waren erstarrte Schlieren zu sehen, ein geheimnisvoller, seltsamer Gegenstand, aber mit einer ungeheuren Macht ausgestattet. Dr. Tod wurde abgelenkt. Den Würfel konnte er in seiner momentanen Passivität lassen, für ihn war das wichtiger, was sich auf dem Bildschirm abspielte.
Dort umstanden die Zombies noch immer die vom Himmel gestürzte Fledermaus. Stumm starrten sie auf das Tier nieder. Einer bückte sich unbeholfen, und er griff zu, doch nur Staub rieselte durch seine Finger. Morasso lächelte…
Er konnte sich am Schrecklichen ergötzen. Und dies hier war schrecklich. Es spiegelte das wider, was sich Tag für Tag auf dieser Insel tat. Hier gab es keine Wärme, keine Menschlichkeit, hier regierte das absolut Böse. Ein Zufluchtsort des Schreckens! Dann aber zuckte Morasso zusammen. Er hatte noch etwas gesehen, was ihm überhaupt nicht in den Kram paßte.
Eine Bewegung zwischen den Felsen. Für einen Moment nur, dann war nichts mehr zu erkennen. Morasso spannte seinen Körper. Er war sicher, sich nicht getäuscht zu haben, die Bewegung war vorhanden gewesen, da gab es für ihn keinen Irrtum. Nur - wer hatte sie ausgelöst?
Sein Blick glitt zu einem anderen Schirm. Die Kamera, die das Bild brachte, war in einem günstigeren Winkel postiert, Solo Morasso konnte diese bestimmte Stelle besser einsehen. Da war die Bewegung wieder. Jetzt sogar sehr deutlich, und er entdeckte eine seltsame Gestalt, die aus einer Mulde auf einen Felsen kletterte und dort stehenblieb. Es war eine Frau!
Dr. Tod schluckte, als er sie so deutlich sah. Nie hätte er damit gerechnet, und noch nie hatte er so eine Person gesehen. Die Frau hatte langes schwarzes Haar. Es war so lang, daß es ihr bis zu den Knöcheln reichte und den Körper umgab wie ein dunkler Vorhang. Als ein Windstoß über die Insel fuhr, da wurde auch das Haar bewegt und wie eine Fahne zur Seite geschleudert. Die Frau war nackt!
Dr. Tod sah es mit noch größerem Erstaunen, und diese Nacktheit erregte und stieß ihn gleichzeitig ab. Letzteres noch mehr, denn er war sich durchaus der Tatsache bewußt, daß die seltsame Frau eine sehr mächtige Person war. Wie sonst hätte sie auf die Insel gelangen können? Zum erstenmal entdeckte er auch die Wolke, die hinter der Frau langsam dem Meer entgegentrieb, über den Klippenrand rutschte und verschwunden war. Solo Morasso zögerte noch, Alarm zu geben, denn er stellte fest, daß auch die Zombies den Neuankömmling gesehen hatten. Beinahe gemächlich drehten sie sich um. Beide fixierten die Person jetzt, der eine von der rechten, der andere von der linken Seite. Ihre Blicke, nagelten die Frau förmlich fest, und sie setzten sich schaukelnd in Bewegung. Ein Opfer!
Morasso wartete ab. Ein lauernder Zug war in seine Augen getreten. Ohne Gewalt und Tod würde es nicht abgehen, und er fragte sich, ob die Zombies stärker waren als die Nackte. Die sah sie kommen.
Ruhig blieb sie stehen. Dann sagte sie etwas. Daran zu erkennen, wie sich ihr Mund bewegte, doch Solo Morasso konnte kein Wort von dem verstehen. Die Sätze waren an die Zombies gerichtet. Sie ignorierten sie völlig.
Sie wollten die Beute.
Die Nackte blieb ruhig. Ein weiterer Windstoß hatte ihre Haare wieder vor den Körper gelegt, so daß von ihrer Haut kaum etwas zu erkennen war.
Einer der Zombies fiel hin. Er hatte einen im Wege liegenden Stein nicht gesehen und war gestolpert. Mit dem Gesicht zuerst schlug er auf. Es machte ihm nichts aus, ein Wesen wie er verspürte keinerlei Schmerzen.
Auf Händen und Füßen bewegte er sich weiter vor, gelangte in die Nähe der Nackten, die ihr Bein hob und den Untoten mit einem Tritt nach hinten beförderte. Der fiel, riß
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