023 - Der Kopf des Vampirs
nach dem silbernen Kreuz in der Tasche.
Ein grüner Schleimball, der auf vier menschlichen Beinen stand und ein klaffendes, schwärzliches Loch in der Körpermitte hatte, lachte so gellend und höhnisch, daß Cohen zusammenzuckte.
»Nun gut. Warten Sie oben«, sagte Zaander amüsiert. »Die anderen Räumlichkeiten rundum werden Sie kaum interessieren. Ich benutze sie als Lagerräume und Unterkünfte für Versuchsobjekte. Skriilack wird Sie nach oben bringen. Ich muß Sie bitten, den Raum nicht zu verlassen, in den er Sie führen wird, und keinerlei Schwierigkeiten zu machen. Sie werden überwacht, wofür Sie sicher Verständnis haben werden. Also tun Sie nichts, was ich als Affront auslegen müßte. In anderthalb Stunden etwa wird mein alter Freund Thören mit einem neuen Körper aufwarten können.«
Die widerliche schleimige Spinne mit dem moosgrünen Leib und dem Menschenkopf huschte vor Dorian und Marvin Cohen her zur Tür. Dorian warf über die Schulter einen letzten Blick zurück auf die Dämonen, Monstren und Schreckensgeschöpfe, ehe er den großen unterirdischen Raum verließ. Ndoyo stand inmitten der Ungeheuer. Die weiße Ratte über seinem Kopf streckte durch die Gitterstäbe des Käfigs die Vorderpfoten nach ihm aus.
Zaander gab dem Käfig einen Stoß, daß er hin und her schwang. »Wenn dein Vater an der Reihe war, bereite ich für dich auch etwas vor, Noe'mie«, versprach er höhnisch lachend. »Etwas ganz Besonderes. Du wirst deine Freude daran haben.«
Dorian konnte den Sinn dieser Worte nicht verstehen. Er war froh, als er die unterirdischen Räume verlassen und durch den verrotteten Weinkeller nach oben in die Villa zurückkehren konnte. Der Spinnenmann führte sie in eine altertümlich eingerichtete, muffige Kammer. Als erstes machte Dorian eine Meldung an Coco und teilte ihr mit, Zaander habe mit der Transplantation des Vampirkopfes auf einen Spenderkörper begonnen. Dorian wollte sich zu jeder vollen Stunde wieder melden.
Marvin Cohen saß wie erschlagen in einem Plüschsessel und steckte sich mit zitternder Hand eine Zigarette an. Sein Gesicht war so bleich wie ein faulender Schafskäse. Vor der Tür warteten stumm und reglos der Spinnenmann und der Bucklige mit den Reißzähnen.
»Wünschen Sie irgend etwas?« fragte der Bucklige. »Zu essen, zu trinken, zu rauchen oder Unterhaltung?«
Dorian schüttelte den Kopf.
Endlos langsam verging die Zeit. Dorian lauerte und lauschte nach allen Richtungen. Er war in erster Linie hinter dem goldenen Drudenfuß und den Dämonen-Drillingen her. Um an beides heranzukommen, mußte er kurzfristig eine Art Pakt mit Dämonen wie Johan Zaander und Thören Rosqvana eingehen; er mußte kleinere Übel in Kauf nehmen, um die großen Übel beseitigen zu können. Doch der Dämonenkiller würde die Pestbeule nicht vergessen, die sich um den Dämon Johan Zaander gebildet hatte. Er nahm sich vor, das Grauen im Schreckenskabinett des Professor Zaander zu beenden, sobald sich eine Möglichkeit dazu ergab.
Seine Gedanken schweiften ab zu dem, was jetzt in den Räumen des unterirdischen Schreckenslabors geschah. Aus Ndoyos Körper und Thören Rosqvanas Kopf entstand ein neues Ungeheuer, ein Vampir.
Dorian hörte Schritte draußen auf dem Flur.
Johan Zaander trat ein. Sein eines Auge funkelte triumphierend und boshaft. »Die Transplantation ist gelungen. Thören Rosqvana hat einen neuen Körper – wie ich es ihm versprochen habe. Sehen Sie selbst! Was halten Sie von meinem Werk?«
Eine Bahre wurde von zwei Schreckensgestalten hereingetragen. Eine verhüllte Gestalt lag darauf. Ihr Kopf war merkwürdig breit und äußerst formlos. Auf ein Zeichen Professor Zaanders hin wurden die Decken weggezogen.
Dorian glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Johan Zaander hatte tatsächlich Thören Rosqvanas Vampirkopf auf den Rumpf Ndoyos verpflanzt. Aber er hatte Ndoyos Kopf nicht entfernt. Es befanden sich jetzt zwei Schädel auf dem Hals des Mannes.
Rosqvanas Kopf saß auf der linken Seite neben dem Ndoyos. Die Augen beider Köpfe waren geschlossen, die Brust des Schwarzen hob und senkte sich regelmäßig. Johan Zaander hatte eine medizinische und magische Meisterleistung vollbracht. Er hatte Ndoyos Kopf etwas nach rechts versetzt und so für den Vampirkopf Thören Rosqvanas Platz geschaffen. Auf magische Weise hatte er die Operationswunden schon verheilen lassen.
Der Dämon schnalzte mit den Fingern, rief ein Wort in einer fremden Sprache und fügte mit donnernder Stimme
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