Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
Vom Netzwerk:
überwand die Böschung mit einem langen Sprung und landete zwischen den Katzen. Er verlor das Gleichgewicht, überschlug sich, kam wieder hoch. Das Bein knickte unter ihm weg, der rechte Knöchel brannte wie Feuer. Rings um ihn schien die Hölle loszubrechen. Vielstimmiges Fauchen schlug über ihm zusammen, überall waren Schatten, waren glühende Augen, war huschende Bewegung. Die aufwallende Panik flutete wild gegen die Schranken seiner Beherrschung.
    Etwas flog auf ihn zu.
    Ein Schatten. Augen, Krallen.
    Glutheiß ratschte es über sein Gesicht, Blut rieselte, und im nächsten Moment spürte er die Berührung an der Kehle.
    Mit einem entsetzten Aufschrei machte er sich frei.
    Er taumelte. Angst peitschte ihn. Mit zwei Schritten erreichte er den Wagen, riss die Tür auf und ließ sich blindlings auf die Polster fallen.
    Das Fauchen klang fast menschlich. Eine riesige Siamkatze versuchte ihm nachzuspringen. Er fegte sie mit dem Fuß zur Seite, wehrte drei, vier andere Tiere mit wilden Tritten ab, und dann schlossen sich seine Finger um den kühlen Kolben der Waffe.
    Den Schlitten zurückziehen, den Sicherungshebel umlegen und durchziehen war eins.
    Die Gaspatrone platzte.
    Dave warf sich zurück, um nichts von dem Zeug einzuatmen. In der winzigen Sekunde, die er nicht aufpasste, sprang die Siamkatze in den Wagen — mitten durch den beißenden Sprühnebel hindurch. Dave spürte Krallenhiebe, spürte spitze Zähne an seinem Arm, ohne sich darum zu kümmern. Die Tür war frei. Mit einer verzweifelten Bewegung warf er sich wieder nach vorn, bekam den Griff zu fassen und zog den Wagenschlag zu.
    Die Siamkatze bäumte sich auf, erschlaffte dann. Dave fegte sie auf den Boden. Seine Finger zitterten, als er nach dem Zündschlüssel tastete. Er steckte noch. Mit sattem Brummen kam der Motor, überdrehte jaulend, und der Wagen startete mit kreischenden Reifen.
    Dave flog am ganzen Körper.
    Fahrig schaltete er herauf. Vor ihm schien die Straße zu verschwinden, in letzter Sekunde riss er den Wagen um die Kurve, und da erst bemerkte er, dass er die Scheinwerfer noch nicht eingeschaltet hatte.
    Er holte es nach.
    Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm nur die dunkle, leere Straße. Niemand verfolgte ihn. Mit zusammengebissenen Zähnen sah er zu der betäubten Siamkatze hinunter und wischte sich erst die linke, dann die rechte Hand an der Hose ab, um das Steuer besser halten zu können.
    Fünf Minuten später stoppte er.
    Ringsum war alles still. Der Morgen graute, warf einen trüben, unwirklichen Schleier über die kahle Landschaft. Zwischen den Felsen hing noch die Dunkelheit, erst allmählich wich die Nacht zurück. Daves überreizte Nerven gaukelten ihm Bewegungen vor, wo keine waren.
    Er würgte seinen Ekel herunter, bückte sich und packte die Siamkatze beim Nackenfell.
    Das Fenster herunterzukurbeln kostete ihn fast übermenschliche Anstrengung. Er überwand sich dazu, nahm rasch die Gaspistole in die Linke und schleuderte mit einer heftigen Bewegung die Katze nach draußen.
    Sie rollte über den Hang. Dave wagte nicht, dem leblosen Körper nachzusehen. Er behielt die Pistole in der Hand, bis er das Fenster wieder hochgekurbelt hatte, und wischte sich fahrig den kalten Schweiß aus dem Gesicht.
    Einen Moment lang blieb er reglos sitzen.
    Schauer rannen über seine Haut — eiskalte Schauer und Hitzewellen. Für einen Moment verwirrte sich alles in seinem Kopf. Er schloss die Augen und versuchte, tief und regelmäßig durchzuatmen.
    Er war sicher.
    Hier würde ihm nichts mehr passieren. Katzen konnten nicht in einen geschlossenen Wagen eindringen und...
    Katzen?
    Und was war mit Tessa? Mit Francesca, Anna und Philippa? Mit dieser rothaarigen Marguerite?
    Tief in ihm schien die Panik förmlich zu explodieren und breitete sich in Wellen durch seinen Körper aus. Erneut drehte er den Zündschlüssel. Dreimal würgte er den Motor ab, seine Hände bebten, Entsetzen schüttelte ihn — dann endlich schaffte er es, den Wagen wieder zu starten. Blindlings gab er Gas, jagte den Motor im ersten Gang in den höchsten Drehbereich und schaltete erst, als ihm das nervenzerfetzende Jaulen fast die Trommelfelle sprengte.
    Er fuhr wie ein Wahnsinniger.
    In jeder Kurve verriss das Heck, zweimal geriet der Wagen ins Schleudern. Staub wirbelte, Steine schlugen gegen das Bodenblech. Irgendwann streifte die Motorhaube um Haaresbreite das Geländer, das die Straße gegen den steil abfallenden Hang sicherte. Dave setzte das Tempo etwas

Weitere Kostenlose Bücher