0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
auf.
***
Mitten im Flur standen Juan Rallaro und hinter ihm hatten sich zwei der Gorillas aus dem Nightclub aufgebaut.
Ich blieb an der Tür stehen und nahm die Hand bis zum Jackenausschnitt hoch.
Rallaro zwang sich ein Lächeln ab.
»Ich erwidere Ihren gestrigen Besuch, G-man!«
»Meinetwegen, solange du genauso gut in der Schusslinie stehst wie in der vergangenen Nacht.«
Er hob abwehrend die Hand. »Wer spricht vom Schießen? Wir haben geschäftlich in der Desbrosses Street zu tun. Wir kassieren die Beiträge für die. Vereinigung zur Erlangung der Gleichberechtigung’.« Er wandte sich zur ersten Etage und rief: »Macht ruhig weiter, Jungs! Der G-man hat nichts dagegen.«
Ich riskierte einen Blick nach oben. Dort standen noch zwei der Leibgardisten, und einer von ihnen war Rino Galvarez, der Bruder Juanas.
Ich sah, wie die Männer an die nächste Tür klopften. Sie wurde sofort geöffnet. Eine Frau tauchte auf. Ihr Gesicht zeigte den Ausdruck von Angst. Rallaros Gangster verlangten barsch zehn Dollar. Die Frau kramte zwei Scheine aus der Tasche und drückte sie Galvarez in die Hand. Der Gangster steckte das Geld ein. Es gab keine Quittung und nicht eine Liste, in der der Name des angeblichen Spenders abgehakt wurde. Die Männer gingen weiter, und die Frau schloss rasch die Tür.
»Wollen Sie sich von der Freiwilligkeit der Spenden überzeugen?«, fragte Rallaro höhnisch.
»Deine schmutzigen Tricks kennen wir«, antwortete ich.
Er ging vor mir her auf die Treppe zu, und seine Gardisten folgten ihm. Sie drehten mir den Rücken zu, als fürchteten sie sich nicht. Aber, verdammt, sie wussten genau, dass sie nichts zu fürchten hatten.
Die fünf Männer sperrten das Podest in der ganzen Breite. Wir konnten nicht an ihnen vorbei. Galvarez hatte unterdessen an die nächste Tür geklopft, ein Mann hatte ihm Geld gegeben und die Tür wieder zugeschlagen.
Das Haus schien wie ausgestorben, aber ich war überzeugt, dass hinter allen Türen die Menschen standen und lauschten.
»Mach weiter!«, sagte Rallaro. Er und seine Leute machten sich so breit, dass Phil und ich nicht an ihnen vorbeikonnten, ohne sie über das Geländer zu werfen.
Galvarez klopfte an die Tür. Ein Mann, der nur mit Hose und Unterhemd bekleidet war, öffnete.
»Zehn Dollar!«, verlangte Juanas Bruder.
Das Gesicht des Mannes blieb finster, als er zwei Scheine aus der Hosentasche nahm und sie dem Gangster reichte.
»Du gibst doch gerne für den guten Zweck, nicht wahr?«, fragte Rallaro.
Der Mann antwortete mit einem einzigen spanischen Wort.
»Sprich Englisch!«, verlangte der Gangster.
»Natürlich«, sagte der Mann.
»Zwingt dich irgendjemand, den Beitrag zu zahlen?«
»Nein.«
Der Gang-Chef war noch nicht zufrieden.
»Du hast doch selbst die Höhe des Beitrages festgesetzt, nicht wahr?«
»Ja!«
Bei jeder Antwort verfinsterte sich das Gesicht des Mannes mehr und mehr.
»Sehr gut, mein Freund«, sagte lächelnd Rallaro. »Diesen Monat haben wir eine Sonderaktion vor, und wahrscheinlich werden wir dich in vierzehn Tagen noch einmal um einen Sonderbeitrag bitten müssen.«
Damit war der Bogen überspannt.
Der Erpresste fiel aus der Rolle.
»Ich kann nicht noch mehr zahlen, Señor!«, schrie er. »Ich bin seit drei Wochen ohne Arbeit. Ich brauche die Dollars für meine Familie.«
Rallaro schlug den Mann mit der flachen Hand ins Gesicht. Einen Sekundenbruchteil später hatte ich sein Handgelenk gefasst. Er leistete nicht den geringsten Widerstand.
»Was ist los, G-man?«, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, aber ruhig.
»Du schlägst niemanden in meiner Gegenwart«, sagte ich. »Ich befördere dich beim nächsten Mal über das Geländer.«
»Habe ich jemanden geschlagen?« Er lachte auf und wandte seinen Kopf seinen Leuten zu. »Habt ihr gesehen, dass ich jemanden geschlagen habe?«
»Nein, Juan«, antwortete der Chor.
Rallaro fragte über meine Schulter hinweg den Mann.
»Habe ich dich geschlagen?«
Der Mann war jäh verstummt, als Rallaros Hand ihn traf. Er hielt den Kopf gesenkt, schüttelte ihn und antwortete leise: »Nein.«
Rallaro lachte. »Sie haben sich getäuscht, G-man. Offensichtlich leiden Sie an Halluzinationen.«
Ich ließ sein Handgelenk los, stieß ihn zur Seite, räumte Galvarez aus dem Wege, brüllte Bereira an: »Mach Platz!«, und schob mich so durch die Gruppe. Phil folgte mir. Wir liefen die Treppe hinauf zu unserer Wohnung. Das Gelächter Rallaros und seiner Kumpane scholl uns
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