0230 - Heroin für Gangsterarme
Treppe rauf lassen«, kicherte er zufrieden. »Ich mußte ihnen erst erzählen, wie Sie diese Burschen da zusammengedroschen haben. Sir, Sie glauben gar nicht, wie das FBI jetzt bei den Leuten dasteht.«
Vermutlich hatte er die ganze Sache hübsch ausgemalt. Mit ein paar Farbtupfen, die es gar nicht gegeben hatte. Ich hielt ihm die Zigarettenschachtel hin. Er bediente sich. Kurze Zeit später hörten wir draußen energische Schritte die Treppe heraufkommen. Vier Kollegen traten ein, nachdem sie angeklopft hatten. Ich stellte sie vor.
Sie sahen sich die beiden gefesselten Gangster an. »Na«, brummte Walter Rineberg, »für das, was sie hier angerichtet haben, sind sie noch viel zu glimpflich davongekommen. Los, ihr beiden, erhebt euch mal! Die schönste Reise eures Lebens steht euch bevor.«
Zwei Kollegen führten die beiden Gangster ab. Walter Rineberg und Steve O’Cadders blieben auf meinen Wunsch zurück.
»Wir wollen uns die drei anderen holen«, sagte ich.
Meine beiden Kollegen nickten. Walter sagte: »Gern, Jerry, sehr gern. Gehen wir!«
Wir verabschiedeten uns von den beiden Männern. Potenkusch wollte große Dankesreden vom Stapel lassen. Ich schnitt sie ihm mit einer Handbewegung ab.
»Beim nächstenmal«, sagte ich ernst, »ersparen Sie uns eine Menge Arbeit, wenn Sie gleich beim ersten Versuch der Gangster, Sie zu erpressen, zu uns kommen.«
Potenkusch zeigte auf die aufgeharschten Knöchel meiner rechten Hand. »Nachdem ich das da gesehen habe, Sir«, sagte er, »können Sie sich darauf verlassen, daß ich mich nicht noch ein zweites Mal einschüchtern lasse in der Angst, die Polizei könnte vielleicht nichts tun.«
Wir schüttelten uns noch einmal die Hand.
Im Treppenhaus ging der Zirkus weiter. Ich konnte es nicht ändern, aber ich war nun einmal für diese Leute der Held des Tages. Ich mußte ein Dutzend Hände schütteln. Als wir endlich draußen waren, atmete ich erleichtert auf.
In der Kneipe kehre schlagartig Ruhe ein, als wir drei eintraten. Manche Leute riechen es förmlich, daß wir Detektive sind. Weiß der Teufel, woran sie uns erkennen.
Wir hatten uns von dem alten Mann und von den beiden Gangstern, bevor sie abgeführt wurden, die Gesichter der drei anderen beschreiben lassen. Larello und Tilbrook erkannten wir auf den ersten Blick. Coughes schien nicht dazusein.
Wir marschierten in lockerem Abstand auf den Tisch zu, an dem die beiden Gangster saßen. Sie machten unglückliche Mienen, als sie uns kommen saßen, wußten aber nicht, wie sie sich verhalten sollten.
»Eure Waffen, das ganze Geld und das Notizbuch!« sagte ich.
In der Kneipe war es totenstill. An der Theke tropfte der Bierhahn. Jeder Tropfen klatschte mit einem hallenden Geräusch auf die Theke. Das Geräusch hallte überlaut durch die Stille.
Tilbrook sah Larello unsicher an. Larello fauchte: »Ich weiß nicht, was ihr wollt. Laßt uns gefälligst in Ruhe! Wir kennen euch nicht!«
Ich griff in die Tasche und zog das Etui. Ich ließ es aufspringen und legte es vor ihnen auf den Tisch. Der blaugoldene Strahlenstern mit dem Wappen und der Waage der Gerechtigkeit darüber leuchtete ihnen förmlich entgegen: Department of Justice - Federal Bureau of Investigation (Justizministerium - Bundeskriminalpolizei) stand im äußersten Kreis.
»FBI?« stotterte Larello und wurde kreidebleich.
»Ja«, erwiderte ich knapp. Und ich wiederholte: »Eure Waffen, das ganze Geld und das Notizbuch!«
Tilbrook schob das kleine Buch mit spitzen Fingern herüber. Ich steckte es ein. Sie packten den Rest aus. Wir nahmen alles an uns.
»Aufstehen!« kommandierte ich.
Sie gehorchten stumm. Wir klopften sie nach Waffen ab. Danach brachten wif sie hinaus.
Bevor wir die Kneipe verließen, drehte ich mich um und fragte: »Weiß jemand, wo Slim Coughes wohnt?«
Die Antwort riefen mir sechs oder acht Männer auf einmal zu. Und es kam mir vor, als freuten sie sich alle, daß sie mir diese Auskunft geben konnten.
»Coughes kann ich allein holen«, sagte ich. »Fahrt ihr mit diesen beiden Halunken zum Distriktgebäude! Mit dem Boß dürfen wir jetzt keine Zeit mehr verlieren. Es könnte sein, daß es einen Spitzel gibt, der ihn benachrichtigt.«
»Sollte nicht wenigstens einer von uns mitgehen?« fragte O’Cadders. »Er ist der Boß, und er wird vielleicht ein bißchen mehr Format haben als die anderen.«
»Möglich«, gab ich zu. »Aber ich denke, daß ein G-man auch ein bißchen Format hat, um ihm gegenübertreten zu können.«
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