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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Sohn. Schlecht und verräterisch — das sind sie.«
    »Und dafür müssen sie sterben?«
    »Dafür müssen sie sterben«, nickte die Alte mit einem zufriedenen Unterton in der Stimme. »Und jetzt komm her, Sohn. Ich bin müde. Hilf mir auf mein Bett.«
    Dave sah sich um.
    In einer Ecke des Turmzimmers stand eine mit Decken versehene Pritsche. Er ging auf die Alte zu, stützte sie, ergriff ihren dürren, knochigen Arm und führte sie vorsichtig quer durch den Raum.
    Sie ließ sich auf das Bett sinken.
    »Danke, mein Sohn«, ächzte sie. »Du bist anders als die anderen, das spüre ich. Sei gut zu meinen Lieblingen. Enttäusche sie nicht. Versprich es mir, mein Sohn.«
    »Ich verspreche es«, murmelte er und wandte sich zum Gehen.
    Seine Gedanken überschlugen sich, als er das Turmzimmer verließ.
    Es war also wahr.
    Es war wahr, obwohl es nicht sein konnte, nicht sein durfte. Der Fluch der Montsalves! Wer war es gewesen, der ihm von dem Fluch erzählt hatte, mit dem der letzte Montsalve die Töchter seines Geschlechts belegte? Marcello? Ja, Marcello. Irgendwann. Vor einer Ewigkeit. Vor einer endlosen Zeit, die ...
    Er prallte zurück, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    Hinter der nächsten Windung der Wendeltreppe stand ein Mädchen.
    Ein Mädchen, das er nie gesehen hatte. Sie trug enge grüne Hosen und eine durchsichtige zartgrüne Bluse, dichtes rotes Haar fiel ihr auf den Rücken, und erst als sie ihn unter langen Wimpern ansah, fiel ihm ein, woher er sie kannte.
    Es waren die Augen, die sie verrieten.
    Die schrägen grünschillernden Augen der weißen Katze, die am ersten Abend auf Montsalve vor seinem Bett geschlafen hatte.
    ***
    »Hallo«, sagte das Mädchen mit einer dunklen, ein wenig rauen Stimme.
    Dave schluckte.
    Er hatte in den letzten Tagen so viel Grauenhaftes erlebt, dass ihn dies hier nicht mehr schocken konnte. Der Schrecken klang ab, nur ein dumpfes Gefühl von Beklemmung und Furcht blieb. Er wusste, dass er nur dann eine Chance hatte, wenn er sich so normal wie möglich benahm, und er tat das, was er in einer anderen Umgebung bei der unvermuteten Begegnung mit einer schönen Frau auch getan hätte.
    »Hallo«, sagte er heiser. »Wer sind Sie?«
    Die vollen schillernden Lippen lächelten. »Ich bin Marguerite. Und du bist Dave, nicht wahr?«
    Er nickte. Es fiel ihm schwer, den absurden Konversationstonfall beizubehalten, aber er schaffte es. »Ich habe dich noch nie hier gesehen, Marguerite, ich....«
    »Du darfst mich auch nicht sehen.« Ihre Smaragdaugen musterten ihn, die Lider flirrten. »Für die anderen, meine ich. Tessa darf nicht erfahren, dass du mir begegnet bist, hörst du? Versprich mir, dass du es ihr nicht erzählen wirst.«
    »Und warum nicht?«
    Sie lachte — ein leises, gurrendes Lachen.
    »Weil Tessa eifersüchtig sein würde«, sagte sie, »Du gehörst ihr. Aber mir gefällst du auch. Du hast mir vom ersten Moment an gefallen.« Sie zögerte, kam einen Schritt näher und legte die Hand auf seinen Arm. »Du kannst mich haben«, flüsterte sie. »Ein einziges Mal will ich mit dir zusammen sein. Aber es muss geheim bleiben, hörst du? Nie darf es jemand erfahren.«
    »Aber...«
    »Bitte! Ein einziges Mal nur! Ich — ich gefalle dir doch, nicht wahr?«
    Dave sah sie an.
    Sein Herz hämmerte. Nicht wegen ihres eindeutigen Angebotes — obwohl ihn die erregende, raubtierhafte Schönheit Marguerites durchaus nicht kalt ließ. Er hatte jäh begriffen, dass dies vielleicht seine Chance war. Das Mädchen wollte mit ihm schlafen, die anderen sollten nichts davon erfahren. Dadurch würde sie zu seiner Komplicin werden und. ..
    »Magst du mich nicht?« fragte sie leise.
    Er lächelte.
    »Doch, Marguerite. Ich mag dich. Ich bin sogar verrückt nach dir, ich ...«
    »Dann komm! Komm, laß uns ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Es geht nicht, Marguerite. Sie beobachten mich. Sie würden uns erwischen.«
    »Aber...«
    »Es gibt keinen Raum in diesem Schloss, in dem wir unbeobachtet wären. Sie sind überall. Das weißt du doch selber.«
    Marguerite senkte die Lider. Ihre rote Mähne knisterte, die schrägen grünen Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen.
    »Wir gehen in den Park«, flüsterte sie. »Dort sind wir ungestört, dort ist niemand.«
    Dave versuchte, den inneren Triumph zu verbergen. »Und wie sollen wir dort hinkommen?«
    »Verlass dich auf mich. Ich weiß einen Weg. Komm!«
    Er kämpfte das unbehagliche Gefühl nieder und nickte.
    Der Park — das war vielleicht eine

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