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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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es sich vorgestellt hatte. Schweiß lief ihm in die Augen, Staub rieselte in sein Gesicht. Er konzentrierte sich völlig auf seine Muskeln und Sinne, und die ganze Zeit über saß ihm die Angst wie eine unsichtbare Faust im Nacken.
    Nach fünf Minuten kauerte er mit schweißnassem Gesicht und blutigen Fingerkuppen auf der Mauerkrone.
    Er lauschte.
    Irgendwo hinter sich glaubte er Geräusche zu hören. Das Brechen von Ästen? Wütendes Fauchen? Er wusste es nicht — aber er wusste, dass seine Nerven kurz vor dem Zerreißen waren.
    Unter ihm wucherte Buschwerk bis an den Rand der Mauer. Er stieß sich ab und sprang. Äste knackten, Laub raschelte. Irgendwelche Dornen zogen blutige Kratzer durch sein Gesicht.
    Er achtete nicht darauf.
    Rücksichtslos brach er durch das Dickicht, erreichte den Rand der Buschkette und rannte über den kahlen, steinigen Hang. Sein Blick suchte die Zugbrücke. Noch war alles ruhig auf Montsalve, das Schloss lag wie ausgestorben im Halbdunkel. Dave stolperte, fing sich wieder, erreichte die Straße und jagte weiter.
    Hinter der ersten langgezogenen Kurve wurde er etwas langsamer.
    Hohe Felsen versperrten ihm die Sicht auf das alte Gemäuer. Er blieb stehen, lauschte — und wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn, als er immer noch nichts hörte.
    Er musste den Wagen erreichen.
    Falls er noch da war.
    Und wenn nicht...?
    Dave schüttelte den Kopf, als könne er auf diese Weise die Furcht verscheuchen. Er verfiel in den langen, ausgreifenden Schritt, den er sich bei Eilmärschen während seiner Militärzeit angeeignet hatte. Er war in Vietnam gewesen. Er besaß eine Nahkampfausbildung und hatte sich einem mörderischen Überlebenstraining unterziehen müssen.
    All das rief er sich ins Gedächtnis zurück, während er eilig der Straße folgte, und nach zwei Meilen war es ihm tatsächlich gelungen, seine Beherrschung zurückzugewinnen.
    Vor der Kurve, hinter der nach seiner Rechnung die beiden Wagen stehen mussten, hielt er an und überlegte.
    Tessa kannte einen kürzeren Weg vom Schloss hierher.
    Und sie würde sich sicher denken können, dass er nicht zu Fuß quer durch die Berge lief.
    Er lauschte — doch nichts wär zu hören. Einen Moment lang zögerte er, dann verließ er die Straße und tauchte in das Gewirr der bizarren Felsblöcke.
    Er schlug einen Bogen, um sich den Fahrzeugen von der Seite zu nähern.
    Fünf Minuten brauchte er. Dann kauerte er neben einem Felsblock und starrte auf die Straße hinunter.
    Björn Springdaals Volvo und sein eigener Wagen standen noch so da, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Graues Dämmerlicht lag über den Fahrzeugen. Dämmerlicht, aus dem sich erst auf den zweiten Blick Schatten und huschende Gestalten schälten.
    Katzen.
    Die Katzen von Montsalve ...
    Dave biss die Zähne zusammen. In seinem Magen gab es plötzlich einen warmen, zitternden Kloß, der ihm in die Kehle zu steigen drohte. Er sah die Tiere, sah ihre seltsame, lauernde Haltung, und vor seinen inneren Augen sah er auch wieder die zerfetzten Leichen der Männer, die den Biestern zum Opfer gefallen waren.
    Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Er spürte den salzig-bitteren Geschmack von Blut im Mund und begriff, dass er sich die Lippe zerbissen hatte.
    Reiß dich zusammen! befahl er sich selbst. Du hast schon ganz andere Dinge durchgestanden, du...
    Die Gaspistole!
    In seinem Wagen lag eine Gaspistole. Griffbereit. Eine Gewohnheit, die er sich zugelegt hatte, als in New York die Überfälle auf offener Straße immer häufiger wurden.
    Er leckte sich das Blut von den Lippen und überlegte.
    Die Gaspistole war immerhin eine wirksame Waffe, sie konnte ihm eine Chance verschaffen. Wenn es ihm gelang, nahe genug an den Wagen heranzuschleichen, wenn er dann durchbrach...
    Mit fest zusammengebissenen Zähnen richtete er sich auf.
    Seine Muskeln schmerzten vor Anspannung. Langsam, lautlos glitt er durch den tiefen Einschnitt zwischen zwei Felsen, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und näherte sich dem letzten, abschüssigen Stück bis zum Straßenrand.
    Noch fünf Yard trennten ihn von seinem Wagen. Dann vier. Dann nur noch drei. Drei Yard steil abfallende Böschung.
    Eine große schwarze Katze wandte ihren dunklen Kopf zu ihm um.
    Grüne Augen glühten. Ein leises Fauchen drang aus dem aufgerissenen Rachen — und in die anderen Tiere kam Bewegung.
    Dave zögerte keine Sekunde.
    Die Spannung in ihm explodierte. Wie von einem Katapult abgeschossen schnellte er hoch,

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