023 - Der Kopf des Vampirs
hinzu: »Aufwachen!«
Der Doppelkopf-Vampir öffnete seine vier Augen und setzte sich auf. Alle vier Augen sahen Johan Zaander an. Die beiden Köpfe hatten noch nicht mitbekommen, was geschehen war.
Zaander lachte teuflisch. »Thören Rosqvana, alter Freund, wie bist du mit deinem neuen Körper zufrieden? Und du, mein guter Ndoyo, bist du mir nicht unbeschreiblich dankbar, daß ich dich doch am Leben gelassen habe?«
Die beiden Köpfe sahen sich an. Deutlich war das Erschrecken im Gesicht des Menschen und des Vampirs zu erkennen, der Schock und das fassungslose Grauen.
»Nein!« heulte Ndoyo, und »Nein!« schrie auch Thören Rosqvana.
Der Doppelkopf-Vampir sprang auf.
»Mach das sofort wieder rückgängig!« schrie Rosqvana. »Ich will einen anderen Körper haben, einen für mich allein, ohne zweiten Kopf!«
»Ich will nicht meinen Körper mit diesem Ungeheuer teilen!« brüllte Ndoyo. »Tötet mich, Herr, aber mutet mir nicht dieses Schicksal zu!«
Johan Zaander brüllte vor Lachen. »Was wollt ihr denn eigentlich, ihr beiden? Du hast einen neuen Körper, Thören, und dir sollte es eine Ehre sein, einen Dämonenkopf mit dir herumtragen zu dürfen, Ndoyo. Denk doch nur, was du alles von ihm lernen kannst!«
Die beiden Köpfe auf dem herkulischen Rumpf des Schwarzen sahen sich in die Augen. Einer verabscheute den anderen, das war klar zu erkennen. Sie rangen um die Vorherrschaft über den Körper. Er konnte nur einem Willen gehorchen, das hatte Johan Zaander so eingerichtet. Rosqvana war ein Dämon und hatte übernatürliche Kräfte, aber Ndoyo besaß den Körper schon seit fast dreißig Jahren und hatte ihn mehr und besser in der Gewalt als Rosqvana, der sich zuerst einmal an ihn gewöhnen mußte.
Ein mörderisches Duell entbrannte, gleich furchtbar für Zuschauer und Akteure. Zaander lachte nicht mehr laut, er kicherte vergnügt angesichts der Qualen des von ihm geschaffenen Monstrums.
Ndoyo hob eine Hand, und Rosqvana ließ sie wieder sinken. Der Doppelkopf-Vampir torkelte wie betrunken umher, die beiden Köpfe stöhnten und ächzten.
»Na, wie sind Sie mit meinem Werk zufrieden, meine Herren?« fragte Zaander Dorian Hunter und Marvin Cohen.
»So habe ich mir das nicht vorgestellt«, rief Hunter. »Sie müssen den Verstand verloren haben, Zaander. Sehen Sie zu, daß Sie diese Teufelei wieder rückgängig machen!«
Ndoyo war der sklavische Diener und Gehilfe des Dämonen. Doch mit einem solch satanischen Experiment hatte Dorian nicht gerechnet. Er billigte ganz und gar nicht, was Zaander gemacht hatte.
»Ich habe getan, was von mir verlangt wurde«, sagte Zaander und rieb sich die Hände. »Die Machart müssen Sie schon mir überlassen, Mr. Hunter. Empfehle mich bestens. Wenn Sie einmal einen anderen Körper brauchen oder sonst etwas an sich verändert haben wollen, kommen Sie jederzeit zu mir. Johan Zaander steht Ihnen immer zur Verfügung.«
Dorian hätte dem fetten Ungeheuer am liebsten ins Gesicht geschlagen, doch wie sollte er es anstellen, Zaander dazu zu bringen, die teuflische Transplantation rückgängig zu machen?
Der Doppelkopf-Vampir begann zu rasen. Ndoyo hatte im Moment die Oberhand über den Körper gewonnen. Er versuchte Rosqvanas Kopf zu würgen. Aber so viel Gewalt hatte Rosqvana immerhin über den Körper, daß er das verhindern konnte. Ndoyo drehte nun völlig durch. Brüllend zerschlug er die Möbel, warf schwere Sessel aus dem Fenster und fegte Marvin Cohen, der ihm im Weg stand, mit einem kräftigen Faustschlag zur Seite. Mit gefletschten Zähnen stürzte er sich auf Johan Zaander. Der wich erschrocken zurück. Die Transplantation hatte einige Veränderungen herbeigeführt; der hypnotisch-magische Bann hielt Ndoyo nicht mehr zurück, seinen Herrn anzugreifen.
»Garde!« schrie Zaander. »Zu Hilfe!«
Der Spinnenmann und der Bucklige stürzten ins Zimmer. Die beiden Monstren, die den Doppelkopf-Vampir hereingetragen hatten, griffen ihn an. Ndoyos Arme wirbelten wie Dreschflegel durch die Luft. Er packte das grünliche Monstrum mit zischendem Schlangenkopf und warf es gegen die Wand.
Ein herbeigeeiltes Ungeheuer mit Alligatorenkopf verbiß sich in Ndoyos rechtem Arm, die Freßwerkzeuge des Spinnenmannes bohrten sich in sein Bein, die Giftzangen des Spinnenmonsters sonderten ihr Sekret ab.
Dorian Hunter griff ein. Er brauchte Thören Rosqvanas Kopf noch; er mußte ihm wohl über übel beistehen. Er zog den 38er Smith & Wesson aus der Schulterhalfter und feuerte dem
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