023 - Der grüne Bogenschütze
zu einem Schiff. Ich folge. Featherstone benachrichtigen !‹
Fay überlegte kurz und lief dann zum Telefon. Da Featherstone nicht gleich gefunden werden konnte, hinterließ sie eine Nachricht für ihn. Zehn Minuten später war er bei ihr in der Wohnung. Er sah übermüdet aus, war unrasiert und beschmutzt. Fay las ihm die Nachricht ohne weitere Erklärung vor.
»Das hat Julius fein gemacht! Wir hatten bereits gestern nacht unten an der Flußmündung ein Schiff angehalten, aber sie waren nicht an Bord. Wäre auch nicht gut möglich gewesen, wenn das Schiff, von dem Julius redet, nachts noch im Fluß lag. Da Ebbe war, hätten sie nämlich vor vier Uhr früh überhaupt nicht ausfahren können.«
Fay hatte inzwischen Kaffee gebraut und servierte Jim eine Tasse, die er dankbar annahm. Er setzte die Tasse gerade wieder ab, als das Telefon klingelte.
Fay ging an den Apparat. Es war Abel Bellamy, der sich meldete.
»Wo ist Ihr Mann?« fragte er.
»Er ist nicht hier - ist er denn nicht in Garre?«
»Würde ich dann nach ihm fragen? Er ist gestern abend ausgegangen und nicht zurückgekommen ... Na, Sie können ihm sagen, daß er seine Sachen und seinen Lohn abholen soll. Er ist entlassen!«
»Oh, vielleicht steckt er mit Lacy zusammen?« fragte Fay mit ihrer liebenswürdigsten Stimme. »Lacy ist doch nach Garre gefahren, um Miss Howett zu Coldharbour Smith zu bringen. Die Polizei weiß das übrigens schon längst!«
Ein langes Schweigen folgte auf der anderen Seite, und sie dachte schon, er hätte aufgelegt. Aber dann antwortete er doch.
»Blödsinn - ich weiß nichts von Lacy, und noch viel weniger etwas von Miss Howett! Was reden Sie da eigentlich für Unsinn?« Nach einer nochmaligen Pause fragte er: »Was wird die Polizei unternehmen?«
Sie hielt die Sprechmuschel zu und wiederholte Jim flüsternd die Frage.
»Sagen Sie ihm, daß alle Schiffe auf dem Fluß angehalten werden.«
»Ist jemand bei Ihnen in der Wohnung?« fragte Bellamy argwöhnisch. »Los, reden Sie!«
Jim nickte.
»Nur Captain Featherstone ist hier!«
Fay hörte Bellamy fluchen und wütend auflegen.
»Bleibt die Frage, wo Julius ist«, meinte Jim. »Jedenfalls scheint er die Fährte aufgenommen zu haben - ich hätte mir nie im Traum einfallen lassen, daß ich einmal meine Hoffnung auf ihn setzen würde!«
»Sie kennen eben Julius nicht -«, sagte Fay gekränkt.
Jim kannte Mr. Savini nur zu gut, aber er sah ein, daß dies nicht der Moment war, darüber zu streiten. Er fuhr in sein Büro zurück, wo ihn Mr. Howett aufgeregt erwartete.
»Tun Sie alles, um Valerie zu finden!«
»Keine Sorge, Mr. Howett, an mir wird es nicht liegen - Sie waren nicht in Lady's Manor, als Miss Howett weggebracht wurde?«
»Nein, ich war in London. Aber ich hätte sie ja doch nicht zurückhalten können! Haben Sie schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Ja, ich glaube.« Jim klingelte seiner Sekretärin. »Gehen Sie ins Archiv, suchen Sie die Akten von Lacy - Henry Francis Lacy, wenn ich mich recht erinnere. Er wurde vor drei Jahren wegen Einbruchs verurteilt. Geben Sie eine Personalbeschreibung sofort an alle Polizeistationen. Er soll dringend festgenommen werden. Wahrscheinlich treibt er sich irgendwo in der Nähe des ›Goldenen Ostens‹ herum.«
»Was halten Sie von Mr. Savinis Verschwinden?« fragte Howett.
»Julius ist ein merkwürdiger Mensch. Manchmal hält er sich ganz ordentlich, meistens gerade dann, wenn niemand es von ihm erwartet.«
Jim ruhte sich etwas aus und machte sich dann sofort wieder an die Arbeit. Mit der Themsepolizei fuhr er die Strecke von London Bridge bis Greenwich ab und durchsuchte jedes Schiff, das dort vor Anker lag. Auch an der ›Contessa‹ kamen sie vorüber, aus deren Schornstein jetzt gelber Rauch aufstieg.
»Hat wohl keinen Zweck, sie noch einmal zu durchsuchen?« fragte Jim.
»Ich glaube nicht«, antwortete der Inspektor. »Bestimmt hätte man Miss Howett nicht auf ein Schiff gebracht, das noch nicht einmal abfahrbereit ist. Barnett hat eben gelogen.«
Wenig später suchte Jim den Barmann im ›Goldenen Osten‹ nochmals auf. Aber so sehr er auch in ihn drang, Barnett blieb verzweifelt bei seiner Aussage. Was er vorbrachte, wirkte so aufrichtig, daß Jim ihm glaubte. Er konnte nur vermuten, daß die Unterhaltung, die Barnett belauscht hatte, nicht endgültig gewesen war, und daß die Pläne in letzter Minute noch geändert wurden.
Jim verließ eben den ›Goldenen Osten‹, als Spike Holland mit neuen Nachrichten
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