0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
sprang sofort auf die Füße, aber der andere schrie auf und blieb mitten auf der Straße liegen.
Phil und ich beugten uns über ihn. Er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein, aber der Schock machte ihn bewegungsunfähig.
Die Bremsen des Wagens kreischten. Phil blickte auf und sagte gelassen: »Sie kommen!«
Der Chevrolet war in einer Entfernung von fünfzig Yards stehen geblieben. An die zehn Boys spuckte der Wagen aus, und die Art, in der sie uns ansteuerten, verriet nichts Gutes.
Phil und ich richteten uns auf.
»Wollen wir ihnen nicht lieber die Pistole zeigen?«, fragte er.
»Nur wenn es notwendig sein sollte. Wollen mal sehen, ob wir nicht so mit ihnen fertig werden.«
Selbstverständlich waren die Jungen samt und sonders puertoricanischer Herkunft. Die Vordersten stutzten, als wir vor ihrer Überzahl nicht die Flucht ergriffen, aber die anderen schoben sie weiter.
Zehn Burschen sind auch für routinierte Leute wie Phil und mich etwas viel. Wir arbeiteten rationell, deckten uns gegenseitig, und es war Phil, der den ersten Halbstarken mit einem sauberen Haken von den Füßen holte, als der Bursche ihn am Arm fasste. Damit ging der Tanz los, und wir bekamen alle Hände voll zu tun. Wir hielten uns die Angreifer vom Leib. Mehr als einer von ihnen bekam einen Brocken ab, an dem er schwer zu schlucken hatte. Phil und ich haben uns nicht selten mit Halbstarken-Gangs schlagen müssen. Wir haben dabei immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Jungs rasch den Mut verloren, wenn sie ernsthaften Widerstand spürten.
Heute war es anders. Diese Gruppe gab nicht nach. Sie umtobten uns wie eine Meute von Wölfen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns ernsthaft in Schwierigkeiten bringen würden.
Und dann geschah etwas, mit dem wir nicht gerechnet hatten — in diesem Viertel nicht. Die Bewohner der Watts Street, die Passanten, die sich vor dem rasenden Wagen hatten retten müssen, griffen ein. Erst waren es nur zwei Männer, die sich in das Handgemenge mischten, aber dann wurden es vier, fünf und schließlich ein rundes Dutzend. Im Handumdrehen wurde die Gruppe der Halbstarken zersprengt.
Etwa die Hälfte konnte entkommen, aber fünf Jungs blieben in den Fäusten der Männer oder auf dem Pflaster zurück.
Die Stille nach dem Toben der Schlägerei trat so plötzlich ein, dass wir alle ein paar Sekunden brauchten, um uns zurechtzufinden. Die Männer, die uns geholfen hatten, auch sie alle keine Weißen, sondern Puerto-Leute, und wir lächelten uns fast verlegen an. Ich hob meinen Hut von der Erde auf und klopfte ihn gerade.
»Vielen Dank«, sagte ich.
Ein Mann, der unmittelbar vor mir stand, nickte zustimmend mit dem Kopf. Er war ein großer Kerl in einem weißen Hemd und mit Fäusten wie Kohlenschaufeln.
»Diese Verbrecher hätten um ein Haar meine Frau überfahren«, sagte er in hartem Englisch. »Einmal muss Schluss damit gemacht werden.«
»Gut! Ich freue mich, dass Sie so denken. Wir werden die Polizei alarmieren.«
Es war nicht mehr notwendig. Lieutenant Clays Cops hatten schon Wind von der Sache bekommen. Erst trafen drei Beamte ein. Wenig später erschienen zwei Streifenwagen auf der Bildfläche. Die Halbstarken wurden verfrachtet.
Selbstverständlich gab es einen Menschenauflauf, der sich erst wieder zerstreute, als die Streifenwagen mit den Verhafteten abgefahren waren.
Die zurückbleibenden Cops bemühten sich, die Leute zum Weitergehen zu veranlassen. Phil und ich und einige von den Männern, die uns geholfen hatten, standen noch zusammen.
Ich reichte dem großen Mann die Hand. Er nahm sie.
»Noch einmal vielen Dank für die Hilfe!«
Wieder nickte er auf seine ernste Art.
Dann ging er zu seiner Frau zurück, die mit anderen Frauen zusammen an einer Haustür stand.
Ich drehte mich um. Mein Blick fiel auf eine Gruppe von Männern am Straßenrand. Es waren die Rallaro-Gangster Mad Salo und Floyd Bereira. Auf Bereiras hässlichem Gesicht lag ein teuflisches Grinsen.
***
Juana Galvarez arbeitete seit einiger Zeit für uns. Zwei Tage nach unserem Angebot hatte sie an unsere Tür geklopft und hatte uns gesagt, dass sie die Wohnung für uns in Ordnung halten würde. Seitdem kam sie regelmäßig um elf Uhr, und Phil und mir blieb nichts anderes übrig, als früh genug aufzustehen, um ihr nicht im Schlafanzug zu begegnen. Bei unseren ständigen nächtlichen Streifzügen fiel uns die Einhaltung dieser Regel ziemlich schwer.
Juana richtete unser Frühstück. Während wir aßen,
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