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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schlüpfte in ihren Morgenrock, ging zum Fenster und schaute in die dunkle, regnerische Nacht hinaus. Schaudernd und fröstelnd wollte sie wieder ins Bett kriechen, als sie ein seltsames Geräusch vernahm - ein schwaches, regelmäßiges Klopfen, das von irgendwoher aus den unteren Räumen kam.
    Tapp - tapp - tapp ... Eine Pause, und wieder: Tapp-tapp-tapp ...
    Sie stieß Julius an, bis er aufwachte.
    »Hör! Was ist das?« fragte sie flüsternd.
    Er fuhr im Bett hoch und lauschte.
    »Ich weiß nicht -«
    »Was für Räume sind unter uns?«
    »Das alte Speisezimmer - und die Treppe, die in die Verliese hinunterführt.«
    Sie schauderte.
    »Julius, ich habe Angst ...«
    Er beruhigte sie, obwohl ihm selbst nicht wohl zumute war.
    »Wahrscheinlich ist es irgendein Geräusch in der Wasserleitung. Jedenfalls behauptet das Bellamy immer. Es klingt allerdings mehr danach, als ob jemand mit einem Hammer auf Eisen schlage. Ich will einmal nachsehen -«
    Er zog seinen alten Bademantel an, ging zum Schreibtisch und zog die Schublade auf.
    »Warum nimmst du die Pistole mit?« fragte sie erschrocken.
    »Ich bin selbst ziemlich nervös geworden.«
    »Ich bleibe nicht allein hier«, sagte sie bestimmt und lief rasch auf ihn zu.
    Julius hatte nichts dagegen einzuwenden, daß sie mitkam.
    Als sie leise auf den Gang hinaustraten, sahen sie, daß die Tür zu Bellamys Schlafzimmer weit offenstand.
    »Er ist noch nicht zu Bett gegangen«, flüsterte Julius. »Die Tür stand genauso offen, als ich heraufkam.«
    In der Halle unten brannte Licht. Langsam schlichen sie die Treppe hinunter. Das Hämmern kam wie vermutet aus dem unbewohnten Teil, wo das Speisezimmer lag. Julius tastete sich die langen, dunklen Gänge entlang. Neben dem Speisezimmer befand sich der sogenannte kleine Wachraum. Julius spähte hinein - von der Kerkertreppe herauf schimmerte Licht. Vorsichtig stieg er eine Stufe hinunter, Fay dicht hinter ihm. Die Hammerschläge waren jetzt laut und deutlich zu hören.
    Julius war so aufgeregt, daß seine Hand, die die Pistole umklammerte, zu zittern begann. Er setzte den Fuß auf die zweite Stufe, aber da brach das Klopfen ab, und von unten hallten Schritte herauf.
    Savini sprang zurück, packte seine Frau am Ärmel und lief mit ihr davon. Erst auf dem oberen Absatz der großen Treppe machten sie halt. Von hier hatte man einen guten Überblick über die Halle. Sie kauerten sich hinter das Treppengeländer - die Schritte kamen vom Gang her näher, ein Schatten fiel im Lichtschein einer Laterne auf den Fußboden der Halle, dann bog der nächtliche Arbeiter um die Ecke. Es war Abel Bellamy.
    Er trug keinen Rock, sein Hemd war vorne offen. In der Hand trug er einen schweren Hammer. Julius und Fay warteten keine Sekunde länger, sie eilten sofort in ihr Zimmer und verschlossen leise die Tür.
    »Was hat er nur gemacht?« flüsterte Fay zitternd.
    »Er wird ein Wasserrohr verlegt haben«, sagte Julius, nur um sie zu beruhigen. Er hätte sich nicht träumen lassen, wie nahe er damit der Wahrheit kam.
    Am nächsten Morgen stand Julius sehr früh auf. Er machte einen Rundgang und suchte auch den Wachraum auf, wo ihn eine Überraschung erwartete. Oben am Treppenzugang, durch den man zu den Verliesen gelangte, war eine Gittertür angebracht worden. Bellamy mußte sie in der vergangenen Nacht noch montiert haben.
    Als Julius später den Alten traf, erwähnte er seine Entdeckung.
    »Warum interessiert Sie das überhaupt?«
    »Ich hätte meiner Frau gern die Kerker gezeigt«, log Julius.
    »Wenn Ihre Frau sie sich ansehen will, werde ich sie ihr eines Tages selbst zeigen«, erwiderte er gar nicht so unfreundlich, wie Savini eigentlich erwartet hatte.
    In der nächsten Nacht hörten sie wieder heftiges Klopfen und Hämmern, einmal sogar eine Explosion. Fay war jetzt aufs äußerste beunruhigt, die ganze Sache kam ihr immer unheimlicher vor.
    »Mir reicht es jetzt, Julius«, sagte sie energisch. »Ich glaube, wir sind dem Alten auf den Leim gegangen. Warum hat er dich zurückgerufen, warum wollte er uns beide hier haben? Sobald es hell wird, gehen wir!«
    Julius stimmte ihr sofort zu, er fühlte sich genauso unbehaglich.
    Bellamy war in der Bibliothek, als die beiden am Morgen zu ihm kamen.
    »Sie wollen wohl ausgehen?« fragte er, als er ihre Kleidung sah.
    »Nein, wir möchten um unsere Entlassung bitten«, erklärte Fay kurz.
    Bellamy schaute erstaunt von einem zum andern.
    »Sie wollen auch fort, Savini?«
    »Ja, ich ...«
    »Ach was, Sie sind

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