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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Chance. Wenn es ihm gelang, ungesehen dort hinzukommen, hatte er viel gewonnen. Er folgte Marguerite bis zum Fuß der Wendeltreppe — und jetzt erst fiel ihm auf, dass der Turm noch einen zweiten Ausgang auf der Rückseite hatte. 
    Die schmale Pforte quietschte in den Angeln, als das Mädchen sie öffnete. Rost rieselte von der Klinke. Marguerite schlüpfte hinaus und wartete, bis Dave hinter ihr war.
    Er sah sich um ... und atmete auf.
    Rechts von ihm verlief die Umfassungsmauer des Schlosshofs. Links ragte ein langgestrecktes Gebäude auf. Und dazwischen gab es nur einen knapp meterbreiten Weg, auf dem Unkraut wucherte und der sich im Dunkeln verlor.
    »Niemand wird uns entdecken«, flüsterte Marguerite. »Komm nur ...«
    Er ging hinter ihr her, mit gespannten Sinnen. Ihr rotes Haar schimmerte im ungewissen Licht, die Bewegungen ihres Körpers waren schnell und geschmeidig. Dave beobachtete sie und versuchte vergeblich, die dumpfe Beklemmung abzuschütteln.
    Was war sie überhaupt?
    Eine Frau? Eine Katze?
    Oder beides — ein unheimliches Zwitterwesen aus dem Schattenreich?
    Bei dem Gedanken daran rann ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er durfte sich nicht verrückt machen.
    Mit zusammengepressten Lippen ging er weiter und lauschte in die Dunkelheit.
    Der Weg stieß auf ein gepflastertes Viereck, einen zweiten, erheblich kleineren Hof. Die Fenster der Gebäude ringsum waren dunkel, kein lebendes Wesen zeigte sich. Auf der rechten Seite führte ein breiter, offener Torbogen in den Park.
    Für einen Moment blieb das rothaarige Mädchen’ stehen, horchte mit zusammengekniffenen Augen. Dann ergriff sie Daves Hand und zog ihn hinter sich her durch den Torbogen.
    Der Park nahm sie auf.
    Wattige Schwärze ballte sich zwischen den Bäumen. Wie kauernde Gnomen säumten« Ziersträucher den Weg, und in einiger Entfernung konnte Dave die hohe Bruchsteinmauer ahnen.
    Marguerite blieb stehen.
    Sie wandte sich mit erwartungsvollen Augen um. Ihr Gesicht war ein blasses Oval im ungewissen Licht, und die roten Lippen schimmerten.
    »Hier sind wir allein«, flüsterte sie. »Ganz allein.«
    Dave spürte ein Würgen in der Kehle.
    Er wusste, er würde Marguerite niederschlagen müssen. Aber alles in ihm sträubte sich dagegen. Er brachte es einfach nicht fertig, in diesem sanften, anschmiegsamen, ungemein weiblichen Geschöpf eine blutgierige Bestie zu sehen.
    Doch genau das war sie.
    Eine reißende Bestie. Ein Zwitterwesen, das nicht zu den Menschen gehörte und...
    »Dave! O Dave ...«
    Ihre Stimme zitterte. Mit zwei Schritten glitt sie zu ihm, schlang die weichen Arme um seinen Nacken. Er spürte ihre brennenden Lippen auf seinem Mund, spürte das drängende, lodernde Feuer ihres Körpers und zog sie an sich.
    Marguerite schloss die Augen.
    Dave erwiderte ihren Kuss. Aber er blieb kalt, eiskalt und starr, und seine Muskeln spannten sich.
    Jim, dachte er.
    Marcello. Springdaal...
    Sein Arm flog hoch, zuckte zurück — und mit aller Kraft schlug er dem Mädchen die Faust in den Nacken.
    Marguerite zuckte zusammen wie unter einen Stromstoß.
    Ein Schrei brach über ihre Lippen — ein seltsam fauchender, unmenschlicher Schrei. Für Sekunden starrten ihre grünen Augen in loderndem Hass, dann verdrehten sie sich, und die schlanke Gestalt sank lautlos zusammen.
    Dave warf den Kopf herum, lauschte in die Nacht.
    Nichts rührte sich. Doch das würde bestimmt nicht so bleiben. Eigentlich hatte er vorgehabt, das Girl provisorisch zu fesseln, jetzt verzichtete er darauf. Ihr Schrei war garantiert gehört worden, und...
    Er hörte auf zu denken.
    Mit zwei Schritten verließ er den Weg, schob Zweige auseinander, tauchte in den Schatten. Altes Laub raschelte unter seinen Schuhen. Zwischen den Bäumen war die Finsternis so dicht, dass er ein paarmal hart gegen einen der Stämme stieß.
    Aber Katzen konnten im Dunkeln sehen.
    Dave spürte, wie sich wieder die Angst in ihm festkrallte. Er ging langsamer, streckte tastend die Hände vor. Nach zehn, zwölf Metern lichtete sich der Baumbestand, die Sicht wurde etwas besser. Er konnte die Mauer erkennen.
    Zwei Meter hoch.
    Graue, verwitterte Bruchsteine mit tiefen Fugen dazwischen.
    Er kämpfte sich durch das niedrige Buschwerk. Jetzt nahm er sich nicht mehr die Zeit, zu lauschen. Mit zusammengebissenen Zähnen schob er die Spitze seines Schuhs in eine der Fugen, suchte einen Halt für seine Hände und zog sich ein Stück hoch.
    Es ging.
    Mühsam zwar, langsam — aber einfacher, als er

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